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Gefälschte Covid-Zertifikate: Jetzt ermittelt die Polizei

Gefälschte Covid-Zertifikate: Jetzt ermitteln die Zürcher Polizei und das deutsche BKA

Wer über Telegram und Co. gefälschte Impfnachweise verkauft, könnte bald Besuch von der Polizei kriegen.
27.07.2021, 06:0028.07.2021, 08:27
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Die Recherchen vom deutschen «Handelsblatt» und watson haben vergangene Woche hohe Wellen geschlagen: Der deutsche Apothekerverband musste mehrere Tage lang sein Covid-Zertifikats-System herunterfahren. Dies, nachdem bekannt wurde, dass damit gefälschte Impfnachweise generiert und von Kriminellen auf den Schwarzmarkt gebracht wurden.

Wie sieht die Situation in der Schweiz aus? Ein Blick in die anonymen Chatkanäle zeigt: Auch hierzulande werben dubiose Anbieterinnen und Anbieter für Fake-Zertifikate. Die Rede ist von einem angeblichen «europaweiten Netzwerk an Sanitätern, Hausärzten, Impfteams, Helfern in Impfzentren und Kinderärzten», die beim Covid-Zertifikats-Geschäft mitmachen würden.

Solche Angebote sollten nicht immer für bare Münze genommen werden: Angesichts lukrativer Schwarzmarkt-Preisen von 150 bis 200 Franken für ein Covid-Zertifikat dürfte es den einen oder anderen «Dealer» geben, der dank der Anonymität von Telegram, Bitcoin und Co. Geld kassiert, aber das versprochene Zertifikat nicht liefert.

Die Tatsache, dass solche Angebote überhaupt gemacht werden, machte jedoch auch die Zürcher Kantonspolizei hellhörig. Sie bestätigt, dass sie Kenntnis von solchen Angeboten hat und erste Ermittlungen aufgenommen wurden. Juristisch gesehen dürften Delikte wie Urkundenfälschung oder Betrug im Visier sein, die angesichts mehrjähriger Freiheitsstraf-Androhung alles andere als Kavaliersdelikte sind.

Angebot Fake-Covid-Zertifikat Telegram
Eines der vielen dubiosen Angebote.Bild: zvg

Deutschland schaltet BKA ein

Auch in Deutschland gibt es nach den Enthüllungen von watson und dem «Handelsblatt» Bewegung. Dort entschied man sich zwar, den vorläufig gestoppten «Zertifikats-Generator» des deutschen Apothekerverbands diese Woche wieder in Betrieb zu nehmen.

«Die Ausstellung falscher digitaler Impfnachweise durch Apotheker ist strafbar.»
Deutsches Gesundheitsministerium

So tun, als wäre nichts passiert, kam jedoch in Berlin nicht infrage. Das Bundesgesundheitsministerium sagte gestern gegenüber watson, dass das Bundeskriminalamt (BKA) und andere zuständige Behörden eingeschaltet wurden. «Diese gehen den Hinweisen nach», so die Stellungnahme einer Pressesprecherin.

Die Behörde in Deutschland präzisierte dabei eine Aussage, die zunächst für Verwirrung gesorgt hatte. Noch am Freitag hiess es vom Bundesgesundheitsministerium, dass es «nach aktuellem Kenntnisstand zu keinem Betrug bei der Erstellung von Impfzertifikaten gekommen» sei, was den Recherchen von watson widersprach.

Diese Aussage bezog sich jedoch nur auf die «vom ‹Handelsblatt› aufgezeigte Sicherheitslücke», präzisiert Teresa Nauber, Sprecherin des Gesundheitsministeriums in Deutschland und ergänzt: «Die von Ihnen angesprochene Thematik möglicher falscher Zertifikate wird weiterhin geprüft.»

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63 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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drjayvargas
27.07.2021 07:54registriert Januar 2016
Schon geil, 150-200 Stutz zahlen für etwas, das man gratis erhält 😁👍🏼
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Fischra
27.07.2021 08:14registriert Juli 2016
Ich sags nochmals. Zahlen für etwas was nichts bringt obwohl man es kostenlos mit Schutz vom Bund erhalten kann. Intelligenz wurde da wenig verteilt.
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dega
27.07.2021 07:20registriert Mai 2021
Es zeigt eigentlich nur eines mal wieder deutlich. Es ist nicht die Technik die fehlerhaft ist, sondern einfach die Profitgier des Menschen... traurig und einfach zum ko...
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