Die Ankündigung der Direktorin war düster: 88 Vollzeitstellen seien bereits weggefallen, nun kämen 145 dazu. Das sagte Nathalie Wappler im November 2021 vor der Belegschaft des Schweizer Radios und Fernsehens. Die Aufhebung von insgesamt 233 Stellen sollte bis Ende 2023 vollzogen werden.
Der Geschäftsbericht der SRG 2022 zeigt nun: Der Personalbestand bei Radio und Fernsehen ist nicht gesunken – im Gegenteil. Innerhalb eines Jahres sind 42 Vollzeitstellen hinzugekommen: 2317 statt 2275.
Wie ist das möglich? SRF gab einen Stellenabbau bekannt, engagierte dann aber zusätzliches Personal. Guy Luginbühl, der Finanzchef des Unternehmens, erklärt auf Anfrage: «Der ursprünglich für 2023 angekündigte Stellenabbau ist sistiert.»
Der Plan wird also nicht umgesetzt. Luginbühl betont, dass sich SRF in einem Transformationsprozess befinde. Dazu gehöre neben einem Stellenabbau auch ein Stellenaufbau, vor allem in der Technologie. Die 2021 verkündeten Sparziele habe SRF per Ende 2022 erreicht.
Genaue Zahlen gibt das Schweizer Fernsehen nicht bekannt. Und der SRG-Jahresbericht enthält keine Informationen darüber, wie viel Geld die einzelnen Unternehmenseinheiten ausgeben. Was man aus den Zahlen aber ersehen kann: Die Einsparungen, welche die SRG 2020 angekündigt hatte, sind nicht umgesetzt worden. Die Radio- und Fernsehgesellschaft wollte 50 Millionen Franken sparen. Dann stiegen die Aufwendungen um 54 Millionen.
Die privaten Medienunternehmen hingegen mussten in den vergangenen Jahren Sparpakete schnüren. Grund ist die Verlagerung von Werbung zu den Online-Portalen amerikanischer Tech-Konzerne. Auch die Werbeeinnahmen der SRG-Sender sind gesunken. Aber die vormalige Medienministerin Sommaruga erhöhte 2020 den Betrag, den der Rundfunk aus den Einnahmen der Medienabgabe erhält, um 50 Millionen: auf 1,25 Milliarden.
Wie reagieren Politiker im Bundesparlament auf die SRF-Stellenreduktion, die sich als Fata Morgana herausstellt? Mitte-Präsident Gerhard Pfister sagt: «Die Bekenntnisse der SRF-Führung waren und bleiben wohl nie unternehmerisch begründet, sondern nur politisch und taktisch, um Ruhe zu haben. Das ist nichts Neues, macht aber die Führungsetage von SRF nicht glaubwürdiger.»
FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen findet, dass der fehlende Sparwille der SRF-Leitung für die Annahme der 200-Franken-Initiative spreche. Die SVP sammelt derzeit Unterschriften für das Volksbegehren: Die Medienabgabe soll von 335 auf 200 Franken sinken. Die Volkspartei plant, die Initiative öffentlichkeitswirksam vor den nationalen Wahlen vom kommenden Oktober einzureichen.
Wasserfallen meint, dass das Schweizer Fernsehen sein Angebot im Sport und in der Unterhaltung sowie die Verbreitung von Online-Nachrichten reduzieren sollte – denn in allen diesen Bereichen gebe es gute private Anbieter, für welche die Leute Abonnemente lösten. So komme SRF mit weniger Gebühren problemlos durch und entlaste das Budget der Menschen.
SVP-Nationalrat Gregor Rutz verweist derweil darauf, dass der neue Medienminister und Parteikollege Albert Rösti die Arbeit an der neuen SRG-Konzession zurückgestellt habe. «Nun kann man endlich über die Rahmenbedingungen diskutieren: Was soll die SRG leisten, und was überlassen wir privaten Anbietern? Meiner Meinung nach bedeutet ‹Service public› eine weitgehende Konzentration auf Information und Kultur.»
Anderer Meinung ist SP-Nationalrat Jon Pult. Er ist Präsident der Kommission, die Medienbelange erörtert. Pult sagt, die SRG befinde sich als öffentliches Medienhaus in einer wichtigen Phase der Transformation, was auch Investitionen nötig mache. «Zudem finde ich die Logik, wonach die SRG drastische Einsparungen vornehmen müsste, nur weil private Medienhäuser dies angeblich auch müssen, absurd und medienpolitisch grundfalsch. Aus Sicht der Information der Bevölkerung unseres föderalistischen und mehrsprachigen Landes ist ein Abbau bei der SRG immer abzulehnen.»
Vielleicht spart SRF ein wenig Geld ein, weil Lis Borner, Chefredaktorin Audio, im kommenden Herbst in Frühpension geht. Das gab SRF am Donnerstag bekannt. Borner gehört der Geschäftsleitung an, die sich aus elf Personen zusammensetzt. «Noch grösser als unsere Geschäftsleitung ist nur jene von Nestlé», sagt ein SRF-Redaktor. (aargauerzeitung.ch)
Habe auch nicht das Gefühl, dass die SRF App besser wurde.
Inzwischen hat man leider das Niveau den Privatsendern angepasst. Daher verstehe ich, dass viele Menschen nicht mehr bereit sind solch hohe Gebühren für diesen Schund zu zahlen!