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Schweizer UNRWA-Untersützung: SP sagt Ja, Jositsch will nicht

Soll die Schweiz UNRWA weiter unterstützen? Die SP sagt Ja – Jositsch stellt sich dagegen

Der Nationalrat will dem Hilfswerk für Palästinenser den Geldhahn zudrehen. Nun muss der Ständerat entscheiden. In der SP gehen die Meinungen weit auseinander.
31.10.2024, 05:3031.10.2024, 09:09
Francesco Benini / ch media
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Der Nationalrat hat sich im September dafür ausgesprochen, dass die Schweiz dem UNO-Palästinenserhilfswerk UNRWA kein Geld mehr überweist. Was tut nun der Ständerat? Wichtig ist die Sitzung der Aussenpolitischen Kommission vom kommenden 21. November.

Daniel Jositsch, SP-ZH, spricht waehrend der Wintersession der Eidgenoessischen Raete, am Mittwoch, 20. Dezember 2023 im Staenderat in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Daniel Jositsch ist sich ein weiteres Mal nicht einig mit seiner Partei.Bild: keystone

Die SVP ist dafür, dem Hilfswerk die finanzielle Hilfe zu streichen. Zwei Argumente stehen dabei im Vordergrund: Nach Angaben des israelischen Geheimdienstes sollen zwölf Mitarbeiter der Organisation involviert gewesen sein in den Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023. Und in Schulbüchern, mit denen das Hilfswerk arbeite, werde der Dschihad verherrlicht – und Israel fehle auf Landkarten.

Die SP und die Grünen sind trotzdem dafür, dass die Schweiz die Hilfe weiterführt. Ständerätin Franziska Roth betont: Fast alle der 2,2 Millionen Menschen, die im Gaza-Streifen lebten, benötigten humanitäre Hilfe. Das Hilfswerk UNRWA habe rund 13'000 Mitarbeitende im Gaza-Streifen – die nächstgrösste humanitäre Organisation, das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, beschäftigte dort nur 200 Personen.

Franziska Roth, SP-SO, spricht zur Kleinen Kammer an der Fruehjahrssession der Eidgenoessischen Raete, am Donnerstag, 7. Maerz 2024 im Staenderat in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Es gebe keinen Ersatz für die UNRWA: SP-Ständerätin Franziska Roth.Bild: keystone

«Nur die UNRWA ist personell genügend aufgestellt, um 2,2 Millionen Menschen humanitäre Hilfe zu leisten», betont Ständerätin Roth. Klar sei: Das Palästinenserhilfswerk könne man kritisieren, und es müsse sich verbessern. Es könne aber nicht einfach von anderen humanitären Organisationen ersetzt werden.

«Praktisch alle westlichen Länder haben mittlerweile ihre Zahlungen an die UNRWA wieder aufgenommen. Dass die Schweiz sich hier zurückziehen will, ist angesichts der katastrophalen humanitären Lage in Gaza fatal.»

Carlo Sommaruga spricht von «Genozid in Gaza»

Roths Parteikollege Carlo Sommaruga wählt drastische Worte:

«Der UNRWA die Mittel zu kürzen, bedeutet, Komplize zu werden des Genozids, der in Gaza im Gange ist. Und es bedeutet, die Schweiz auf dem internationalen Parkett und in der humanitären Welt aus dem Spiel zu nehmen.»
Carlo Sommaruga, Praesident Mieterinnen- und Mieterverband Schweiz (MVS) und Staenderat (SP/GE) spricht waehrend einer Medienkonferenz des Komitees 2 x NEIN zur Schwaechung des Mieterschutzes, am Dien ...
Drastische Worte: SP-Ständerat Carlo Sommaruga.Bild: keystone

Der dritte SP-Vertreter in der Aussenpolitischen Kommission der kleinen Kammer ist ganz anderer Meinung. Ständerat Daniel Jositsch sagt, dass er dafür sei, dem Hilfswerk die finanzielle Unterstützung zu streichen.

«Es kann nicht sein, dass wir mit Schweizer Steuergeld einer Organisation beistehen, die antisemitische Tendenzen hat. Die Schwächen des Hilfswerks sind seit Jahren bekannt, sie sind aber nie behoben worden.»

Jositsch fordert Intervention der SP-Spitze – vergeblich

Jositsch, welcher der jüdischen Religion angehört, hatte erst kürzlich eine Intervention der SP-Leitung gefordert: Die Jungsozialisten haben sich der israelfeindlichen Bewegung «Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen» angeschlossen. Die SP-Spitze lässt das geschehen.

Entscheidend für die Haltung des Ständerats zur finanziellen Unterstützung des Palästinenserhilfswerks ist nun die Haltung der Mitte und der FDP. Parlamentarier beider Parteien sagen, dass sie zusätzliche Informationen zum Thema einholen wollen.

FDP-Ständerat Damian Müller erklärt, dass er skeptisch sei gegenüber der UNRWA. Sie habe es versäumt, Reformen durchzuführen. Der Bund und die UNO sollten den Einsatz anderer Hilfswerke prüfen. (aargauerzeitung.ch)

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120 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Rodger
31.10.2024 06:25registriert November 2020
Seit ich die Beweise gesehen habe wie viele der Lehrer bei UNRWA Hassparolen schreien, bin i gegen die Weiterführung der Unterstützung. Sie sähen nur den Hass von Morgen.
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001243.3e08972a@apple
31.10.2024 06:57registriert Juli 2024
Es gibt keinen Grund für das separate UN Hilfswerk. Auflösen, Streithähne mit neutralen Truppen trennen, helfen.
Wo ist Geld, Hilfe und Verantwortung von Iran, Russland und BRICS für ihre neu gefundenen Brüder?
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maylander
31.10.2024 07:30registriert September 2018
So wie die UNWRA von diversen islamistischen Gruppen unterwandert ist macht eine Fortsetzung keinen Sinn. Zudem sollten zuerst die Gelder eingesetzt werden, die über Jahrzehnte von der UNWRA in die Taschen von Terrorfürsten versickert sind. Da wäre zum Beispiel Katar in der Pflicht diese Gelder sicherzustellen und den rechtmässigen Empfängern zukommen zu lassen.
Einfach so zu tun als wäre nichts passiert geht sicher nicht.
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