Ich weiss nicht warum, aber ich finde die extremsten Punkte in allen Himmelsrichtungen von Ländern spannend. Hier hört es für mich so richtig auf. Nicht am Grenzübergang, sondern irgendwo im Grünen. Das letzte Eck einer Nation, der äusserste Punkt. Ich find's cool.
Allerdings scheinen die Schweizer – oder zumindest die offizielle Schweiz – diese Vorliebe nicht zu teilen. Der südlichste Punkt bei Chiasso war schon unaufgeregt und enttäuschend, der nördlichste Punkt in Bargen noch mehr. Immerhin hat es dort eine Feuerstelle und einigermassen eine Aussicht. Trotz den Enttäuschungen hab ich mich überwunden auch noch den westlichsten Ort der Schweiz zu besuchen. In Chancy GE.
Dafür pedale ich an Genf vorbei, den Salève, den «Balkon von Genf», auf französischem Gebiet markant und immer südlich von mir. So erreiche ich die westlichste Gemeinde der Schweiz: Chancy. Im kleinen Nest ist zum Feierabend ziemlich Betrieb auf der engen Durchfahrtsstrasse. Die Pendler aus Frankreich kehren alle heim über die Grenze. Auch ich folge der Strasse ein Stück, biege dann rechts ab und rolle durch den Wald:
Rechts von mir fliesst die Rhone als Grenze zu Frankreich:
Bald biege ich nochmals rechts ab und muss die letzten rund 300 Meter auf diesem Wanderweg zurücklegen:
Allerdings scheint der Trampelpfad nicht gerade oft begangen zu werden. Denn bald sieht es so aus:
Oder auch so:
Immerhin muss ich mir so kaum Sorgen machen um mein zurückgelassenes Velo und Gepäck. Denn hier kommen nicht viele Leute vorbei. Ich kraxle über einen Baumstamm und komme kurz aus dem Gestrüpp heraus an den Fluss:
Und dann – ich weiss es nur, weil ich mir zuvor Bilder vom Ort angeschaut habe – bin ich da. Beim westlichsten Grenzstein der Schweiz:
Der Stein markiert allerdings nicht die Grenze, sondern sagt lediglich, dass diese einige Meter weiter westlich in der Mitte des Rhone liegt. Nämlich hier:
Das Messhäuschen steht noch daneben am Ufer. Etwas weiter im Landesinneren führt der kleine Wanderweg über ein Brüggli und verschwindet im Wald. Aber ich entdecke keine Infotafel, keine Feuerstelle, schon gar keine Schweizer Fahne, einfach nichts.
Wie gesagt, ich finde nicht, dass an den «Enden» eines Landes ein Disneyland stehen soll. Grenzen, denen man dies ansieht – so richtig mit Mauern und Zäunen – find ich eh doof. Aber so bisschen den Ort feiern, oder sagen wir ehren, würd ich cool finden. Immerhin sagen mir meine Gastgeber am Abend, dass es ganz in der Nähe ein lauschiges Fleckchen mit Feuerstelle und allem gebe. Sie seien dort immer mal wieder hingefahren für Picknicks.
Naja, den östlichsten Punkt der Schweiz, den Piz Chavalatsch auf 2763 Metern im Val Müstair, habe ich auf dieser Tour verpasst. Ist mit dem Velo auch schwer zu erreichen. Vielleicht wandere ich dort mal auf den Gipfel. Das Panorama soll majestätisch sein. Immerhin also vermutlich ein würdiger Eckpunkt.