Viele Schüler und Studierende befinden sich momentan in einer stressigen Zeit, denn im Juni finden viele Abschlussprüfungen statt. Dies bedeutet für einige auch Herzpochen, Zittern, Erstickungsgefühl und ein Gefühl der Ohnmacht – alles Symptome für Angstzustände. In Zusammenhang mit Prüfungen kamen diese bei Studenten und Schülern im vergangenen Jahrzehnt immer öfter vor, schreibt SRF.
Auch im Kanton Freiburg kennt man dieses Problem. Beim psychologischen Beratungsdienst für Studierende geht ein Drittel der Beratungen auf Angstzustände zurück, was diese somit zum Hauptanliegen der Kantonsschulen macht.
Die jungen Betroffenen versuchen mit dem Problem meistens alleine fertig zu werden. Eine Schülerin beschreibt die Attacken gegenüber dem Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS) so: «Wenn ich einen starken Angstanfall bekomme, fängt mein Herz an, etwas zu schmerzen. Die Geräusche um mich herum werden dumpf. Mein ganzer Körper fängt an zu zittern, als ob er versucht, die Angst herauszulassen.»
Das Collège du Sud in Bulle FR richtete anfangs Jahr einen Raum der Stille ein, eine andere Massnahme sind Stressbewältigungskurse. François Gremion, Psychologielehrer und Mediator an der Schule, hat im Unterricht bereits Angstattacken beobachten können.
«In der Regel signalisiere ich dem Schüler dann, dass ich meine Hand auf seine Schulter legen und ruhig mit ihm atmen werde. Dann erkläre ich ihm, dass das, was er erlebt, sehr unangenehm ist, [...], dass sein Leben nicht in Gefahr ist, selbst wenn er das Gefühl hat, zu ersticken, und dass wir gemeinsam einen Atemrhythmus finden werden. [...] so können wir die Krise in wenigen Minuten bewältigen», erklärt der Lehrer sein Vorgehen.
In Notfallsituationen können Lehrerinnen und Lehrer auch eine Einsatzgruppe von Schülerinnen und Schülern auffordern, welche extra für solche Situationen geschult wurden. Ab dem nächsten Schuljahr wird der ganze Lehrkörper sowie das Personal des Collège in Bulle geschult, um mit Angstattacken umgehen zu können.
Eine Betroffene sagt: «Man sollte sich der Hilfe nicht verschliessen. Ich selbst habe erst verstanden, dass es einen Ausweg gibt und ich nicht für immer darin gefangen bin, als man anfing, mir zu helfen.»
Pierre Sindelar, ein in Genf praktizierender Psychiater, bemerkt eine Zunahme von Angstzuständen. «Früher hatten wir Universitätsstudenten. Jetzt haben wir Gymnasiasten und Schülerinnen im Orientierungsjahr, die oft nach schnellen Antworten suchen. Viele verlangen nach Medikamenten: entweder Stimulanzien zur Steigerung der kognitiven Fähigkeiten oder Beruhigungsmittel zur Angstlinderung», sagt Sindelar.
Gemäss dem Freiburger Mediator François Gremion ist eine Erklärung für die Zunahme von Angstattacken bei Studierenden, dass sie nicht ausreichend vorbereitet seien, um mit Stresssituationen umzugehen. Angstattacken sind auch ansteckend. «Oft hilft eine Freundin oder ein Freund der Person, die gerade eine Panikattacke hat. Wenn er oder sie merkt, dass die geleistete Unterstützung nur wenig hilft, entsteht ein Gefühl der Hilflosigkeit, das übertragen wird und diesen Ansteckungseffekt verstärkt», meint Rita Raemy, Psychologin beim psychologischen Beratungsdienst für Studierende in Freiburg.
(kek)