Am 26. September 2021 stimmte die Schweiz der Ehe für alle zu. Es war das bislang letzte Kapitel einer Geschichte, die bis dahin, grob gesagt, von drei Faktoren geprägt war: die Reformation im 16. Jahrhundert, die Pflicht zur Ziviltrauung 1874 und die abnehmende Beliebtheit der Eheschliessung seit den 1960er Jahren, wie im historischen Lexikon der Schweiz nachzulesen ist.
Jetzt gilt also: Ehe für alle – aber nicht unbedingt für immer. Und immer seltener.
Vor allem in den letzten 30 Jahren wurde das Heiraten immer unpopulärer – und Corona hat die Eheschliessungen nochmals zusätzlich ausgebremst. So wurden im Jahr 2020 in der Schweiz 35'160 Hochzeiten gefeiert, 16'210 Ehen gingen in die Brüche. Pro 1000 Einwohner fanden damit gut 4 Hochzeiten statt – und nicht ganz 2 Scheidungen. Zu Spitzenzeiten – beispielsweise nach dem Ersten Weltkrieg – heirateten doppelt so viele Menschen in der Schweiz.
Interessant dabei ist das Verhältnis Heiraten pro Scheidungen. 2020 wurden pro zehn Heiraten rund 4,6 geschieden. Allerdings liegt diese Quote längst nicht in jedem Kanton auf gleich hohem Niveau.
Am «gefährdetsten» sind bei dieser Betrachtung Ehen in den Kantonen Jura, Tessin (je 7,2 Scheidungen pro 10 Heiraten) und Neuenburg (7,0). Am wenigsten Scheidungen gibt es im Kanton Uri: Pro 10 Hochzeiten lassen sich knapp drei Paare (2,8) scheiden. Generell fällt auf, dass sich in den Westschweizer Kantonen und im Tessin die Scheidungsquote von der Deutschschweiz abhebt.
Auf Gemeindeebene liegt die Quote in 984 der 2203 Gemeinden höher als in Uri, dem Scheidungs-Schlusslicht unter den Kantonen (Stand: 2020). Während 244 Gemeinden ohne eine Scheidung durch das Jahr kamen, scheinen Ehen im Jahr 2020 in Bodio TI weniger Glück gehabt zu haben. Im 1000-Einwohner-Nest wurde nur eine Eheschliessung vollzogen, aber neun Scheidungen wurden registriert. Die Scheidungs-Hochburgen der Schweiz sind dabei praktisch ausschliesslich Gemeinden mit weniger als 1000 Einwohnern.
Am anderen Ende der Liste findet sich Steinen SZ, das mit 21 Heiraten bei nur einer Scheidung auf eine Quote von 0,5 kommt.
Weniger deutlich sind die Ausschläge bei Gemeinden mit mindestens 10'000 Einwohnern. Hier halten sich bei den «scheidungsfreudigen» Gemeinden die Anzahl Heiraten und Scheidungen praktisch die Waage.
Die wenigsten Scheidungen in Gemeinden mit über 10'000 Einwohnern verzeichnen:
Seit 1969 hat das Bundesamt für Statistik Zahlen zu den Scheidungen erfasst. Eine Auswertung dieser Daten zeigt: In den vergangenen 50 Jahren hat sich ein «schwarzer Tag» für die Ehe herauskristallisiert: An keinem Tag wurden mehr Ehen geschieden als am 26. August.
Etwas versöhnlicher geht es an Weihnachten zu und her: Am 25. und 26. Dezember wurden nur gerade jeweils 54 respektive 55 Ehen geschieden.
Auch in den Sommerferien werden deutlich weniger Ehen geschieden. Nach den Sommerferien Ende August finden sich dafür die «scheidungsreichsten» Tage des Jahres.
Im internationalen Vergleich liegt die Schweiz mit 1,9 Scheidungen pro 1000 Einwohner etwa im Mittel. Länder wie Frankreich, Spanien, Schweden oder Australien verzeichnen mehr Scheidungen.
Eine der höchsten Scheidungsraten der Welt hat Russland: Die aktuellsten Zahlen aus dem Jahr 2011 dokumentieren 4,8 Scheidungen pro 1000 Einwohner.
Auch die Vereinigten Staaten von Amerika liessen sich mit 2,9 Scheidungen pro 1000 Einwohner relativ häufig scheiden. Und das ist kein Wunder, denn die Amerikaner sind deutlich heiratsfreudiger als wir Europäer. Zu dieser Kategorie gehören auch Menschen in Russland, China und der Mongolei.
Ti Amo
Forza Ticino.
Wenn sich Vorurteile in Statistiken niederschlagen.
Ti Amo
Forza Ticino.
Wenn sich Vorurteile in Statistiken niederschlagen.
Tanuki