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Ein weiteres Fischsterben droht im Rhein – wegen der Hitze

Ein weiteres Fischsterben droht im Rhein – wegen der Hitze

18.07.2022, 15:1518.07.2022, 16:08
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Im Rhein bei Schaffhausen droht das dritte grosse Fischsterben innert 20 Jahren. Schuld ist die Hitze.

Ein Überblick:

Das hat die Hitze mit Fischsterben zu tun

Fische können sich nicht beliebig an wärmere Wassertemperaturen anpassen, denn im warmen Wasser schwindet der für sie lebenswichtige Sauerstoff. So droht bereits ab 26 Grad ein Massensterben von Äschen. Nur wenig höhere Temperaturen sind für die Bachforelle tödlich.

Und die Hitzewelle hat die Wassertemperaturen im Rhein bei Schaffhausen bereits auf bis zu 25 Grad Celsius steigen lassen.

Die Äsche – bedroht vom warmen Wasser

Die Europäische Äsche (Thymallus thymallus) gehört zur Familie der Lachsfische. Sie lebt in Süsswasser und benötigt klares, kühles Wasser, damit sie sich wohlfühlt.

Erwachsene Tiere haben auffällig grosse Schuppen und eine grosse Rückenflosse. Sie können 30 bis 50 Zentimeter gross werden.

HANDOUT - HANDOUT --- Eine undatierte Aufnahme einer Aesche, Thymallus
thymallus, dem Schweizer Fisch des Jahres 2016. Mit dieser Wahl will der Fischerei-Verband auf die Bedrohung der Fischart aufmerk ...
Regenbogenbunte Europäische Äsche (Thymallus thymallus).Bild: SFV SCHWEIZERISCHER FISCHEREI VE

Im August 2018, und vorher schon im Sommer 2003 trieben Äschen und andere Fische zu Tausenden tot an der Oberfläche auf dem Rheinabschnitt zwischen Bodensee und der Stadt Schaffhausen oder wurden ans Ufer gespült und mussten entsorgt werden. Rund 90 Prozent der Äschen starben damals.

Nach 2018 wurde versucht, die Population durch das Aussetzen von gezüchteten Äschen zu stabilisieren. Erst im vergangenen Jahr vermeldete der Kanton Schaffhausen, dass sich die Bestände etwas erholt hätten.

Wie akut ist die Gefahr eines Äschen-Sterbens?

Auf dem Rheinabschnitt zwischen Bodensee und der Stadt Schaffhausen sind momentan viele Schwimmerinnen, Gummiboot-Kapitäne und andere Wassersportler zu sehen. Tote Fische treiben derzeit erst vereinzelt auf dem Wasser.

«Aktuell gibt es keine Anzeichen, die auf ein Fischsterben hinweisen», sagte Stefan Lebeda, der stellvertretende Generalsekretär des Departements des Innern des Kantons Schaffhausen, am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Mit Blick auf die Hitzewellen von 2003 und 2018 wissen die Verantwortlichen aber auch: Die kommenden Tage dürften kritisch werden. 2018 habe das Massensterben am dritten Tag eingesetzt, als die Wassertemperatur über 26 Grad stieg. Lebeda sagt:

«Bereits ab einer Wassertemperatur von 22 bis 23 Grad Celsius gerät die Äsche in einen Hitzestress. Der tödliche Bereich liegt bei einer Wassertemperatur von 25 bis 26 Grad Celsius über einige Tage.»
A dead fish swims on the water surface of the Rhine, on Monday, 6 August 2018, in Schaffhausen, Switzerland. A mass death of fish hast started in the Rhine. Especially the cold-loving grayling suffer  ...
August 2018: Ein toter Fisch treibt an der Wasseroberfläche im Rhein bei Schaffhausen.Bild: KEYSTONE

Am Sonntagnachmittag kletterte die Wassertemperatur im Rhein bei Neuhausen am Rheinfall gemäss den Daten des Bundesamtes für Umwelt (Bafu) auf 24,9 Grad. Und mit jedem weiteren Hitzetag werden es einige Zehntelgrade mehr. Hält der Trend an, dürfte die Marke von 26 Grad vor Ende Woche erreicht werden. Ein Wetterumschwung ist gemäss den Prognosen bis Ende Woche kaum zu erwarten.

Was wird gegen das drohende Fischsterben unternommen?

Der Kanton Schaffhausen hat bereits vergangene Woche Notmassnahmen ergriffen, um die Fischbestände so gut es geht zu schützen. Bei Bachmündungen und Grundwasserausstössen wird ausgebaggert, um Kälte-Oasen für die Fische zu schaffen. «Bei Temperaturen um 24 Grad suchen die unter Hitzestress stehenden Fische solch kühlere Rheinbereiche auf», sagt Lebeda.

Die hohen Wassertemperaturen im Rhein werden durch den tiefen Wasserstand begünstigt. Der aktuelle Abfluss von rund 265 Kubikmetern Wasser pro Sekunde bei der Messstation in Neuhausen liegt deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt.

Die tiefen Wasserstände in Schweizer Gewässern sind unter anderem eine Folge des fehlenden Schmelzwassers nach einem schneearmen Winter sowie von unterdurchschnittlichen Niederschlagsmengen, wie das Bafu kürzlich mitteilte.

Mehr zum Fischsterben in der Schweiz

(yam/sda)

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