Das hatten wir schon mal: Hustende und rotzende Kinder mitten im Sommer und überlastete Kinderarztpraxen und -Spitäler. Damals schien klar, dass die Coronamassnahmen im vorangehenden Winter ebenso effektiv auch die Verbreitung von Erkältungsviren verhindert haben.
Nun wiederholt sich das Phänomen überraschenderweise. Und dies, obwohl die strengsten Coronamassnahmen schon lange gelockert sind und schliesslich auch noch die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr schon vor zwei Monaten gefallen ist. Meldungen von aussergewöhnlich stark ausgelasteten Kinderarztpraxen gibt es momentan aus ganz Europa, den USA, aber auch Neuseeland, Australien und Japan.
In der Schweiz verzeichnet etwa das Kinderärztinnenzentrum Youkidoc in Basel aktuell rund 30 Prozent mehr Patienten pro Monat als um diese Jahreszeit üblich. Jan Bonhoeffer, der dort wie auch im Universitätskinderspital beider Basel als Kinderarzt arbeitet, sagt:
RSV steht für Respiratorisches Synzytial-Virus und war hauptsächlich letztes Jahr dafür verantwortlich, dass die Kindernotfälle überfüllt waren: Einen ganzen Winter lang hatte das Virus nicht zirkulieren können und infizierte dann viel mehr Kleinkinder auf einen Schlag, also vor allem Säuglinge, die vor den Pandemie-Massnahmen noch keine Immunität dagegen entwickelt hatten.
In Bern sieht es besser aus: Die Kinderklinik des Inselspitals verzeichnet seit Mitte März einen erneuten, aber nicht markanten Anstieg viraler Infektionen bei Kindern (vor allem Rhinoviren und Parainfluenza). RSV sei zum Glück bisher nicht stark aufgetreten, sagt Andrea Duppenthaler, Leitende Ärztin pädiatrische Infektiologie. Im Luzerner Kantonsspital war die Belastung im April und Mai am höchsten, «aktuell beobachten wir eher eine Entspannung», sagt Michael Büttcher, Leitender Arzt Pädiatrische Infektiologie und Pädiatrie.
In den Wintermonaten war es erneut überall ruhig gewesen, denn die Viren hatten es immer noch schwerer: In vielen Schulen wurden noch Masken getragen, es wurde aufs Lüften geachtet und schniefende Kinder blieben konsequenter zuhause als sonst. So fiel erneut auch die Grippewelle deutlich schwächer aus als üblich. «Jetzt hat sich das Verhalten der Bevölkerung geändert, alle sind froh um die Pause», sagt Bonhoeffer.
Und doch waren die Massnahmen in diesem Winter nicht genug stark, als dass sie diese Sommer-Erkältungen nun vollständig erklären würden. Auch ohne Pandemie-Massnahmen wäre es vermutlich zu dieser Verschiebung der sonst üblichen Viren-Verbreitungszeit gekommen. Der Effekt ist einer Wechselwirkung unter den Viren geschuldet: Beherrscht ein Virus das Infektionsgeschehen stark – wie diesen Winter Omikron – treten andere kaum auf. «Das ist nicht nur in einer Pandemie so», sagt Bonhoeffer, «wir sehen diese Wechselwirkung auch zum Beispiel zwischen den RS-Viren und den Humanen Metapneumoviren (HMPV): Beide kommen nie gleichzeitig stark vor.»
Das Phänomen ist zwar bekannt – wie es zu dieser Wechselwirkung kommt, ist jedoch nicht ganz klar. Bekannt ist, dass eine erst kurz zurückliegende Infektion mit einem relativ ähnlichen Virus ein Stück weit auch vor anderen schützen kann. Andrea Duppenthaler sagt: «Es gibt aus Untersuchungen in Zellmodellen Hinweise darauf, dass zwischen RSV und HMPV tatsächlich sowohl eine Virus-Virus- wie auch eine Virus-Wirt-Interferenz besteht und eine RSV-Infektion das Risiko für eine HMPV-Infektion reduziert.»
Dass die Wartezimmer der Kinderarztpraxen und Kindernotfällen gerade gut gefüllt sind, hat aber noch einen anderen Grund: Die Eltern sind sensibilisiert auf Atemwegserkrankungen – um nicht zu sagen alarmiert. Durch die Pandemieerfahrungen gehen nun mehr Eltern mit ihren Kindern zur Ärztin. Der Basler Kinderarzt Bonhoeffer sagt:
#Schlafschafe
#Grammatikpfeife
#Aluhutträger
#Wolltemichmalalsspinnerversuchen
Habe ich das richtig gemacht? Besonders bei den Schreibfehler habe ich mir viel Mühe gegeben.