Das Bezirksgericht Zürich hat am Freitag einen 63-jährigen, tiefgläubigen Christen zu einer bedingten Geldstrafe verurteilt. Er hatte eine schwulenfeindliche «Busspredigt» an der Bahnhofstrasse gehalten. Er argumentierte, er habe nur aus der Bibel zitiert.
Das Bezirksgericht verurteilte den christlichen Fundamentalisten wegen Diskriminierung und Aufruf zu Hass, sowie wegen Verhinderung einer Amtshandlung. Er war von den Polizisten davongerannt, die ihn kontrollieren wollten.
Die Geldstrafe beläuft sich auf 95 Tagessätze zu 160 Franken, bei einer Probezeit von zwei Jahren. Dazu muss er die Gerichtskosten zahlen. Die Verurteilung stört ihn jedoch nicht. Für Jesus gebe er gerne sein ganzes Hab und Gut, sagte er in salbungsvollem Ton.
Für das Gericht war klar, dass der Mann, der seit 1983 zu Passanten predigt, mit seiner «Busspredigt» Homosexuelle herabsetzte und diskriminierte. Dabei stützte es sich auf den neuen Diskriminierungsartikel, den die Schweizer Stimmberechtigten im Februar 2020 guthiessen. Dieser verbietet Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Orientierung.
Natürlich seien es Stellen aus der Bibel, sagte der Richter in der Urteilseröffnung. Diese würden in diesen «Busspredigten» aber buchstabengetreu und fundamentalistisch interpretiert, um Homosexuelle herabzusetzen. «Diese Ansichten sind im Jahr 2022 in Mitteleuropa definitiv aus der Zeit gefallen».
Man könne sonst ja auch noch das Zinsverbot aus dem Alten Testament buchstabengetreu interpretieren. «Aber Sie haben ja selber eine Hypothek auf Ihrem Haus», sagte der Richter zum Verurteilten. Auf diesen Widerspruch aufmerksam gemacht, «bereute» der 63-jährige Christ sogleich seine Hypothek.
Der «Prediger» beteuerte in der Befragung, dass er niemanden diskriminiere, sondern vielmehr «Retter der Homosexuellen» sei. Er habe den «göttlichen Auftrag», sie zur Umkehr zu bewegen, also zur Heterosexualität zu bekehren.
Er sage nicht, dass Homosexuelle getötet werden müssten, aber dass sie zu Gott finden müssten, um Gnade zu finden. «In Zürich herrscht Sodom und Gomorrha.» Dass seine Predigten bei den meisten Passantinnen und Passanten schlecht ankommen, ist ihm bewusst. «Das Wort des Herrn scheidet zur Rechten wie zur Linken.» Dies sei Jesus Christus auch nicht anders ergangen.
Einen Anwalt hatte der Mann nicht dabei. Jesus sei sein Beistand, sagte er zu Beginn des Prozesses. Auf dem Tisch neben ihm lag eine Bibel. Vor sich hatte er ein Ringmäppchen, aus dem er immer wieder mit lauter Stimme «passende» Bibel-Zitate vorlas.
Vor unzähligen Passanten hatte der 63-Jährige an einem Samstagnachmittag im Juni 2021 zu seiner «Predigt» angesetzt: Homosexualität sei eine Sünde und solche Beziehungen hätten vor Gott keine Gültigkeit. Homosexuelle Liebe sei zudem keine Liebe sondern «böse Lust» und «schändliche Begierde». Weil zwei Passanten die Polizei riefen, fand die Predigt dann ein rasches Ende.
Die Staatsanwaltschaft forderte eigentlich eine deutlich schärfere Bestrafung, als sie das Bezirksgericht am Freitag nun verhängte. Sie verlangte eine bedingte Freiheitsstrafe von 8 Monaten, dazu eine bedingte Geldstrafe, konnte sich damit aber nicht durchsetzen.
Es war nicht das erste Mal, dass der selbständige Nachhilfelehrer mit der Justiz in Konflikt geriet. Der «Prediger» ist bereits wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung vorbestraft. Er hatte ebenfalls im Jahr 2021 eine Passantin mit der Bibel geschlagen und an der Hand verletzt. Ihr Handy, mit dem sie ihn filmen wollte, fiel deshalb auf den Boden und wurde beschädigt. (aeg/sda)
Wenn sowas in der Bibel steht (ich weiss es nicht da ich dieses Buch nie gelesen habe) sollte man evtl. die Bibel verbieten.