Schweiz
Tier

Wölfe im Wallis und Graubünden zum Abschuss freigegeben

Graubünden und Wallis haben genug vom Wolf – Tiere zum Abschuss freigegeben

15.07.2022, 15:3523.01.2023, 13:47
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Das Beverin-Wolfsrudel in Graubünden sorgt für immer mehr Schlagzeilen, dem Leitwolf geht es jetzt sogar an den Kragen. Auch im Wallis sorgt der Wolf letzte Woche für Unruhe. Nun sind sogar Naturschutzorganisationen für einen Abschuss.

Ein Überblick:

Was ist passiert?

Am Mittwochabend griff das Bündner Beverin-Wolfsrudel eine weitere Kuh an und verletzte sie schwer – nur fünf Tage, nachdem es eine Mutterkuh gerissen hatte.

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Die Wolfspopulation in der Schweiz ist in den letzten Jahren gewachsen. Bild: sda

Die Kuh, die am Mittwoch angegriffen wurde, musste wegen ihrer Verletzungen mittlerweile getötet werden, bestätigte das Amt für Jagd und Fischerei GR. Es muss davon ausgegangen werden, dass wie bereits beim ersten Vorfall mehrere Wölfe beim Angriff beteiligt waren, sagte Marc Hosig vom Amt für Jagd und Fischerei Graubünden gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Beim ersten Vorfall in der Nacht auf Samstag habe es sich laut den Behörden um den ersten Fall im Kanton gehandelt, bei dem ein ausgewachsenes Nutztier aus einer Rinderfamilie von einem oder mehreren Wölfen getötet wurde.

Auch im Wallis, in der Region Val d'Illiez, riss ein Wolf zwölf Nutztiere auf geschützten Alpweiden.

So reagieren die Kantone

Die revidierte Verordnung des Bundesgesetzes über die Jagd erlaubt den Abschuss eines Wolfs, sobald dieser in einem Zeitraum von vier Monaten mindestens zehn Schafe oder Ziegen auf geschützten oder nicht schützbaren Alpen gerissen hat. Zudem muss das Rudel Nachwuchs haben.

Graubünden gibt zwei Wölfe zum Abschuss frei

Die zuständigen Behörden des Kantons Graubünden erklären in einer Mitteilung, dass sich die Wölfe des Beverin-Rudels bereits mehrere Jahre sehr problematisch verhielten. Und sie fügen an, dass die Tötung einer ausgewachsenen Mutterkuh im Vergleich zur Gefährdungs- und Schadensentwicklung bei Schafen und Ziegen einer weiteren, neuen und schwerwiegenden Eingriffstiefe sei. Darum habe der Kanton den Abschuss von zwei Jungtieren aus dem «verhaltensauffälligen Wolfsrudel» bewilligt.

Die SVP Graubünden verlangte am Donnerstag die Tötung des ganzen Beverin-Rudels. Werde nichts unternommen, könne Selbstjustiz nicht ausgeschlossen werden, drohte die Partei. Die Situation sei den Landwirtinnen und Landwirten nicht länger zumutbar.

ZUR MELDUNG, DASS DIE KANTONE ST. GALLEN UND GRAUBUENDEN ZWEI WOELFE AUS DEM CALANDA-RUDEL ZUM ABSCHUSS FREIGEBEN WOLLEN, STELLEN WIR IHNEN AM MONTAG, 30. NOVEMBER 2015, FOLGENDES ARCHIVBILD (HANDOUT) ...
Zwei Tiere aus dem Calanda-Rudel, 2015.Bild: AMT FUER JAGD UND FISCHEREI GR

Auf Nachfrage bestätigte Adrian Arquint, Leiter für Jagd und Fischerei Kanton Graubünden, gegenüber watson, dass das Beverin-Rudel aktuell Nachwuchs habe. Denn die Wolfsmutter würde Milch produzieren. Und: Beim Beverin-Rudel seien viele Jungtiere üblich. Dass ein Rudel Nachwuchs hat, ist eine gesetzliche Vorgabe, damit ein Abschuss von einzelnen Tieren überhaupt bewilligt wird.

Arquint betont, dass der Kanton in diesem Fall keine Alternative für den Abschuss der zwei Wölfe sehe, da der Herdenschutz durch das Wolfsrudel akut bedroht sei – und der Herdenschutz ist Aufgabe des Kantons. Eine Alternative zum Abschuss wäre der Narkosenschuss. Damit soll ein Rudel verscheucht werden. Diese Methode hat in der Vergangenheit aber keine Wirkung gezeigt beim Beverin-Rudel. Die Bedingungen für den Abschuss sei auch schon vor dem Tod der zwei Kühe erfüllt gewesen, ergänzt Arquint.

Dass Wölfe auch Kühe reissen, sei nichts Spezielles, meint Arquint. In anderen Kantonen und Ländern gebe es bereits ähnliche Fälle. Es sei aber der erste Fall im Kanton Graubünden – und ein extremes Verhalten des Beverin-Rudels.

Der Kanton spüre den Druck der Landwirte für den Abschuss der Wölfe sehr, sagt Arquint. Man würde aber nicht aufgrund des Druckes der Landwirte handeln, sondern weil der Entscheid aus fachlicher Sicht richtig und notwendig sei.

Das Wolfsrudel sei keine Gefahr für Menschen. Es gebe auch keine Anzeichen, dass sich das Rudel dem Siedlungsgebiet nähere. Arquint sagt:

«Im Grunde greift der Wolf den Mensch nicht an.»

Walliser Wolf soll erledigt werden

Am Freitag hat der Walliser Staatsrat Frédéric Favre (FDP) den Abschuss eines Wolfes in der Region Val d'Illiez angeordnet. Die Bedingungen für den Abschuss seien erfüllt, teilte der Kanton Wallis am Freitag mit.

Der Abschuss wird ab dem 22. Juli – dem Datum der Veröffentlichung des Entscheids im Amtsblatt – im Val d'Illiez erlaubt sein. Die Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere wird 60 Tage Zeit haben, um den Abschuss auszuführen.

Das sagen die Naturschutzorganisation

Nach den zwei Angriffen auf Kühe in so kurzer Zeit haben nun auch Naturschutzorganisationen die Dezimierung des Beverin-Problemrudels gefordert.

Das Beverin-Rudel trete als «besonders schadensstiftend in Erscheinung», schreiben die Naturschutzorganisationen WWF, Pro Natura und die Gruppe Wolf Schweiz in einer gemeinsamen Mitteilung.

Deshalb würden die Organisationen «rasches und zielgerichtetes» Handeln durch Abschüsse von Jungwölfen unterstützten, hiess es weiter. Auch ein Abschuss des Leitwolfes des Beverinrudels werde befürwortet. Es sei offensichtlich, dass sich sein Verhalten nicht mehr ändern lasse.

Hingegen sprechen sich die Organisationen gegen die Tötung des ganzen Rudels in Graubünden aus. Dies sei rechtlich nicht zulässig. (lab/sda)

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133 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Yunnan
15.07.2022 16:44registriert Oktober 2019
"Werde nichts unternommen, könne Selbstjustiz nicht ausgeschlossen werden,"

Typisch SVP-Art. Gebt uns, was wir wollen, oder wir wenden Gewalt an.
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Pummelfee
15.07.2022 17:17registriert Mai 2020
Ich bin jetzt einigermassen verwirrt. Ist der Wolf nur geschützt, wenn er sich nicht wie ein Wolf benimmt? Sitz, platz, bleib?
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Triple
15.07.2022 16:28registriert Juli 2015
Habe auch genug vom kantonalen Finanzausgleich.
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