Glühwürmchen bieten jedes Jahr Ende Frühling ein Leuchtspektakel, das viele geniessen. Wie und warum Glühwürmchen leuchten – und wo du das Spektakel beobachten kannst:
Während der Paarungszeit fliegen die Männchen des Kleinen Glühwürmchens (Lamprohiza splendidula) leuchtend durch die Luft auf der Suche nach einem Weibchen. Dieses leuchtet nur am Boden.
Auch das Grosse Glühwürmchen (Lampyris noctiluca) kommt in der Schweiz vor, allerdings leuchtet hier nur das Weibchen und das auch nicht im Flug. Im Süden, beispielsweise im Tessin oder in den Bündner Südtälern, findet man zudem das Italienische Glühwürmchen (Luciola italica). Bei dieser Art leuchten sowohl die Weibchen im Sitzen als auch die Männchen im Flug. Nördlich der Alpen gibt es diese Art ebenfalls vereinzelt, auch in Zürich.
In diesem Jahr dürften die Glühwürmchen – übrigens das Tier des Jahres 2019 – zahlreich leuchten. Das liegt daran, dass das vergangene Jahr, besonders der letzte Herbst, ziemlich feucht war, wie Stefan Ineichen, Präsident des Vereins Glühwürmchen Projekt, erklärt. «Es hat sich nämlich gezeigt, dass die Niederschläge im Vorjahr nicht nur für Schnecken, welche die Nahrungsgrundlage der meisten Leuchtkäferlarven bilden, förderlich sind, sondern auch für die sommerlichen Populationen der ausgewachsenen Glühwürmchen.»
Wer Glühwürmchen beobachten möchte, muss dafür nicht unbedingt weit reisen: Die Leuchtkäfer sind sogar in der Stadt Zürich zu finden, beispielsweise bei der Kreuzkirche oder im Käferbergwald. Aber auch in Schaffhausen, im Aargauer Jura – etwa im Jurapark – und an weiteren Orten im Mittelland kommen sie vor.
Auch in der Region Luzern gibt es bekannte Glühwürmchen-Spots, etwa am Fuss des Pilatus oder auf dem Friedhof der Stadt Luzern. In Lausanne gibt es im Parc Bourget Glühwürmchen, und in Schaffhausen wurden auf dem Waldfriedhof auch schon Leuchtkäfer fotografiert. Laut Ineichen gibt es in fast jeder Gemeinde geeignete Stellen, an denen Grosse Glühwürmchen in Bodennähe sitzend leuchten.
An zahlreichen Hotspots in der Schweiz gibt es geführte Glühwürmchen-Touren. Diese finden meist während der intensivsten Flugzeit statt. Diese dürfte in diesem Jahr eher früh sein, da der Frühling bisher relativ warm war, wie Ineichen erklärt. Er rechnet mit der zweiten Junihälfte. Je nach Standort kann es aber variieren. Im Tessin sind die Leuchtkäfer meist früher dran als in der Nordschweiz.
Gartenbesitzerinnen und -besitzer würden sich wohl oft über ein paar Glühwürmchen freuen. Denn die Larven ernähren sich am liebsten von Schnecken. Die Bedingungen müssen aber optimal sein. Einerseits brauchen sie Hecken, in deren Laub sie leben können, andererseits auch offene Flächen, wo die Männchen dann nach den Weibchen suchen können, wenn ihre Paarungszeit gekommen ist.
Am wohlsten fühlen sich die Leuchtkäfer an Waldrändern, in Gebüschen, auf feuchten Wiesen, Weinbergen, in Gärten, Parks, Laub und Moos, unter faulendem Holz, an Bahnböschungen und in der Nähe von offenen Gewässern oder auf Ruderalflächen. Also dort, wo die Biodiversität reichhaltig ist. Im dichten Wald oder in Nadelwäldern suchst du sie vergebens.
Glühwürmchen sind schön anzuschauen und helfen gegen Schnecken. Trotzdem solltest du sie dort lassen, wo sie sind. Sie einfach einzusammeln und im heimischen Garten auszusetzen, funktioniert nicht. Ohne Männchen legen Glühwürmchen-Weibchen keine Eier und sterben. Und bei den Larven ist ungewiss, ob es am Ende Männchen und Weibchen gibt. Sammelst du sie ein, schadest du der Population.
Es gibt jedoch Möglichkeiten, in der Nähe lebende Glühwürmchen quasi anzulocken. Wenn es im Garten viele Schnecken gibt (aber kein Schneckengift), eine optimale Landschaft mit Mauerritzen, Asthaufen, Steinen, Platten und geschichteten Drahtschotterkörben vorhanden ist, du auf Dünger verzichtest und die Lichtverschmutzung möglichst reduzierst, stehen die Chancen gut, dass nahegelegene Populationen sich auch im Garten ansiedeln. In der Schweiz gibt es diverse Förderprojekte.