Alle Jahre wieder zeigt der grosse Preisvergleich das gleiche Bild: Pillen, Tropfen und Spritzen sind in der Schweiz deutlich teurer als in anderen europäischen Ländern. Doch während in den Vorjahren der Preisunterschied tendenziell kleiner wurde, ist er jetzt wieder grösser geworden. Das zeigt der neuste Auslandspreisvergleich, den der Pharmaverband Interpharma und der Kassenverband Santésuisse am Freitag vorgestellt haben.
Konkret ist das Preisniveau patentgeschützter Medikamente in den europäischen Vergleichsländern im Schnitt 8,9 Prozent günstiger als in der Schweiz. Patentabgelaufene Originalpräparate kosten im Ausland 14,3 Prozent weniger als hierzulande.
Mit Abstand am grössten sind die Preisunterschiede wie bereits seit Jahren bei den Nachahmerprodukten. Generika sind im Ausland um 45,3 Prozent günstiger und kosten folglich nur halb so viel. Biosimilars, das heisst von Nachahmerprodukten von Biopharmaka, kosten 29,9 Prozent weniger.
Grund für die steigenden Preisdifferenzen ist der starke Franken. Interpharma-Chef René Buholzer, der die Interessen der forschenden Pharmaindustrie vertritt, betont denn auch, dass der Preisunterschied zum Ausland bei patentgeschützten Medikamenten bei konstanten Wechselkursen nur noch zwei Prozentpunkte betrage. Sein Fazit: «Die Preise patentgeschützter Medikamente sind auf europäischem Niveau.»
Zudem betont Buholzer den Sparbeitrag den seine Branche bereits heute erbringt: «Medikamentenpreise sinken stetig. Die Preissenkungen bringen jährlich wiederkehrende Einsparungen von 1,5 Milliarden Franken für das Gesundheitswesen.»
Das ist aus Sicht von Santésuisse-Chefin Verena Nold nicht genug. Sie fordert den Bund auf, «sofort» Massnahmen zu ergreifen. Wobei Nold vor allem bei den «überhöhten Preisen» für Generika Handelsbedarf erkennt. «Insgesamt können bei den Arzneimitteln jährlich mehr als 1,3 Milliarden Franken gespart werden - völlig ohne Qualitätsverlust».
Es ist das fünfzehnte Mal, dass Interpharma und Santésuisse zusammen den Auslandspreisvergleich für Medikamente erstellt haben, wobei diesmal die Preise von Januar bis April 2024 als Basis dienten. Dazu haben die beiden Verbände die Fabrikabgabepreise in der Schweiz mit denjenigen in Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Grossbritannien, den Niederlanden, Österreich und Schweden für patentgeschützte und patentabgelaufene Originalpräparate sowie für Generika und Biosimilars verglichen.
Mit Parallelimporten sollten die Preise bei einem starken Franken für die Konsumenten noch tiefer sein als der EU-Durchschnitt. Die Lösung wäre sehr einfach, hätten wir eine funktionierende Demokratie.