Der Run auf die Schutzmasken hat wieder begonnen. Wer Bus, Bahn oder Schiff benutzt und über 12 Jahre alt ist, muss ab nächsten Montag, 6. Juli, eine Schutzmaske tragen. Das hat der Bundesrat vergangenen Mittwoch beschlossen.
Während im März die Schutzmasken beinahe überall ausverkauft waren und Spitäler und gesundheitliche Einrichtungen über knappe Bestände klagten, sieht die Situation drei Monate später besser aus. Ende Mai stoppte die Schweizer Armee den Einkauf weiterer Masken. Wie SRF berichtet, seien derzeit 250 Millionen Schutzmasken an Lager. Die Bestände sind folglich aufgefüllt. Doch nun stellt sich ein neues Problem.
Der dramatische Anstieg des Maskenbedarf führte dazu, dass dubios Angebote und Händler wie Pilze aus dem Boden schossen. In einem am 2. Juli publizierten Papier warnt die Corona-Taskforce des Bundes vor minderwertiger Qualität: «Ähnlich wie in anderen Ländern haben Gesichtsmasken mit geringer Qualität den Schweizer Markt überschwemmt», so die Autoren des Papers.
Neben den FFP-Masken (siehe Grafik) sind auch die einfachen Hygiene- oder Chirurgenmasken betroffen, die im Detailhandel und in Apotheken erhältlich sind. «Die Probleme traten nach unserem Kenntnisstand ab Mitte März auf», heisst es auf Anfrage beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz. Es sei nicht auszuschliessen, dass die Probleme weiterhin bestünden.
«Entsprechen die Hygienemasken nicht der vorgeschriebenen Norm, kann der Filtrationsschutz tiefer und der Schutz des Umfelds geringer sein», erklärt René Rossi von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa).
Hygienemasken haben drei verschiedene Schichten, wobei die mittlere Schicht als Membran fungiert und die Filteraufgabe übernimmt. «Wenn beispielsweise diese Membran fehlt, dann dringen viel mehr und grössere Tröpfchen durch die Maske hindurch», erklärt Rossi.
Er vergleicht es mit dem Filterschutz eines Schals oder T-Shirts: «Wenn man sich nur ein Stück Stoff über den Mund zieht, dann hat man nur einen Filtrationsschutz von 20 Prozent». Deshalb rate das Bundesamt für Gesundheit auch davon ab, nur ein Schal oder Stück Stoff als Mundschutz zu tragen.
Dass Masken mit schlechter Qualität überhaupt in Umlauf geraten konnten, liegt einerseits daran, dass der Bund in der COVID-19-Verordnung den Verkauf von nicht-konformen medizinischen Gesichtsmasken zulässt. Diese jedoch explizit nur zur nicht-medizinischen Verwendung, wie beispielsweise fürs Zugfahren oder Einkaufen.
Andererseits gibt es aber auch keine zentrale Instanz, die die Qualität von medizinischen Gesichtsmasken in der Schweiz überprüft. Dies, weil die Masken zu Medizinprodukten der Klasse I gezählt werden. Das ist die geringste Risikoklasse. «Bei den Hygienemasken sind die Hersteller für die Konformität und damit auch für die Qualitätsprüfung verantwortlich», bestätigt Swissmedic-Mediensprecher Lukas Jaggi. Dennoch hat Swissmedic bereits über 80 Verdachtsmeldungen auf nicht-konforme medizinische Gesichtsmasken erhalten.
Klar ist: Besser als gar keine Masken schützen auch jene mit qualitativen Mängeln. Jaggi von Swissmedic rät Endverbrauchern, die Angaben auf der Verpackung zu prüfen, wenn sie konforme Medizinprodukte kaufen wollen: «Eine CE-Markierung und Produktinformationen in den Landessprachen sind sicher ein gutes Zeichen. Weiter sollte der Hersteller oder dessen Vertreter in der EU ersichtlich sein.»
Nicole Frei
fidget
G. Nötzli
Das Vorgehen des BAG ist aus meiner Sicht inkonsistent...