Einen Film im Kino anzuschauen, ist zu einem seltenen Hobby geworden. Wurden im Jahr 1980 hierzulande noch 21 Millionen Kinoeintritte verzeichnet, waren es im Jahr 2019 nur noch 12,5 Millionen – trotz gewachsener Bevölkerung. Letztes Jahr verkauften Kinobetreiber gar nur noch 8,7 Millionen Tickets. Das Aufkommen von Streamingdiensten wie Netflix hinterlässt Spuren. Kein Wunder, suchen Kinos nach neuen Erlösquellen.
Die Swisscom-Tochter Blue, die grösste Kinobetreiberin der Deutschschweiz, setzt dazu auf Unterhaltung. Dieses Jahr hat sie eine Bowlingbahn in ihr Multiplex-Kino im luzernischen Emmenbrücke eingebaut und eine Lasertag-Arena in ihr Kino in Muri bei Bern. Im Multiplex-Kino in Chur, das vor einem Jahr eröffnet wurde, gibt es neu eine Rooftop-Bar. Blue-Chef Wolfgang Elsässer spricht von der Vision, «ein ganzheitliches Indoor-Entertainment-Angebot zu offerieren».
Einen Schritt weiter geht Blue in Zürich. Dort baut die Kette nächstes Jahr ihr Kino Metropol radikal um, wie Recherchen zeigen. Das Innenstadtkino bietet bisher in zwei Sälen 400 und 100 Kinogängern Platz. Die Sitze werden abgebrochen. Der erste Saal soll künftig nur noch 110 Personen fassen, der zweite 28. Eingebaut werden laut dem Baugesuch allesamt «VIP-Sitze».
«Der geplante Umbau soll das Kinoerlebnis wieder attraktiver machen», schreibt Blue in den Unterlagen, die CH Media vorliegen. «Das Kino Metropol wird als VIP-Kino im neuen Glanze erstrahlen.» Es werde weniger Kapazität, aber mehr Komfort und verstellbare Sitze geben.
Wie das aussehen kann, zeigt Blue in den Kinos in Chur und Abtwil SG. In Chur gibt es in einem Saal eine «First Suite» mit 11 Doppel-Lederliegen. Die beheiz- und verstellbaren Sessel haben ihren Preis: Wer keine Blue-Mitgliedskarte hat, bezahlt 49.90 Franken pro Eintritt, mit Mitgliedskarte werden 45 Franken fällig. Inklusive ist der Zugang zu einem Bereich mit Softgetränken und Snacks à discrétion. Auch im Metropol in Zürich soll gemäss Baugesuch im grösseren Saal eine Bar eingebaut werden.
Blue will die konkreten Pläne fürs Metropol auf Anfrage nicht bestätigen. Neben Komfortsitzen werde es im Metropol auch ein First-Class-Angebot geben, sagt Chef Wolfgang Elsässer nur.
Aus dem Baugesuch geht hervor, dass Blue noch eine weitere Einnahmequelle erschliessen will: Der Kino-Kiosk wird abgebrochen. Stattdessen werden eine Bar und ein Café mit Lounge und insgesamt etwa 40 Sitzplätzen eingebaut. Bei schönem Wetter sollen Gäste auch draussen bedient werden. Mit diesem Angebot richtet sich Blue explizit auch an Menschen, die keinen Film anschauen.
Die Lage ist ideal: Das Kino liegt im Zürcher Kreis 4 in der Nähe vieler Arbeitsplätze und Restaurants. Zudem ist die Ausgehmeile Langstrasse nur etwa 500 Meter entfernt. Die Betriebszeiten deuten darauf hin, dass auch Nachtschwärmer angesprochen werden sollen: An Wochenenden sollen Kino und Bar bis 2 Uhr morgens geöffnet sein können.
Einigermassen überraschend ist, dass Blue in ein Innenstadtkino investiert. Diese gelten als betriebswirtschaftlich schwierig. Viele Kinobetreiber setzen lieber auf grosse Multiplex-Häuser in der Agglomeration. Mehr Säle verursachen dank digitaler Abspielsoftware im Betrieb fast keine Zusatzkosten, bringen aber mehr Einnahmen. Zudem sind in der Agglomeration die Mieten tiefer, es können mehr Parkplätze angeboten werden und es gibt mehr Platz etwa für Bowlingbahnen oder Restaurants.
In Bern und Basel betreibt Blue keine Innenstadtkinos mehr. Der französische Blue-Konkurrent Pathé unterhält nur noch in Lausanne ein Kino im Zentrum, alle anderen Stadtlagen wurden in den vergangenen Jahren und Monaten aufgegeben. Beobachter hielten es für plausibel, dass Blue dem Metropol als Nächstes den Stecker zieht. Dass die Kinobetreiberin stattdessen mit einem neuen VIP-Konzept einen neuen Anlauf wagt, ist auch eine Wette: Schafft sie es, mit mehr Komfort trotz weniger Sitzplätzen mehr Einnahmen zu erzielen als mit einem konventionellen Kino? Ist Kinofans das Erlebnis den hohen Preis wert?
Wenn die Wette aufgeht, könnten vielleicht auch im wohl bekanntesten Kino von Blue, dem Corso beim Zürcher Sechseläutenplatz, mehr VIP-Sitze Einzug halten. Die Stadt Zürich, der das Gebäude gehört, will es renovieren und rechnet fest mit dem Weiterbetrieb des Kinos. Blue hat einen Mietvertrag bis 2032 mit zwei Optionen auf eine Verlängerung bis maximal 2042.
Im grössten Saal will die Stadt die Sicht vom Balkon auf die Leinwand verbessern. Ein Saal im Obergeschoss soll aufgehoben und durch einen neuen an einem anderen Ort ersetzt werden. Neu soll es eine Bar geben. Das Gebäude soll wieder an die alte Bedeutung erinnern. So soll etwa die überhohe Eingangshalle wiederhergestellt werden. Ob Blue im Zuge dieses Umbaus Säle mit VIP-Sitzen ausrüstet, verrät Wolfgang Elsässer nicht. Momentan würden verschiedene Konzepte erarbeitet. (aargauerzeitung.ch)
Ich zum Beispiel brauche nurveinen guten Film und etwas zum Essen, das nicht Millionen kostet. Reicht völlig.
Leute, setzt die Preise wieder bei 14.- fest und Popcorn von 46.- wieder auf 5.- runter und eure Hütten sind voll.