Die Recherchen vom deutschen «Handelsblatt» und watson haben vergangene Woche hohe Wellen geschlagen: Der deutsche Apothekerverband musste mehrere Tage lang sein Covid-Zertifikats-System herunterfahren. Dies, nachdem bekannt wurde, dass damit gefälschte Impfnachweise generiert und von Kriminellen auf den Schwarzmarkt gebracht wurden.
Wie sieht die Situation in der Schweiz aus? Ein Blick in die anonymen Chatkanäle zeigt: Auch hierzulande werben dubiose Anbieterinnen und Anbieter für Fake-Zertifikate. Die Rede ist von einem angeblichen «europaweiten Netzwerk an Sanitätern, Hausärzten, Impfteams, Helfern in Impfzentren und Kinderärzten», die beim Covid-Zertifikats-Geschäft mitmachen würden.
Solche Angebote sollten nicht immer für bare Münze genommen werden: Angesichts lukrativer Schwarzmarkt-Preisen von 150 bis 200 Franken für ein Covid-Zertifikat dürfte es den einen oder anderen «Dealer» geben, der dank der Anonymität von Telegram, Bitcoin und Co. Geld kassiert, aber das versprochene Zertifikat nicht liefert.
Die Tatsache, dass solche Angebote überhaupt gemacht werden, machte jedoch auch die Zürcher Kantonspolizei hellhörig. Sie bestätigt, dass sie Kenntnis von solchen Angeboten hat und erste Ermittlungen aufgenommen wurden. Juristisch gesehen dürften Delikte wie Urkundenfälschung oder Betrug im Visier sein, die angesichts mehrjähriger Freiheitsstraf-Androhung alles andere als Kavaliersdelikte sind.
Auch in Deutschland gibt es nach den Enthüllungen von watson und dem «Handelsblatt» Bewegung. Dort entschied man sich zwar, den vorläufig gestoppten «Zertifikats-Generator» des deutschen Apothekerverbands diese Woche wieder in Betrieb zu nehmen.
So tun, als wäre nichts passiert, kam jedoch in Berlin nicht infrage. Das Bundesgesundheitsministerium sagte gestern gegenüber watson, dass das Bundeskriminalamt (BKA) und andere zuständige Behörden eingeschaltet wurden. «Diese gehen den Hinweisen nach», so die Stellungnahme einer Pressesprecherin.
Die Behörde in Deutschland präzisierte dabei eine Aussage, die zunächst für Verwirrung gesorgt hatte. Noch am Freitag hiess es vom Bundesgesundheitsministerium, dass es «nach aktuellem Kenntnisstand zu keinem Betrug bei der Erstellung von Impfzertifikaten gekommen» sei, was den Recherchen von watson widersprach.
Diese Aussage bezog sich jedoch nur auf die «vom ‹Handelsblatt› aufgezeigte Sicherheitslücke», präzisiert Teresa Nauber, Sprecherin des Gesundheitsministeriums in Deutschland und ergänzt: «Die von Ihnen angesprochene Thematik möglicher falscher Zertifikate wird weiterhin geprüft.»