Nach sechs Monaten Corona-Zwangspause gibt die Klimabewegung ihr Comeback und demonstriert am Freitag in 18 Schweizer Städten. «Ich freue mich sehr. Der Klimastreik lebt von der Strasse und vom Gemeinschaftsgefühl», sagt der Zürcher Klimaaktivist Jonas Kampus zu watson.
An vielen Orten sind die Kundgebungen erst für den späteren Nachmittag oder gar am Abend angesetzt. In Altdorf UR etwa steigt die Klimastreik-Premiere um 19.30 Uhr. In Bern und Zürich versammelt sich die Klimajugend um 16.30 Uhr in der Innenstadt.
Die Kundgebungsteilnehmer müssen nicht mehr die Schule schwänzen oder der Arbeit fernbleiben, um an die Demo zu gehen. Der Klimastreik ist also gar kein typischer Streik mehr. Weshalb?
«Wir wollen unsere Bewegung möglichst breit ausrichten und auch arbeitstätige Menschen ansprechen», sagt die Berner Klimaaktivistin Lena Bühler. In der Vergangenheit habe man die Erfahrung gemacht, dass sich die arbeitstätigen Leute am späteren Nachmittag besser mobilisieren liessen.
Die grosse Frage ist, wie viele Leute nach der Corona-Zwangspause wieder für das Klima auf die Strasse gehen. In Bern etwa ist ein Demo-Gesuch für 500 Leute bewilligt worden. «Wegen Corona werden diesmal wohl ältere Sympathisantinnen eher zuhause bleiben», so Bühler. Dies, obschon an der Kundgebung eine Maskenpflicht gilt.
So oder so strecken die Klimastreikenden am Freitag ihre Kartonschilder mit einer grossen Portion Wut im Bauch in die Höhe. Selbst von den Grünen fühlen sie sich «benutzt und belogen», weil diese das Klimaziel von netto null Treibhausgasemissionen in der Schweiz erst 2040 und nicht wie vor den Wahlen versprochen 2030 erreichen wollen. «Die Politikerinnen und Politiker im Bundeshaus handeln absolut unverantwortlich und nehmen die Zerstörung unseres Planeten bewusst in Kauf», sagt Kampus weiter.
Auch Lena Bühler ist frustriert über die Tatenlosigkeit der Politik nach der Klimawahl 2019. «Wir haben keine andere Wahl, als weiter zu demonstrieren.»
Spätestens nächstes Jahr wollen die Klimastreikenden wieder die Arbeit oder das Schulheft niederlegen. «Der Streik bleibt ein zentrales Element unserer Bewegung», so Kampus.
Ich bin 20 Jahre auf die Strasse gegangen für den Weltfrieden und natürlich haben wir das Ziel nicht erreicht. Vielleicht ist die Welt etwas friedlicher, vielleicht auch nicht .
Die haben den Gong alle noch nicht gehört.