Schweiz
Romandie

Lotto-Bande knackte den Joker-Jackpot in der Schweiz – so ging sie vor

Le «gang du loto» avait tout prévu...
Eine Lotto-Bande knackte in der Romandie den Jackpot – der Fall sorgte schweizweit für Schlagzeilen.bild: dr/watson

Lotto-Bande knackte den «Joker»-Jackpot – ein Insider verrät, wie sie dabei vorging

Ein Vertrauter der sogenannten «Lotto-Bande» hat sich gegenüber der Westschweizer Presse zu Wort gemeldet. Die Gruppe habe sich gut auf ihre Aktion vorbereitet, sagt er – auch juristisch. Er betont, dass ihr Vorgehen legal sei.
29.03.2025, 09:1929.03.2025, 09:19
Alexandre Cudré
Alexandre Cudré
Mehr «Schweiz»

Sie gaben anderthalb Millionen Franken in Dutzenden Westschweizer Kiosken aus – und ihre Strategie ging auf: Eine Gruppe knackte im Januar den Joker-Jackpot der Loterie Romande und verdoppelte damit ihre Investition.

Angesichts dieses Erfolgs forderte die Loterie Romande die Gewinner auf, ihren Gewinn persönlich abzuholen, um ihnen ein paar Fragen zu stellen. Zum Beispiel diese: War das Geld, mit dem die Aktion finanziert wurde, überhaupt legal?

Wie genau die Gruppe vorgegangen war, blieb lange unklar. Am Freitag meldete sich dann aber ein Vertrauter der Gruppe gegenüber der «Tribune de Genève» zu Wort. Unter der Bedingung, anonym zu bleiben, schilderte er die Details des Vorgehend der Gruppe

Warum fiel die Wahl auf den «Joker»?

Der «Joker» sei unter verschiedenen Lotterien in mehreren Ländern gezielt ausgewählt worden, berichtet die anonyme Quelle. Dabei hätten mehrere Punkte für diesen gesprochen:

  • Zum einen sei der «Joker» «wenig frequentiert» als andere Glücksspiele – was die Konkurrenz beim Gewinn deutlich verringere. Mit anderen Worten: Die Wahrscheinlichkeit, den Jackpot mit weiteren Gewinnern teilen zu müssen, sei geringer gewesen.
  • Weiter habe das Verhältnis zwischen dem möglichen Gewinn und den dafür nötigen Investitionen ein attraktives Kosten-Nutzen-Verhältnis geboten.

Anhand dieser Kriterien habe die Gruppe ihre Gewinnchancen berechnen und das Risiko auf ein Minimum reduzieren können. Ein klarer Vorteil dabei: Alle relevanten Variablen liessen sich in die Berechnung einbeziehen. Und das alles sei völlig legal geschehen, wie der anonyme Insider betont:

«Lottospiele sind ein öffentliches Geschäft. Es ist leicht, die beste Option für einen solchen Plan ausfindig zu machen.»

Wieviel Gewinn machte die Gruppe?

Der Freund der Gruppe gibt an, es seien nahezu 1,6 Millionen Franken investiert wurden, um den Jackpot zu knacken. Der Gewinn liegt damit bei rund 1,5 Millionen – so lag der Jackpot, zusammen mit den Nebengewinnen, bei etwa 3,1 Millionen Franken.

Ein Logo von Swisslos am Lottostand im Dorfzentrum von Stans am Dienstag, 13. Februar 2024. In der Ausgabe des Swiss Lotto vom Mittwoch, 14. Februar 2024 sind gute 48 Millionen Schweizer Franken im Ja ...
«Joker» gehört zu den Glücksspielen von Swisslos.Bild: keystone

Ohne Risiko war die Aktion der Gruppe allerdings nicht. So konnte sie nicht sämtliche Kombinationen spielen, sondern «nur» rund 80 Prozent davon. Genau hier sorgte die Loterie Romande dafür, dass die Aktion aus dem Ruder lief: Nachdem sie den Plan durchschaut hatte, blockierte sie das Spiel, was die Gruppe zwang, ihre Lose in Zürich weiterzukaufen. Damit blieb ein Restrisiko von eins zu fünf, komplett leer auszugehen.

Woher kam das investierte Geld?

Bei den investierten Summen in Millionenhöhe drängt sich zudem eine weitere Frage auf: Woher hatte die Gruppe das ganze Geld? Laut den Recherchen der «Tribune de Genève» stamme dieses von einer Einzelperson. Mit anderen Worten: Das Projekt war von A bis Z durchdacht – inklusive Finanzierung. Die Quelle betont:

«Es ging darum, die Rechtmässigkeit der Aktion abzusichern – das Ganze wurde mit absolut sauberem Geld durchgeführt.»

Die Gruppe soll alle nur erdenklichen Vorkehrungen getroffen haben – insbesondere rechtlicher Natur – um «jede Anfechtung» durch die Loterie Romande zu vermeiden. «Laut Tribune de Genève» versuchten sie sogar, nach der Sperrung des «Joker»-Spiels direkt Kontakt mit der Loterie aufzunehmen, um sich die Rechtmässigkeit ihres Vorgehens bestätigen zu lassen.

Was passiert jetzt?

Genau auf diesen Punkt konzentriert sich nun die Loterie Romande. Derzeit führt sie mit Unterstützung der Interkantonalen Geldspielaufsicht (Gespa) eine Untersuchung durch, unter anderem vor Ort, indem sie die Kioskbetreiber befragt, die die Lose verkauft haben. Ein befragter Anwalt sagt dazu:

«Solange es sich nicht um Geldwäscherei handelt, sehe ich nichts Illegales daran, in grossem Umfang Lottoscheine zu kaufen, nachdem man eigene statistische Berechnungen angestellt hat.»
Alexander Lindemann, Anwalt

Der Gewinn des Jackpots wurde am 15. Januar bekannt gegeben – doch das Geld bleibt gesperrt, bis die Ermittlungen abgeschlossen sind.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
65 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Celtic Swiss
29.03.2025 09:31registriert Juni 2024
Ich würde sagen: Sie haben das System geschlagen.
3004
Melden
Zum Kommentar
avatar
tesso
29.03.2025 11:00registriert November 2023
«Lotto-Bande» ?
Ist wohl eher eine «Lotto-Gemeinschaft»

Gratuliere den gescheiten Spielern.
Hätte aber genauso gut ein Totalverlust draus werden können..... Ganz schön mutig.
Darum Gratulation.
2072
Melden
Zum Kommentar
avatar
domin272
29.03.2025 10:06registriert Juli 2016
Die Lotterie Romande ist selber Schuld ein Spiel zu kreieren, dass offensichtlich zu viel Gewinne ausschüttet. Wenn man alle Kombinationen einmal spielen kann und dann mehr gewonnen hat als man verliert, funktioniert das Ganze für die Lotterie einfach nicht. Das hätte man aber auch vorher schon merken müssen.
20414
Melden
Zum Kommentar
65
    Breite parlamentarische Allianz für das E-ID-Gesetz

    Eine breite parlamentarische Allianz hat am Donnerstag in Bern ihre Unterstützung für das neue Gesetz über die elektronische Identität bekräftigt. Die Abstimmung dazu findet am 28. September statt.

    Zur Story