Schweiz
Kanton Zug

Kantonsüberschüsse: Motion fordert Anpassung des Finanzausgleichs

Eine Ansicht ueber die Stadt Zug am Mittwoch, 25. Mai 2022. (KESTONE/Urs Flueeler)
Im Kanton Zug sprudeln die Steuereinnahmen.Bild: KEYSTONE

Zug schwimmt im Geld: «Diese Überschüsse sind abartig»

Nach den Krankenkassenprämien sollen jetzt Steuererleichterungen folgen. Der Kanton Zug schwimmt in Steuermillionen. Dabei forderte bereits im Juni ein Parlamentarier einen stärkeren Finanzausgleich zwischen den Kantonen.
16.07.2024, 09:2916.07.2024, 13:44
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Im Jahr 2023 konnte der Kanton Zug einen Steuerüberschuss von etwas mehr als 460 Millionen Franken erwirtschaften. Damit wurde der Rekord des Vorjahres von 332 Millionen Franken gebrochen.

Das führt dazu, dass der Innerschweizer Kanton nun verschiedene Pakete schnürt, um der Bevölkerung das Geld wieder zukommen zu lassen. Unter anderem werden Krankenkassenprämien reduziert und der Steuerfuss gesenkt.

Anfang Juni forderte der Solothurner Nationalrat Felix Wettstein in einer Motion eine Anpassung des Nationalen Finanzausgleichs (NFA). Der Grünen-Politiker stellte fest, dass die Kantone Zürich, Zug, Schwyz, Genf, Basel-Stadt, Ob- und Nidwalden sowie Appenzell Innerrhoden im Jahr 2023 einen Steuerüberschuss von insgesamt 2,5 Milliarden Franken erzielt haben.

Wettstein fordert, dass die ressourcenstarken Kantone ihre Leistungen an den Nationalen Finanz- und Lastenausgleich von aktuell zwei Dritteln auf 80 Prozent der Bundesbeiträge erhöhen. Mit dieser Anpassung des NFA könnte der Bund jährlich um bis zu 800 Millionen Franken entlastet werden.

Der Vorstoss wird nicht nur von Politikern auf der linken Seite des Parlaments unterstützt. Auch Mitte-, FDP- und SVP-Nationalräte unterstützen das Anliegen. Darunter auch SVP-Nationalrat Thomas Stettler.

«Diese Überschüsse aus den ressourcenstarken Kantonen wie Zug sind doch abartig», gab der Landwirt gegenüber 20 Minuten zu bedenken. Er fände es nur gerecht, wenn Kantone wie der Jura, die keine Grosskonzerne beherbergen, auch vom nationalen wirtschaftlichen Erfolg profitieren könnten.

Thomas Stettler, candidat du Jura pour le Conseil national, UDC, pose dans la salle du Parlement jurassien lors des elections federales du Conseil national et du Conseil des Etats le dimanche 22 octob ...
Thomas Stettler, SVP-Nationalrat aus Zug.Bild: keystone

Der SP-Nationalrat David Roth unterstützt die Motion ebenfalls. Er erklärte ebenfalls gegenüber 20 Minuten, dass die Kantone mit hohen Einnahmen von den letzten Steuerrevisionen ungleich profitiert hätten. Deshalb sei es nur gerecht, wenn nun der kantonale Finanzausgleich verstärkt würde.

Kantonsregierungen sind zufrieden

Die Kantonsregierungen sind nicht glücklich über die Motion. So warnte der Zürcher Finanzdirektor Ernst Stocker gegenüber dem SRF: «Der Finanzausgleich darf nicht durch politische Schnellschüsse gefährdet werden.»

Dem schliesst sich der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler ebenfalls an. Er gibt gegenüber der Luzerner Zeitung zu bedenken, dass der NFA ein austariertes und kompliziertes System sei, das sensibel, aber in seiner Ganzheit stabil sei. Jetzt vorschnell daran herumzuschrauben sei wie das «Schlachten einer heiligen Kuh».

Laut Tännler habe der Bund kein Problem mit mangelnden Einnahmen, es müsse eher ausgabenseitig angesetzt werden und gespart werden.

Heinz Tännler, OK-Präsident des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests in Zug, geniesst das erste Bier nach der offiziellen Eröffnung der "Schwingergasse."
Heinz Tännler ist Zuger Finanzdirektor.Bild: KEYSTONE

Auch die Konferenz der Kantonsregierungen (KdK) stellt sich gegen die Motion. Sie gaben bekannt, dass die Mehrheit der Kantonsregierungen mit dem jetzigen NFA zufrieden ist. Eine kleine Minderheit vertritt jedoch die Meinung, der Ausgleich ginge nicht genug weit und führe zu einer Verstärkung der Unterschiede zwischen den armen und reichen Kantonen. (ear)

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110 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Unsinkbar 2
16.07.2024 10:20registriert August 2019
All die Erleichterungen bringen doch nichts, wenn der arme Pöbel in die andere Kantone ziehen muss, weil sie z.B. nicht genügend für eine Wohnung verdienen (30%-Regel). Das wird wie London, wo der Handwerker und die Krankenschwester ausserhalb wohnt, nur der Steueranwalt oder Arzt hat noch vor Ort eine kleine Wohnung.
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Legal
16.07.2024 10:26registriert September 2020
Es ist schon erstaunlich, dass niemand fragt, woher diese Überschüsse kommen und wie sie „erwirtschaftet“ werden. Es ist Zeit das schöne Deckmäntelchen Zugs ein wenig zu heben. Ich halte schon mal die Nase zu.
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Bacchus75
16.07.2024 10:44registriert Oktober 2014
Die Arroganz von Tännler ist unerträglich. Der Kanton Zug profitiert von den umliegenden Kantonen die das fehlende Angebot an Kultur, ÖV, Flughafen usw. abdecken und lockt mit Tiefsteuern dubiose Firmen in Massen an.

An alle Superschwurbler da draussen die irgendetwas von Bevölkerungsausstausch schwaffeln. Die einzige Form von Bevölkerungsausstausch findet man in Kantonen mit rechtspopulistischen-bürgerlichen Mehrheiten und deren ungezügelten Steuer- und Wirtschaftspolitik. Da wird nämlich die einheimische Bevölkerung ausgetauscht gegen eine möglichst zahlungskräftige Bevölkerung.
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