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Interview

People: Was hat Florian Ast mit der Affäre um Alain Berset zu tun?

Interview

Florian Ast, was haben Sie mit der Affäre um Ex-Bundesrat Alain Berset zu tun?

Florian Ast hat turbulente Zeiten hinter sich. Seinen ersten Sohn hat er seit zwei Jahren nicht mehr gesehen. Vieles deutet darauf hin, dass die Erpresserin des ehemaligen Bundesrates die Mutter ist. Nun nimmt der Sänger Stellung.
31.08.2024, 15:20
Stefan Künzli / ch media
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Swiss singer Florian Ast performs on stage at the Avo Session in Basel, Switzerland, Tuesday, November 6, 2007. (KEYSTONE/ Georgios Kefalas)
Florian Ast auf der Bühne an einem Konzert in Basel.Bild: KEYSTONE

Neun Jahre sind seit Ihrem letzten Album «kurz und bündig» vergangen. Wieso hat es so lange gedauert?
Florian Ast: Ich habe immer Songs geschrieben. Ich hätte ganze Alben veröffentlichen können. Aber sie haben mir nicht gefallen, weil sie in einer Phase entstanden sind, in der es mir aus privaten Gründen nicht so gut ging. Ich wollte keine Jammeri-Songs, sondern Songs mit einer positiven Lebenshaltung.

Offenbar geht es Ihnen wieder besser.
Oh ja, die neuen Songs strahlen Optimismus aus, und so fühle ich mich auch. Zwei Jahre lang habe ich im Tonstudio am neuen Album «Ast A La Vista» gearbeitet. So lang wie noch nie.

«Als Musiker und Songschreiber bin ich nicht schlechter geworden, aber die Geschichten haben offenbar einige gestört und mir geschadet.»

2012 wollten Sie Ihre Solo-Karriere beenden. Was hat Sie zur Umkehr bewogen?
Ich wollte damals Ruhe, wollte weg von den Schlagzeilen über mein Privatleben, die mich sehr belastet haben. Niemand konnte mir raten, wie ich damit umgehen soll. Wobei ich niemandem einen Vorwurf machen möchte. Ich war selber schuld. Aber ich will Musik machen, bin Musiker und will es bleiben.

Haben die Geschichten um die Trennung von Francine Jordi bei Ihnen einen Karriereknick bewirkt?
Eindeutig. Die Konzerte waren plötzlich weniger gut besucht. Als Musiker und Songschreiber bin ich nicht schlechter geworden, aber die Geschichten haben offenbar einige gestört und mir geschadet.

Sie hatten plötzlich das Image des Fremdgängers.
Das hat mich getroffen, weil ich nicht fremdgegangen bin, und dies stand auch so nie in der Presse, man hat dies wohl einfach so interpretiert. Ich habe mich einfach in jemand anderes verliebt. Das kann jedem passieren. Ich bin Herz-getrieben. Aber ich bin auch immer wieder wehmütig. Acht Jahre lang hatte ich eine wunderschöne Ehe mit einer wunderbaren Frau.

Im Auftaktsong «20gi xi» singen Sie von Turbulenzen und darüber, dass nicht immer alles in Ihrem Sinn verlaufen ist, von Aufs und Abs, um danach wieder aufzustehen und weiterzumachen. Das klingt nach Ihrem Leben, oder?
Es war mir zum ersten Mal ein Anliegen, dass die Lieder zum grössten Teil autobiografisch sind. Zuvor war vieles Fiktion. In «20gi xi» gibt es nur einen Satz, der so nicht stimmt.

Aha, darf ich raten?
Ja, bitte.

«I bereue nüt.»
Genau (lacht). Ich bin immer meinem Herz gefolgt. Meine Entscheide haben sich damals richtig angefühlt. Rückblickend muss ich sagen, dass ich einige Sachen hätte anders machen müssen. Ich hätte vernünftiger handeln können. Aber bei einem Menschen wie mir, der so stark auf sein Herz hört, schaltet die Vernunft halt manchmal aus. Deshalb habe ich ein paar Mal in die Scheisse gelangt.

Werden Sie in der Öffentlichkeit falsch wahrgenommen? Sind Sie ein Familienmensch?
Stimmt, ich habe immer das familiäre Glück gesucht. Aus ganz unterschiedlichen Gründen hat es leider nicht geklappt. Ich habe drei Kinder von drei verschiedenen Frauen. Ich bin gern Papi, aber die Vaterrolle hat man mir nicht immer leicht gemacht.

«Doch die Mutter hat jedes Mal, wenn ich meinen Sohn sehen wollte, ein solches Theater gemacht, dass ich nachgab. […] Es ist nicht okay, was hier passiert.»

Inwiefern?
Meinen ersten Sohn habe ich seit zwei Jahren nicht mehr gesehen. Ich habe um ihn gekämpft. Nach Jahren wurde mir behördlich ein faires Besuchs- und Sorgerecht bestätigt. Doch die Mutter hat jedes Mal, wenn ich meinen Sohn sehen wollte, ein solches Theater gemacht, dass ich nachgab. Zum Wohl meines Sohnes habe ich mich vorerst zurückgezogen. Ich muss ihn schützen, aber auch mich und Personen in meinem Umfeld. Es ist nicht okay, was hier passiert.

Handelt das Lied «Chline Ängu» von dieser Situation?
Ja, aber eigentlich geht es nicht darum, für welches meiner Kinder ich dieses Lied geschrieben habe. Vielmehr möchte ich Vätern Mut und Zuversicht geben, die ihre Kinder nicht jeden Tag sehen können.

Drei Kinder von drei verschiedenen Müttern. Sehen Sie Ihr drittes Kind oft?
Es sind drei ganz verschiedene Situationen. Beispiele, wie man es machen soll und wie nicht. Die Mutter meines dritten Kindes macht es sehr vorbildlich. Wir sind immer in Kontakt und ich darf dabei sein, obwohl wir nicht zusammenleben.

Der Song «Chumm mir singe eis» tönt zunächst harmlos, ist aber gespickt mit Anspielungen und Andeutungen. Sie nennen die Geschichte um «Tigrillo» und «Scarlett Gehri». Und weiter singen Sie: «Im Schwarzwald zäme i d Chischte. Schad, isch nid meh uscho - oder zum Glück. Di Story isch ächt, aber sowas vo chrank.» Was haben Sie mit der Liebesaffäre des damaligen Bundesrats Berset zu tun?
Ich nehme zu dieser Frage keine Stellung.

«Seit Jahren werde ich von verschiedensten Seiten auf diese Geschichte angesprochen. Alle scheinen alles zu wissen, nur ich nicht.»

Wir erinnern uns: Ende 2020 hat die «Weltwoche» eine Liebesaffäre von Alain Berset aufgedeckt. Dieser wurde im Dezember 2011 zum Bundesrat gewählt und hatte 2012 eine aussereheliche Liebesbeziehung mit einer damals 25-jährigen Frau begonnen, die bis im Frühling 2013 dauerte. Bis mindestens 2017 hatten sie immer wieder Kontakt. Die «NZZ am Sonntag» hatte zudem ein Liebeswochenende von Berset mit der betreffenden Frau im Schwarzwald aufgedeckt, die Florian Ast im Song wieder aufnimmt.
Nach der Beendigung der Affäre hat die Frau, eine Künstlerin, 2019 von Bundesrat Berset ultimativ eine Entschädigung, unter anderem für eine Abtreibung, gefordert. Berset ging nicht darauf ein, die Frau wurde verhaftet, und im September 2020 verfügte die Bundesanwaltschaft einen Strafbefehl wegen versuchter Erpressung. Die Parteien unterzeichneten eine Stillschweigevereinbarung. Zum Schutz der Frau verwendete die «Weltwoche» das Pseudonym «Scarlett Gehri». Berset selbst nannte sich «Tigrillo».

Im Chatverlauf zwischen Berset und «Scarlett Gehri», der in der «Weltwoche» publiziert wurde, ist von «einem schweizweit bekannten Musiker» die Rede. Ist Scarlett «Gehri» die Mutter Ihres ersten Sohnes?
Seit Jahren werde ich von verschiedensten Seiten auf diese Geschichte angesprochen. Alle scheinen alles zu wissen, nur ich nicht. Deshalb heisst es im Song «Chumm mir singe eis, wo alli chönd». Im Song wird das Geheimnis angesprochen, das offenbar alle kennen. Mehr kann und will und kann ich nicht dazu sagen.

Glauben Sie noch an die grosse Liebe?
Ja, die kann es immer wieder geben, oder man kann aus einer ehemaligen grossen Liebe eine lebenslange Freundschaft entwickeln. Vielleicht meinen Sie auch die Liebe für «immer und ewig»? Darüber bin ich mir nicht ganz sicher, aber der Gedanke daran ist wunderschön. Wem diese Art von Liebe zuteil wird, dem gratuliere ich von ganzem Herzen.

In «Rosegarte» geht es um einen Mann und eine Frau mit Kind, die eigentlich perfekt zusammenpassen würden. Sich aber nicht finden. Ist der Song auch autobiografisch?
Meine jetzige Partnerin hat mich dazu inspiriert. Aber im Gegensatz zum Song hat es in der Realität ein Happy End gegeben. Aus Rücksicht auf unsere Kinder leben wir aber getrennt. Sie ist sehr intelligent und vernünftig und wir haben es sehr gut.

Wie ist es zum Duett mit der Sängerin Eliane im Lied «Vergässe» gekommen?
Sascha Ruefer, der Partner von Eliane, ist ein guter Freund von mir. Er ist ein grosser Musikfan und hat mich zu einem Duett mit Eliane angeregt. Sie singt ja sonst Englisch. Umso mehr freut es mich, dass sie hier Mundart singt und das grossartig macht.

«Polo [Hofer] war mein Idol. Ich bin so dankbar, dass ich ihn kennenlernen und Zeit mit ihm verbringen durfte. Er bleibt für mich der Grösste unter den Mundartsängern.»

In «Santa Monika» kommt mir die Affäre mit der Schauspielerin Sol Romero in den Sinn. Liege ich richtig?
Sol hat mich zum Song inspiriert. Aber eigentlich geht es in diesem Song um das Lebensgefühl von Freiheit in Kalifornien, als ich dort für Sol gearbeitet habe. Schon als kleiner Bub habe ich von Los Angeles und Hollywood geträumt. Daselbst habe ich aber gemerkt, dass es nicht meine Welt ist. Ich möchte aber noch betonen, dass Sol ein toller und sehr lieber Mensch ist. Für mich war sie nie nur eine Affäre. Ich war damals schlicht in sie verliebt.

«Blatt im Wind», ein Duett mit Michael von der Heide, ist eine Schweizer Premiere. Ein Liebes-Duett mit zwei Männern hat es meines Wissens noch nie gegeben. Wie ist es dazu gekommen?
Das war mir überhaupt nicht bewusst. Der Song war auch nicht als Lied für eine gleichgeschlechtliche Liebe vorgesehen. Ich hatte ihn als Hochzeitslied im 6/8-Takt geschrieben. Es geht also gar nicht um uns. Michael von der Heide hat eine wunderschöne Stimme und ist ein toller, intelligenter und liebenswerter Mensch sowie ein Vorreiter für den Eurovision Song Contest. Die Kombination mit dem Hetero Ast und dem Homosexuellen von der Heide hat aber schon seinen Reiz. Wir singen noch so gern an gleichgeschlechtlichen Hochzeiten. (Lacht.)

Ihre Version von «Kiosk» ist eine Hommage an Rumpelstilz und Polo Hofer. Was bedeutet Ihnen Polo?
Polo war mein Idol. Ich bin so dankbar, dass ich ihn kennenlernen und Zeit mit ihm verbringen durfte. Er bleibt für mich der Grösste unter den Mundartsängern, und ich bin mir sicher, dass er da oben ein bisschen stolz darauf ist, dass ich seinen «Kiosk» mit viel Respekt und grosser Hochachtung übernommen habe. Beim Einsingen des «Kiosk» habe ich jedoch festgestellt, was für ein herausragender Interpret und Sänger er war. Seine Version ist und bleibt die beste. Trotz aller Sticheleien war Polo ein Typ, der sein Herz am richtigen Fleck hatte.

Ihr seid auch immer wieder aneinandergeraten.
Ich lernte ihn mit siebzehn kennen. Ich hatte einen Plattenvertrag, aber Polo ging zu meinen Eltern und rief aus: «Der Bub soll zuerst etwas lernen.» Umgekehrt habe ich ihn als Produzenten für mein Debütalbum abgelehnt. Ich wollte nicht wie Polo tönen, sondern mein eigenes Ding machen. Dann hat mich Polo ins Vorprogramm seiner Band Schmetterding genommen, ich musste aber dafür bezahlen: 2000 Franken pro Konzert. Die Investition hat sich aber gelohnt. Danach bin ich mit «Florenstein» und dem Lied «Daneli» durchgestartet, und unsere Wege haben sich etwas getrennt. Es kam aber immer wieder zu gegenseitigen Sticheleien. «Rockstars müssen gegeneinander fighten», sagte er mir mal. Aber eigentlich hatten wir uns gut verstanden. (aargauerzeitung.ch)

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50 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Glen_Miller
31.08.2024 16:49registriert Januar 2020
Ich war Mitte/Ende der '90er Mitglied einer Band und wir hatten an einem kleinen Festival das zweifelhafte Vergnügen, den Backstage mit Herrn Ast und seiner damaligen Band (Florenstein) zu teilen. Ich musste zum Glück vorher und nachher nie wieder eine Person treffen, die ähnlich arrogant-schnodderig auftrat, wie Flöru gegenüber SEINEN Musikern... Ich an deren Stelle hätte diesen Schnösel mal auf links gedreht.
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Butternut
31.08.2024 17:09registriert Februar 2014
Vor Jahren hatte ich mal ein Fantreffen und habe ihn persönlich kennengelernt.
Nachher fand ich nur noch seine Musik ok.
Als Mensch war er unhöflich , Arrogant und man merkte dass ihn das Treffen nervte. War da sehr enttäuscht von ihm.
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Chuchichäschtli
31.08.2024 18:41registriert März 2022
Hätte er in der Vergangenheit halt mehr auf seinen Verstand als auf seine Libido gehört, wäre vielleicht ihm und vor allem uns so einiges erspart geblieben. Wobei der mit dem Verstand muss einem halt schon gegeben sein.
Hätte er doch damals nur auf den Rat von Polo gehört und einen Beruf ausserhalb der Öffentlichkeit gelernt.
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