Freundschaft ist sowohl für den Einzelmenschen als auch für die Gesellschaft von grosser Bedeutung, sie macht zufriedener und gesünder. Viele Freunde zu haben, heisst aber nicht unbedingt, weniger einsam zu sein. Das zeigt die neue Studie «In guter Gesellschaft» des Gottlieb Duttweiler Instituts, die im Auftrag der Migros durchgeführt wurde.
Erkenntnisse aus diesen qualitativen Befragungen flossen in die Gestaltung einer zweiten, quantitativen, Befragung ein. Diese wurde online mit 3000 Menschen in der deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Schweiz durchgeführt, repräsentativ für Landesteile, Altersgruppen und Geschlechter.
Das sind die wichtigsten Erkenntnisse:
Im Schnitt hat man in der Schweiz 4 enge Freundinnen beziehungsweise Freunde, 8 weitere Freundinnen und Freunde und einen Bekanntenkreis, bestehend aus 34 Personen. Humor ist ausschlaggebend für eine Freundschaft. Das gemeinsame Lachen steht über allem. Eine zentrale Rolle spielen aber auch Gemeinsamkeiten wie Hobby, politische Einstellung sowie das Bildungsniveau. Beste Freundinnen oder Freunde sind häufig ähnlich alt und haben in den meisten Fällen dasselbe Geschlecht.
Rund ein Drittel der Studienteilnehmer:innen sieht die eigenen Freundinnen und Freunde wöchentlich oder sogar täglich.
Dennoch beklagen sich 50 Prozent darüber, dass sie zu wenig Zeit für ihre Freundinnen und Freunde hätten. Die gemeinsame Zeit verbringt man am häufigsten miteinander beim Ausgehen, Feiern oder Essen.
Die Studie zeigt auch deutliche regionale Unterschiede. Westschweizerinnen und Westschweizer haben durchschnittlich mehr enge Freundinnen und Freunde. Der Mittelwert liegt über vier Personen. In der italienischen Schweiz liegt der Wert mit über drei engen Freundinnen und Freunden am tiefsten.
Während die Deutschschweiz bei der Anzahl enger Freundschaften mit durchschnittlich knapp vier in der Mitte liegt, zählt sie mit einem erweiterten Freundeskreis von etwas über acht Personen den kleinsten erweiterten Kreis. Die Romandie zählt hier im Durchschnitt etwas über neun und das Tessin zwischen acht und neun Personen.
Fast die Hälfte der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer hat sich während der Ausbildung oder bei der Arbeit kennengelernt. Jüngere lernen sich meist in der Schule kennen. Bei älteren Menschen entstehen Freundschaften grösstenteils in den Ferien, in Vereinen oder im digitalen Raum. Viele über 35-Jährige haben ihre besten Freundinnen und Freunde online kennengelernt.
Deutlich wird in der Studie des Gottlieb Duttweiler Instituts, dass persönliche Begegnungen wichtiger sind als solche im Internet. Digitale Tools könnten zwar beim Kennenlernen helfen, für den Freundschaftsverlauf und das eigene Wohlergehen hingegen sei die virtuelle Welt für eine deutliche Mehrheit nicht das Richtige.
Schwierig ist es, in Freundschaftskreise zu gelangen, da diese meist auf langjährigen Beziehungen beruhen. Zugezogene bemängeln, dass Spass und Spontaneität durch die hohe Gewichtung von Loyalität und Vertrauen zu kurz kommen, so die Studie. Dies beschäftigt primär jüngere Menschen.
Freundschaften enden eher durch ein langsames Auseinanderleben statt durch ein abruptes Ende.
Ältere Menschen haben weniger Freunde. Doch sie sind zufriedener mit ihren Freundschaften als jüngere Menschen, die sich im Generationenvergleich einsamer fühlen.
«Das hat uns überrascht. Landläufig wird Einsamkeit stark mit alten Menschen assoziiert. Einsamkeit scheint aber vielmehr ein Problem jüngerer Menschen zu sein, obwohl sie mehr Freunde haben», sagt Studienleiter Jakub Samochowiec.
(cst, mit Material der sda)