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Checker Tobi: Meine Kinder treffen auf ihr Idol. Und sind begeistert

Der Checker seilt sich ab. Nicht fehlen darf dabei sein Trademark–Jeanshemd.
Der Checker seilt sich ab. Nicht fehlen darf dabei sein Trademark–Jeanshemd.bild: megaherz film und fernsehen
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Einfach mal ein Hoch auf Checker Tobi, sein Team und den neuen Film

05.10.2023, 18:2406.10.2023, 14:57
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Shit. Da kommen sie.

Ich sitze mit meinen Kindern B5 (Bub, 5 Jahre) und T10 (Tochter, 10 Jahre) im Folium beim Sihlcity. Es ist Zurich Film Festival – und gleich werden B5 und T10 auf ihre TV-Helden treffen. Gleich werden sie Checker Tobi und Regisseur Johannes Honsell zu ihrem neuen Kinofilm «Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen» befragen dürfen. Ich freue mich für sie – und für mich. Denn ich bin auch ein kleiner Fanboy. Aber das wirst du schon noch merken.

B5 versteckt sich erst mal hinter seiner grossen Schwester. Seit Tagen freuen sich die beiden und jetzt sind sie überwältigt. Hier steht ihr Sir David Attenborough – der Mann, der ihnen mit Einfühlungsvermögen, Geduld und Humor Wissen am TV vermittelt. Und sie dürfen ihm sogar die Hand geben.

T10 (l.), Checker Tobi (M.) und B5 (r.): Es geht fast nicht mehr netter.
T10 (l.), Checker Tobi (M.) und B5 (r.): Es geht fast nicht mehr netter.bild: tog

Wenige Minuten vorher gab es im Kino nebenan noch Standing Ovations. Für den neuen Film und natürlich für Checker Tobi. Der Checker, das ist ein Phänomen. «Wie gefällt es euch in der Schweiz?», wagt T10 eine erste Frage. «Ich bin gestern spät angekommen und habe bisher nicht viel gesehen», erklärt Tobi, «aber der Empfang heute Morgen durch die Kinder, so etwas habe ich noch nie erlebt.»

Checker Tobi, das ist Tobias Krell, 37 Jahre alt, optisch eine deutsche Variante von Luke Skywalker, ein Typ, den man auf Anhieb mag und der für die Kinder so etwas wie der grosse Cousin ist, der all die coolen Sachen macht.

Wie Skywalker hat auch Tobi die Macht. Er hat die Macht, Kinder mit Wissensfernsehen an den Bildschirm zu bannen. Seit 10 Jahren schon, zusammen mit Checker Can und Checker Julian. Über 160 Sendungen erschienen bei KIKA und im Ersten, wichtiger aber noch – auch auf YouTube. Dort generieren «Der Schwimm-Check», «Der Krankenhaus-Check» oder der «Gefängnis-Check» Millionen von Klicks.

Luke Skywalker alias Mark Hamill vom Asteroidengürtel Polis Massa (l.), Checker Tobi alias Tobias Krell aus Mainz (r.)
Luke Skywalker alias Mark Hamill vom Asteroidengürtel Polis Massa (l.), Checker Tobi alias Tobias Krell aus Mainz (r.) bild: r2d2/Jennifer Fey

Mit «Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen» erscheint nun sein zweiter Kinofilm. Er muss darin ein letztes Rätsel seiner verstorbenen Nachbarin lösen. Dieses führt ihn zu seiner alten Jugendfreundin (Marina Blanke) und weiter über Vietnam in die Mongolei bis nach Brasilien. Ein «Top-Gear-Special» für Kinder quasi – und in schlau. B5 und T10 bewerten den Film mit sechs von sechs Sternen – und ich neige dazu, mich ihnen anzuschliessen: «Endlich schauen die Kinder mal mit Begeisterung eine Doku», resümiert meine bessere Hälfte.

Der Trailer zum neuen Film:

«Gab es diese Nachbarin in echt und bist du wirklich schon seit deiner Kindheit mit Marina befreundet?» Jetzt ist auch B5 hinter der Schwester hervorgekrochen. «Ich hatte eine ähnliche Nachbarin», erzählt Tobi, «und auch eine Jugendfreundin wie im Film. Die hiess aber Katharina und kam drei Tage vor mir auf die Welt. Wir gingen zusammen in den Kindergarten und in der Schule sassen wir nebeneinander. Leider ist sie dann weggezogen, als wir sechs oder sieben waren.»

B5 staunt Bauklötze. Er stellt Fragen und der Checker antwortet. Normalerweise ist es umgekehrt. In den TV-Sendungen werden Checker-Fragen gestellt. Diese sollen die Kinder zu Hause beantworten. Das gelingt ihnen aber nur, wenn sie aufmerksam bleiben. Durchdacht. Wie so vieles in der Sendung – und im Film.

Tobi und Marina in der Mongolei. Da kommt schon ein wenig Top-Gear-Feeling auf.
Tobi und Marina in der Mongolei. Da kommt schon ein wenig Top-Gear-Feeling auf.bild: megaherz film und fernsehen

Dass sich das Team akribisch um jedes Detail kümmert, hat seinen Preis: «Ich war mit Tobi in der Türkei auf einer Heissluftballonfahrt», erzählt Regisseur Honsell, «ich war im Korb, habe konzentriert auf den Ton und die Einstellungen geachtet, und mich dermassen auf die Produktion fokussiert, dass ich mich heute nicht mehr an die Ballonfahrt erinnern kann.» Natürlich seien sie sich bewusst, wie privilegiert sie sind, dass sie aufgrund ihrer Arbeit immer wieder spannende Orte besuchen dürfen. So viel, wie erhofft, bleibe dabei aber nicht hängen. «Wir drehen den ganzen Tag. Beim Abendessen besprechen wir den nächsten Tag. Danach fallen wir todmüde ins Bett und schlafen – so geht es wenigstens mir – wie ein Stein», ergänzt Tobi, «am nächsten Morgen stehen wir auf und drehen weiter. Die Tage sind lang, es geht immer um den Film, in unseren Köpfen und allen Gesprächen. Es ist ein tolles Geschenk, an diese tollen Orte zu kommen, und das mit Freunden – aber es ist Arbeit.»

Das mit den Freunden nimmt man ihnen ab – die beiden wirken sehr authentisch: «Ich habe keinen Kinderfernsehmodus. Ich bin, wie ich bin», sagt Tobi. Und das kommt an. Bei B5 und T10 sowieso. Hier auf dem Sofa erkennen sie den Tobi aus dem Fernseher wieder. Seine Art kommt aber auch bei vielen Eltern gut an. Auf die infantil überdrehte Tonalität, beliebt in immer noch zu vielen Kindersendungen, wird bei Checker Tobi verzichtet. Manchmal drückt beim Mainzer sogar ein Hauch Melancholie durch: «Ich bin nun mehr als ein Viertel meines Lebens Checker Tobi. Natürlich bin ich in den letzten 10 Jahren erwachsener geworden und damit auch der Checker. Während ich früher in der Checkerbude noch über jedes Sofa gehüpft bin, setzte ich mich heute halt einfach mal hin. So verändert sich auch die Sendung. Sie ist in den letzten 10 Jahren ruhiger geworden. Aber das ist auch okay.»

Tobi (l.), Marina (r.) und Sommersprosse (auf dem Wasser).
Tobi (l.), Marina (r.) und Sommersprosse (auf dem Wasser).bild: megaherz film und fernsehen

Auf Authentizität wird auch bei der Produktion geachtet. Als die Crew in einem gerodeten und verbrannten Waldstück in Brasilien dreht, werden die Protagonisten zuerst vom Schauplatz ferngehalten. Erst, wenn sämtliche Kameras laufen, erfolgt die Konfrontation. Das kreiert dann echte Emotionen, nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Die Balance stimmt – auf vielen Ebenen. Die Sendungen und auch der neue Film haben Tempo, sind aber trotzdem nicht nervös, sind unterhaltsam und doch nie schrill, sind informativ, aber nicht langweilig, haben Charme, sind aber auch nicht anbiedernd.

Im Gespräch mit Honsell und Krell wird schnell klar: Das sind wirklich gute Jungs. Die knien sich richtig rein, zermartern sich die Köpfe, wie sie die wichtigste Ressource der Welt, den Hirnschmalz unseres Nachwuchses, am besten stimulieren können. Netter Nebeneffekt: Bei einem solchen Format brauchen die Eltern kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn sie ihren Nachwuchs vor der Flimmerkiste parkieren, um mal kurz durchzuschnaufen, in Ruhe zu kochen oder einfach auch nur, um mitzugucken. Dafür kann man auch mal Danke sagen. Danke Tobi, danke Johannes, danke Checker-Team. Und mit Freuden stellen wir fest, dass bald auch schon Checkerin Marina am Start sein wird.

Der Spruch «Never meet your childhood heros» hat schon seine Berechtigung. Als Journalist bin ich da ein gebranntes Kind. B5 und T10 ist diese Erfahrung heute erspart geblieben. Gebannt hören sie zu, wie Honsell und Krell von vier Meter hohen Kackhaufen in der Mongolei erzählen, von einer coolen Oma, der ein Zeigefinger fehlte, von Höhenangst und von der Trauer, die beide erfasste, als sie die gewaltige Zerstörung der Brandrodung erfuhren. Nach 25 Minuten, die sich anfühlten wie zwei Stunden, verabschieden wir uns verzaubert. Und sind alle noch ein wenig mehr Fan als zuvor.

«Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen» mit Tobias Krell, Marina M. Blanke, Klaas Heufer-Umlauf u.a., Regie: Johannes Honsell, läuft ab dem 12. Oktober in Deutschschweizer Kinos.

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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bruno.is.back
05.10.2023 18:56registriert März 2022
Er hat auch einen tollen Podcast, den meine Kinder lieben. Zudem lernen sie viel und er nimmt sich wichtigen Themen wie dem Klimawandel und Co. kindgerecht an. Auch der erste Film war toll gemacht.
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MasterMic
05.10.2023 19:13registriert August 2023
Meine Kinder haben das geschaut wie ich früher die Sesamstrasse, nur lernen sie dabei sogar noch was! Toll Tobi, Prädikat Wertvoll!!
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Madison Pierce
05.10.2023 19:30registriert September 2015
Habe noch nie von Tobi gehört. Sieht spannend aus, danke! Muss ich mal mit meinem Göttibuben anschauen gehen. Dann gibt es einmal ein anderes Thema als Paw Patrol...
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