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Läuse in Schwiezer Schulen: Die Plage ist kaum wegzukriegen

Die Kopflaus (Pediculus humanus capitis) zwischen Menschenhaar.
Die Kopflaus (Pediculus humanus capitis) zwischen Menschenhaar.Bild: imago

Läuse auf den Schülerköpfen: Die Plage ist kaum wegzukriegen

Nach den Ferien sind Kopflaus-Befälle häufiger. Krabbeln zurzeit tatsächlich mehr Läuse auf unseren Köpfen, sind Gegenmittel lieferbar, springen Kopfläuse eigentlich von Haupt zu Haupt? Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.
22.10.2024, 10:13
Bruno Knellwolf / ch media
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Kursieren diesen Herbst so viele Kopfläuse, wie viele behaupten?

Im August und September meldeten sich sehr viele Menschen bei den Fachleuten, um Hilfe im Kampf gegen Kopfläuse zu erhalten. Sehr stark nachgefragt wurde das bei der Schweizerischen Gesellschaft der Kopflaus Fachleute (SGKF), wie deren Präsidentin Johanna Gut erklärt. Ob es tatsächlich mehr Läuse hat im Moment, kann die Expertin aber nicht abschliessend beantworten. Auch im Vorstand des SGKF sei man sich nicht einig. Zudem sind die Befälle regional sehr unterschiedlich. Gemäss Lausinfo.ch hat es im Sommer und nach den Ferien mehr Läuse – warum ist nicht bekannt.

Was könnten die Gründe für eine Häufung sein?

«Offenbar hat Galaxus festgestellt, dass mehr Laus-Produkte verkauft wurden. Das heisst aber nicht automatisch, dass es mehr Läuse gibt als sonst.» Für die vermehrten Verkäufe von Kopflaus-Mitteln gibt es verschiedene Erklärungen. Zum Beispiel kam es während Corona aufgrund der reduzierten Kontakte zu wenig Kopflaus-Befall. Deshalb gingen die Verkaufszahlen von Anti-Laus-Produkten zurück. Nun gibt es wieder mehr Fälle, deshalb sind die Verkäufe angestiegen. Eventuell hatten die Leute während Corona Laus-Produkte im Vorrat gebunkert, der nun erschöpft ist.

Covid Maske
Zum Beispiel kam es während Corona aufgrund der reduzierten Kontakte zu wenig Kopflaus-Befall.Bild: Shutterstock

Zudem seien insbesondere in der Stadt Zürich sowie in vielen Gemeinden keine Lausfachpersonen mehr angestellt. «Deswegen erhalten wir immer wieder Hilferufe, weil die Leute nicht mehr wissen, was du tun kannst. Selbst in Apotheken und Drogerien werden unsachgemässe Aussagen gemacht. Der falsche Umgang mit den Läusen führt zu mehr Befall», sagt Gut.

Gibt es zurzeit Lieferschwierigkeiten bei Laus-Produkten?

Durch den Ausbruch des Ukraine-Kriegs kam es zu einem Rohstoffmangel in diversen Bereichen. Das führte Anfang 2023 zu einer Mangellage an Laus-Shampoos, sagt Johanna Gut. «Wir wussten kaum mehr, was wir den Betroffenen empfehlen sollten.»

Nun teilt der Schweizerische Apothekerverband pharmaSuisse mit, dass Läusemittel zurzeit verfügbar seien. «Es kann aber immer wieder zu Lieferengpässen kommen», sagt Martina Tschan. Alternativen sollten aber noch verfügbar sein. «Da es sich bei diesen um nicht rezeptpflichtige Medikamente und verschiedene auch pflanzliche Produkte handelt, die nicht registriert werden, können wir keine präziseren Angaben über die Verfügbarkeit liefern».

Chemische Pedikulozide sind seit 2022 verboten. Was sind die Alternativen?

Nicht mehr im Handel sind chemische Pedikulozide. «Die insektizidhaltigen Produkte sind nicht unbedenklich für den Menschen. Ausserdem besteht die Gefahr der Resistenzbildung, was unbedingt verhindert werden muss», sagt Johanna Gut. Alternativen zu Insektiziden sind die physikalisch wirkenden Pedikulozide oder auch pflanzliche Präparate.

Springen die Läuse von Kopf zu Kopf?

Nein. Läuse können weder springen noch fliegen. Die Übertragung geschieht in der Regel durch direkten Kopf-zu-Kopf-Kontakt. Deshalb sind oft alle Familienmitglieder betroffen, wenn ein Kind die Parasiten nach Hause trägt. Zu Fuss krabbeln sie von Haar zu Haar, gerade wenn Mädchen ihre Köpfe mit langen Haaren zusammenstecken. «Die Läuse haben aber nicht von sich aus , einen anderen Wirt zu ergattern. Solange sie genügend Blut saugen können, suchen sie sich kein neues Nest. Meist passiert das rein zufällig», sagt die Lausexpertin Gut. Im Schwimmbad muss man sich nicht fürchten, es ist keine Übertragung via Wasser möglich. Läuse klammern sich an den Haaren fest und lassen nicht los.

Was sind Kopfläuse eigentlich?

Die Kopfläuse haben viele Verwandte unter den Tierläusen (Phthiraptera). Etwa 650 bis 1000 der 3500 Arten sind in Mitteleuropa verbreitet. Das sind Parasiten mit flügellosem, flachen Körper, festem Panzer und Klammerorganen an den Beinen. Von den Tierläusen leben drei Arten auf dem Menschen. Zum einen die Filzlaus und die Kleiderlaus. Der Schrecken der Eltern ist aber die Kopflaus (Pediculus humanus capitis), die weltweit vorkommt.

In ihrem dreistufigen Lebenszyklus Ei-Larve-Laus legt ein Lausweibchen pro Tag bis acht Eier – im kurzen etwa 30- bis 40-tägigen Leben sind das etwa 300 ovale Eier. Als leere Eihüllen, sogenannte Nissen, bleiben sie auf menschlichen Kopfhaaren. Nach sieben bis zehn Tagen schlüpfen Larven aus den Eiern, die wiederum nach gut einer Woche zur geschlechtsreifen Laus werden.

Wie ernähren sie sich?

Sie brauchen alle zwei bis vier Stunden frisches Blut vom Wirt, also von unserem Kopf. Ohne Nahrung überleben sie in der Regel maximal 48 Stunden.

Wie funktioniert die Behandlung?

Die Eier oder Läuse sollten mit einem Anti-Laus-Produkt aus der Apotheke so schnell wie möglich behandelt werden. Alle Familienmitglieder müssen kontrolliert werden. Die Lehrerin oder der Lehrer sollte baldmöglichst informiert werden. Die Kleiderreinigung ist gemäss dem SGKF nicht so wichtig, weil eine Übertragung durch Gegenstände sehr unwahrscheinlich ist. Die Behandlung mit dem Anti-Laus-Produkt muss nach sieben bis zehn Tagen wiederholt werden. Dazwischen müssen mit der Pflegespülmethode und Kamm so viele Eier wie möglich entfernt werden.

Wie beugt man vor?

Lange Haare zusammenbinden, wöchentliche Kontrolle, bei Verdacht Haare mit Vorbeugeprodukt aus der Apotheke oder Drogerie behandeln. Präventiv wirken können auch ein oder zwei Lavendelöltropfen auf den Haarscheitel vor einem Kontakt mit anderen Kindern. Eine 100-prozentige Sicherheit gibt es nie.

Eier, Nissen, Larven und Läuse werden herausgekämmt.
Eier, Nissen, Larven und Läuse werden herausgekämmt.Bild: adobe stock
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Falls du Angst vor Spinnen hast, dann ist das hier auch gar keine.
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