Sie fordert, dass der Bundesrat die existenzielle Bedrohung durch die Klimaerwärmung und ihren Folgen besser kommuniziert und sofort handelt. Das Artensterben soll aufgehalten und die Treibhausgasemissionen bis 2025 auf netto-null reduziert werden.
Eines ihrer wichtigen Werkzeuge sind Bürger:innenversammlungen um über die notwendigen Massnahmen zu diskutieren. «Wir sind keine Besserwisser», sagt ein Sprecher, Martin Raaflaub. «Aber wenn man den Leuten die Folgen des Klimawandels so vor Augen führen würde, wie jene der Pandemie, dann wäre bereits vieles anders. Der Bundesrat ist darum nicht das Problem, aber auch nicht die Lösung.»
2018 und 2019 erlange das Klimaproblem eine noch nie dagewesene Aufmerksamkeit. Doch es wurde von der Pandemie für über ein Jahr verdrängt. «Diese verlorene Zeit ist schlimm genug,» findet Sprecher Martin Raaflaub, jetzt müsse der Diskurs über den Klimanotstand wieder lanciert werden. «Die inzwischen längst reale Klimakrise und ihre Hauptursachen sind mindestens seit dreissig Jahren bekannt. Trotzdem haben wir es nicht geschafft, unsere Lebensweise und unsere Wirtschaft diesem Wissen entsprechend umzugestalten.»
Die Bewegung will ab jetzt jeden Tag um 12 Uhr den Verkehr auf einer Strasse in Zürich blockieren, so lange bis die Forderungen erfüllt seien. Es gebe aber kein Strategiebüro, die Bewegung lebe von den Menschen, die sich persönlich einsetzten, solange sie könnten und wollten, so Sprecher Raaflaub. Intern wurden die Sympathisanten offenbar aufgefordert, zwei Wochen frei zu nehmen.
Der Informationsfluss läuft über Messengerdienste und die lokalen Gruppen. Jeweils am Morgen finden Treffen in der Zürcher Innenstadt statt, an denen die Teilnehmenden auch vorbereitet werden, wie sich bei einem Polizeikontakt verhalten sollen. Am Dienstag, 5. Oktober findet ein Zoom-Meeting für Neue statt.
Auch andere Orte in der Schweiz kommen laut der Bewegung in Frage. Zürich habe aber als wirtschaftsstärkste und international bekannteste Schweizer Stadt eine grosse Ausstrahlungskraft und biete die Möglichkeit, viele Menschen direkt zu erreichen.
Wie es mit der Bewegung weitergehen werde, würden die Menschen gemeinsam entscheiden, die die Bewegung in die Zukunft tragen, so Raaflaub. «Die nächsten Schritte lassen sich darum nicht vorhersagen. Sie können mehr oder weniger spontan hier oder dort erfolgen.»
Extinction Rebellion ist eine globale Umweltbewegung. Sie haben lokale Gruppen in den meisten grösseren Schweizer Städten. Laut Sprecher Raaflaub steht die Alterspyramide Kopf: Alle Altersklassen seien vertreten, aber viele Ältere dabei. «Hier trifft es nicht zu, dass Senioren nur den Lebensabend geniessen wollen. Sie haben ein grosses Verantwortungsgefühl.» Am Montag waren rund 300 Personen auf der Strasse, die schweizweite Grösse kann die Organisation selbst nicht beziffern, es gibt keine Mitgliedschaften.
«Extincion Rebellion» gilt durch diverse Aktion mit zivilem Ungehorsam als radikale Klimabewegung. Gewalt ist laut Sprecher Martin Raaflaub in dieser Bewegung jedoch das absolute No-Go. «Das ist nicht verhandelbar. Wer in irgendeiner Form Gewalt anwendet, gehört nicht zu Extinction Rebellion.
Gewaltfreiheit ist nicht nur ein Bestandteil unserer Strategie, sie ist unsere Strategie.» Er habe Angst davor, was kommen könnte, wenn sich trotz der gewaltlosen Proteste einfach nichts ändere. «Ich fürchte nicht, dass es keine Bienen mehr gibt, wenn meine Kinder gross sind.
Sondern, dass die gesellschaftlichen Spannungen riesig werden und gewalttätig. Sicher ist: Das werden keine Mitglieder von Extinction Rebellion sein. Um eine solche Entwicklung zu verhindern, mache ich hier mit», sagt Raflaub, 44 Jahre alt und seit kurzem Teil der Bewegung.
Am Montag wurden 134 Teilnehmende vorübergehend festgenommen. Gestern Dienstag waren es noch 15 - es waren weniger Aktivistinnen und Aktivisten erschienen und die Strasse konnte schon um 12 Uhr wieder freigegeben werden. Die Teilnehmenden des Sitzstreikes haben die Polizei unterschiedlich erlebt. «Ich kann nur von mir sprechen», sagt Martin Raaflaub, «ich fand die Zusammenarbeit mit der Polizei ausgezeichnet. Sie wurden im Vorfeld genau über unser Vorhaben informiert. Als die Zürcher Polizei am Morgen zur Arbeit ging, wusste sie: Heute gehen wir Klimaaktivisten von der Strasse wegtragen und verhaften. Die Polizei macht ihren Job und wir sind prinzipiell froh drum, dass sie das tun. Mehrere Polizistinnen und Polizisten haben mir ausserdem gesagt, sie hätten Verständnis für das was wir täten, es müsse etwas passieren.»
«Nur auf der Landkarte ist die Schweiz klein», sagt Martin Raaflaub. «Als Finanz- und Rohstoffhandelsplatz, als Forschungs- und Innovationsstandort sind wir ein grosser Player und in Sachen direkter Demokratie sogar Weltspitze.» Wenn die Schweiz als Gesellschaft rasch und entschieden agiere, dann könne man nicht nur für sich selbst viel erreichen, sondern ein ermutigendes Zeichen in die Welt setzen «gegen Ohnmacht, Fatalismus und willentliche Ignoranz».
Manche essen Fleisch, andere haben ein Auto und einige fliegen vielleicht sogar in die Ferien. «Man kann die Welt als Saubermann nicht retten!», sagt Sprecher Raflaub. Es gehe doch nicht darum, wie vorbildlich die Teilnehmenden seien. «Ich weiss genau, dass mein ökologischer Fussabdruck mehr als einen Planeten bedeckt. Alle von uns wissen, dass sie das Problem sind, das muss uns keiner sagen! Aber Verzichtangst habe ich nicht.» Weniger Mobilität, weniger Konsum empfinde man oft nur im ersten Moment als Verzicht, so wie beim Handykonsum, den man auf den Hauptnutzen reduzieren könnte und gleichzeitig gesundheitlich davon profitieren würde. Das gleiche geschehe, wenn man sich verstärkt lokal orientiere. «An der Bushaltestelle zu stehen und keinen zu kennen aus der Nachbarschaft, tut uns nicht gut. Der Verzicht könnte sich als Gewinn entpuppen.»
Laut den Organisatoren informieren sie sich über geplante Aktionen. Beispielsweise mit dem «Strike for Future» der Klimajugend. «Noch mehr Koordination wäre sehr aufwendig. Manche wollen auch nicht enger mit ‹Extinction Rebellion› zusammenzuarbeiten, weil wir als radikal gelten», so Sprecher Martin Raaflaub. Zudem sei bei Extinction Rebellion ein hohes Engagement gefragt, da gehe es um weit mehr als ums Demonstrieren. (aargauerzeitung.ch)
Den Schaden und den Ärger haben die normalen Bürger. So langsam gehen mir diese dämlichen Demos sowas von auf den Geist. Schleichts euch einfach alle!! 🤦🤬🤬
Das Thema ist wichtig, ja. Aber so, ne, das geht nicht. Das schadet mehr, als es nützt. Habe kein Verständnis für solche Aktionen.