Schweiz
Iran

Konflikt mit Iran: Treffen in der Schweiz am Freitag

Vue aerienne des immeubles d'habitations de la ville de Geneve autour de la rade, du jet d'eau et du lac Leman, ce mardi 10 septembre 2024 a Geneve. (KEYSTONE/Salvatore Di Nolfi)
In Genf treffen sich am Freitag die Aussenminister Deutschlands, Frankreichs, Grossbritanniens und des Iran.Bild: KEYSTONE

Treffen am Freitag in der Schweiz: Europäische Grossmächte wollen mit Iran verhandeln

19.06.2025, 06:2719.06.2025, 06:27

Inmitten des Kriegs zwischen Israel und dem Iran startet Bundesaussenminister Johann Wadephul eine diplomatische Initiative zur Deeskalation. Gemeinsam mit seinen Kollegen aus Frankreich und Grossbritannien will er den iranischen Aussenminister Abbas Araghtschi am Freitag zu einem Gespräch in Genf treffen, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Diplomatenkreisen in Berlin erfuhr.

epa12173245 German Foreign Minister Johann Wadephul speaks during a joint press conference with his Egyptian counterpart following their meeting at Tahrir Palace, in Cairo, Egypt, 13 June 2025. The Ge ...
Der deutsche Aussenminister Johann Wadephul sucht eine diplomatische Lösung mit dem Iran.Bild: keystone

Mit seinem französischen Kollegen Jean-Noël Barrot, dem britischen Aussenminister David Lammy sowie der EU-Aussenbeauftragten Kaja Kallas habe er Araghtschi zuletzt ein Verhandlungsangebot gemacht, sagte Wadephul bei einem Treffen mit dem jordanischen Chefdiplomaten Aiman al-Safadi in Berlin. Man sei weiterhin bereit, über eine Lösung zu verhandeln. Dazu müsse sich der Iran aber dringend bewegen und «vertrauensbildende und nachprüfbare Massnahmen ergreifen, etwa indem die Führung in Teheran glaubhaft macht, dass sie keine Atomwaffen anstrebt». Wadephuls Botschaft: «Es ist nie zu spät, an den Verhandlungstisch zu kommen, wenn man in ehrlicher Absicht kommt.»

Israel will Entwicklung von Atomwaffen im Iran verhindern

Am vergangenen Freitag hatte Israel einen Grossangriff auf den Erzfeind Iran begonnen. Seither attackieren die israelischen Streitkräfte immer wieder Ziele in der Islamischen Republik an, während die iranischen Streitkräfte ihrerseits Raketen auf die Atommacht Israel abfeuern. Nach israelischer Darstellung ist das wichtigste Ziel des Krieges, den Iran an der Entwicklung von Atomwaffen zu hindern. Die iranische Führung hingegen dementiert seit Jahren, den Bau von Kernwaffen anzustreben – und pocht auf das Recht, Atomkraft für friedliche Zwecke zu nutzen.

FILE - Iranian Foreign Minister Abbas Araghchi speaks to journalists on June 3, 2025, in Beirut. (AP Photo/Hassan Ammar, File)
Iran
Der iranische Aussenminister Abbas Araghtschi. Bild: keystone

Mit seinem Vorstoss will Wadephul die sogenannten E3-Staaten Deutschland, Frankreich und Grossbritannien – die seit Jahren versuchen, mit Teheran über dessen Atomprogramm zu verhandeln – und den Iran wieder an einen Tisch bringen. Die Unterhändler waren bei der zentralen Frage der Urananreicherung nicht weitergekommen.

Der Iran hatte zuletzt mit der weiteren Anreicherung des radioaktiven Schwermetalls auf einen höheren Reinheitsgrad die Befürchtung genährt, er werde möglicherweise schon bald genügend kernwaffenfähiges Material für eine vernichtende Bombe haben. Zwar zeigte sich die Führung in Teheran bereit, das Programm wie im Wiener Atomabkommen von 2015 vereinbart wieder einzuschränken. Die Fähigkeit zur Anreicherung wollte sie jedoch nicht aufgeben.

«Drecksarbeit»: Kritik an Merz' Äusserung über Israels Angriffe

Beim G7-Gipfel in Kanada betonten auch die führenden Industrieländer in einer gemeinsamen Erklärung, dass der Iran nicht in den Besitz von Atomwaffen kommen dürfe. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sagte im ZDF zu den israelischen Angriffen auf Atomanlagen und iranisches Führungspersonal: «Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht für uns alle.» Für die Wortwahl und die von ihm geäusserte Unterstützung der Angriffe wurde er daraufhin kritisiert.

Kanzleramtschef Thorsten Frei verteidigte Merz. «Das, was der Bundeskanzler ausgedrückt hat mit seinen Worten war, dass es auch in unser aller Interesse nicht sein kann, dass ein Terrorregime wie das iranische Mullah-Regime in Besitz der Atomwaffe ist», sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Es gehe aber nicht nur um die Atomwaffen. «Auch die Raketentechnologie im Iran ist so, dass Mittelstreckenraketen eben sehr weitreichende Ziele auch in Europa erreichen können. Und deshalb können wir nicht so tun, als ginge uns das alles nichts an.»

Rüstungsexporte für vier Millionen Euro nach Israel genehmigt

epa12181938 Displaced Palestinians carry bags of flour along Rashid Street in western Jabalia, 17 June 2025, after humanitarian aid trucks entered the northern Gaza Strip through the Israeli-controlle ...
Der Konflikt im Gazastreifen rückt nach der Eskalation zwischen Israel und dem Iran in den Hintergrund.Bild: keystone

Wie vielschichtig und kompliziert die Beziehungen zu Israel auch für Deutschland sind, zeigen aktuelle Zahlen. So genehmigte die neue Bundesregierung von Union und SPD in den ersten fünf Wochen ihrer Amtszeit Rüstungsexporte für knapp vier Millionen Euro an Israel. Das teilte das Wirtschaftsministerium auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Desiree Becker mit, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Danach wurden deutschen Herstellern zwischen dem 7. Mai und dem 10. Juni 2025 Rüstungslieferungen für 3,986 Millionen Euro in das Land erlaubt, das vor allem wegen seines militärischen Vorgehens im palästinensischen Gazastreifen mit vielen zivilen Opfern massiv in der Kritik steht. Kriegswaffen waren den Angaben zufolge aber nicht unter den Lieferungen. (leo/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Einmaliger Gebrauch: Bernie Sanders zur Rolle der USA im Konflikt Israel-Iran
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
87 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Raketenwissenschaftler
19.06.2025 07:55registriert Januar 2023
Iran sagt er möchte keine Bombe bauen, also wäre es kein Problem, die Urananreicherung auf 5 % zu beachränken. Mehr braucht die zivile Nutzung ja nicht. Trotzdem reichert Iran viel höher an und das seit Jahren. Für was, wenn nicht für Atombomben?
6817
Melden
Zum Kommentar
avatar
Raki
19.06.2025 06:56registriert Januar 2024
Und man glaubt ernsthaft, dass sich die Mullahs dieses Mal an irgendwas halten? Es gibt keinen zivilen Grund Uran auf 60+% anzureichern. Und zu Forschungszwecken braucht man keine unterirdischen Zentrifugen. Die Naivität und System Hoffnung im Umgang mit den Mullahs zeugt von Realitätsverweigerung und Naivität. Was genau will man denn verhandeln? Fri
7937
Melden
Zum Kommentar
avatar
Dr. Rodney McKay
19.06.2025 07:40registriert September 2024
Mit Islamisten / Diktatoren kann und sollte man nicht verhandeln.
4124
Melden
Zum Kommentar
87
Schweizer Billig-Shopper haben schlechtes Gewissen – und kaufen trotzdem bei Temu und Co.
Günstige Onlineshops wie Shein oder Temu boomen. Das, obwohl fast die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer nach dem Kauf schon ein schlechtes Gewissen hatte und die minderwertige Qualität kennt.
Obwohl Onlineplattformen wie Temu, Shein, Aliexpress oder Wish das lokale Gewerbe bedrohen, kaufen Schweizerinnen und Schweizer fleissig dort ein. Die Produkte sind extrem günstig und Shopping ist rund um die Uhr möglich.
Zur Story