Der Kanton St.Gallen hat seine beiden Grundstücke auf dem Gebiet Wil West dem Thurgau für 10,3 Millionen Franken zum Kauf angeboten. Damit soll das wirtschaftliche Entwicklungsprojekt trotz Abstimmungsniederlage vor zwei Jahren gerettet werden.
Der Kanton St.Gallen bietet dem Thurgau rund 125'000 Quadratmeter Land an. Das gaben die beiden Kantone am Dienstag an einer Medienkonferenz bekannt. Die Grundstücke in St.Galler Besitz auf Thurgauer Territorium gehören dem Entwicklungsgebiet Wil West an, wo rund 3000 neue Arbeitsplätze entstehen sollen.
Für die Grundstücke am Wiler Stadtrand neben der Autobahn wurde ein Wert von 20,3 Millionen Franken ermittelt. Nach Abzug für Kompensationen von Fruchtfolgeflächen und Mehrwertabgaben beläuft sich der Preis für den Kanton Thurgau auf 10,3 Millionen Franken. Das Geschäft kommt als nächstes in die beiden Kantonsparlamente.
Die Grundstücke liegen zwar auf Thurgauer Boden, gehören jedoch dem Kanton St.Gallen. Es handelt sich um Land des ehemaligen Gutsbetriebs der Psychiatrischen Klinik Wil.
Auf insgesamt 33 Hektaren soll in einem kantonsübergreifenden Projekt künftig das wirtschaftliche Wachstum der Region Wil stattfinden und Firmen angesiedelt werden.
Für eine verträgliche Verkehrssituation würde das Areal auf den Gemeindegebieten von Münchwilen TG und Sirnach TG mit zwei Bahnhaltestellen und Buslinien erschlossen. Unter anderem ein neuer Autobahnanschluss und weitere Massnahmen sind ebenfalls Teil des Gesamtprojekts, mit dem eine Verkehrsentlastung der Stadt Wil und ihrer Region angestrebt wird.
Im Zuge eines nachhaltigen Umgangs mit Kulturland und einer zentralen Entwicklung der Wirtschaft müssen die 22 St.Galler und Thurgauer Gemeinden der Region Wil auf Einzonungen verzichten. Das Projekt sieht ausserdem vor, sämtliche Verluste von Landwirtschaftsboden anderswo zu kompensieren. Das Vorhaben wird durch den Bund unterstützt.
Die Verantwortlichen der beiden Kantonsregierungen sowie eine Vertreterin des Bundesamtes für Raumentwicklung sprachen am Dienstag von einem nachhaltigen und beispielhaften raumpolitischen Vorhaben.
Im September 2022 lehnten die St.Galler Stimmberechtigten einen Projektkredit für Wil West von 35 Millionen Franken ab. Damit hätte der Kanton St.Gallen die Erschliessung, Entwicklung und Vermarktung des künftigen Wirtschaftsgebietes vorfinanzieren wollen. Kritiker bemängelten etwa den grossen Landverlust.
Nach dem Kauf des Landanteils des Kantons St.Gallen würde der Thurgau darauf verzichten, für die Erschliessung des Areals aufzukommen. Geplant ist, es dereinst an Investoren beziehungsweise Arealentwickler zu veräussern. (sda)