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Das erfolgversprechendste Long-Covid-Medikament ist gescheitert

Ampullen mit dem Medikament BC 007.
Ampullen mit dem Medikament BC 007.Bild: Berlin Cures

Das erfolgversprechendste Long-Covid-Medikament ist gescheitert

Nach den ersten negativen Ergebnissen der Studie mit BC 007 zogen sich die Investoren sofort zurück. Doch nun sagen Forschende der Klinik Erlangen, ihre Studienergebnisse seien positiv.
29.11.2024, 08:1529.11.2024, 10:14
Sabine Kuster / ch media
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Begonnen hat alles damit, dass einer deutschen Augenärztin 2021 auffiel, dass Long-Covid-Patienten eine ebenso schlecht durchblutete Augennetzhaut haben wie ihre Patienten mit Glaukom (grünem Star). Bei den Glaukom-Patienten sah Bettina Hohberger in Klinik der Universität Erlangen, dass ein noch nicht zugelassenes Medikament mit dem Namen «BC 007» der Schweizer Firma Berlin Cures hilft. Es soll bestimmte Autoantikörper unschädlich machen. Sie startete einen Therapieversuch um zu sehen, ob das auch bei Long Covid der Fall ist.

Nachdem die vier Long-Covid-Patienten zumindest vorübergehend genasen, bemühten sich Berlin Cures und die Klinik Erlangen gleichzeitig um eine Studie, welche die Wirkung belegen sollte.

Das Auftreiben von Investoren, die Bewilligung für die Studie in verschiedenen Ländern und das Suchen von Patienten zog sich über zwei Jahre hin. Schliesslich konnte Berlin Cures das Medikament in den ersten Monaten dieses Jahres an insgesamt über hundert Long Covid-Patienten testen.

Doch als Ende Oktober die erste Auswertung der Ergebnisse vorlag, zeigte sich, dass es jenen Patienten, die das Medikament erhalten hatten, nicht besser ging als jenen, die ein Placebo erhalten hatten. Die Investoren zogen sich sofort zurück, Berlin Cures musste Insolvenz anmelden.

Taugt das Medikament wirklich nichts?

Doch dann veröffentlichte die Augenärztin Bettina Hohberger von der Klinik Erlangen Anfang dieser Woche ein Video auf der Plattform «X», wo sie an einer Fachkonferenz am Montag in Deutschland ankündigt, dass es ihren Patienten nach der Verabreichung von BC 007 signifikant besser gehe.

Hohbergers Team war es gelungen, eine zweite Studie mit 30 Patienten durchzuführen. Diese fand nur in Erlangen statt und war auch sonst anders aufgebaut. Christian Mardin, leitender Oberarzt und Forscher im Team von Bettina Hohberger, sagt auf Anfrage, er könne nicht in die Details gehen, weil die Studie erst seit zehn Tagen ausgewertet werde. Aber die ersten Auswertungen zeigten, dass sich sowohl die Befindlichkeit der Patienten nach der Medikamentenabgabe verbesserte wie auch signifikante Unterschiede in einem speziellen Magnetresonanztomografen, dem 7-Tesla-MRT, sichtbar seien. «Wir konnten sehen, dass die unwillkürlichen Augenbewegungen der Patienten schneller wurden.»

Bettina Hohberger (3. v. r.), hinter ihr Christian Mardin und ihr Team an der Klink Erlangen.
Bettina Hohberger (3. v. r.), hinter ihr Christian Mardin und ihr Team an der Klink Erlangen.Bild: Zvg

Genauere Ergebnisse wird die Klinik noch in diesem Jahr bekannt geben. Klar ist: Falls das Medikament die Antikörper doch zu binden vermag, ist der Patient trotzdem nicht geheilt. Antikörper werden immer wieder neu gebildet – und wie der Therapieversuch 2021 zeigte, kehren die Symptome besonders nach einer erneuten Covid-Infektion zurück. «Das Medikament muss also vermutlich wiederholt verabreicht werden. Wenn es nicht gelingt, die Veränderung im Immunsystem rückgängig zu machen», sagt Mardin.

Dass solche Immunadsorber, also Stoffe, die an schädliche Antikörper binden, vielversprechend sind gegen Long Covid, sagte auch die deutsche Immunologin und Long-Covid-Expertin der Charité in Berlin, Carmen Scheibenbogen, kürzlich in einem Interview mit dem Spiegel. Ihr Team will prüfen, ob die Medikamente Ocrelizumab und Inebilizumab, die bereits gegen andere Autoimmunerkrankungen zugelassen sind, wirken. Bereits off-label eingesetzt wird bei schwerer Fatigue nach Belastung, dem ME/CFS, der Wirkstoff Aripiprazol, der laut Scheibenbogen vielen Patienten helfe, wie auch die hyperbare Sauerstofftherapie.

Ebenfalls Schlagzeilen gemacht hat das Medikament Cimetidin, das eigentlich ein Magensäureblocker ist, aber auch gegen das Eppstein-Barr-Virus angewendet wird. In einigen Fällen scheint es bei Long-Covid zu helfen, wie einem Aargauer, der damit genas. (aargauerzeitung.ch)

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9 Kommentare
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Tentacles
29.11.2024 10:47registriert Oktober 2022
“Ebenfalls Schlagzeilen gemacht hat das Medikament Cimetidin [..] wie ein Aargauer, der damit genas.”

Angeblich (!) … solche Spekulation ist einfach unseriös. Anekdotisch, n=1. Ja, es braucht Studien.

Eines der Probleme ist, dass Long Covid ein “catch-all” Sammelbegriff ist für andauernde Beschwerden nach der Infektion. Je mehr man das untersucht, desto mehr wird man Dutzende von unterschiedlichen Krankheiten erkennen.

So ist es auch problematisch, BC007 als gescheitert zu bezeichnen, während es evtl für einzelne Subgruppen der Patient:innen Wirkung zeigte, dies aber unterging im Gesamten
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