Schweiz
Waadt

Unabhängige Untersuchung zu Missbrauch in Abtei Saint-Maurice VS

Missbrauchsskandal in Abtei Saint-Maurice VS: Unabhängige Untersuchung angekündigt

26.02.2024, 17:0626.02.2024, 21:46
Mehr «Schweiz»

Eine unabhängige Arbeitsgruppe soll die Verwicklung einiger Mitglieder der Abtei Saint-Maurice VS in Fälle von sexuellem Missbrauch untersuchen. Die katholische Abtei hat den Neuenburger Generalstaatsanwalt mit der Einsetzung dieses Gremiums beauftragt.

Une vue de l'Abbaye de Saint-Maurice le mercredi 22 novembre 2023 a Saint-Maurice. (KEYSTONE/Jean-Christophe Bott)
Die Abtei in Saint-Maurice. Bild: KEYSTONE

Das Ziel der Arbeitsgruppe unter der Leitung von Generalstaatsanwalt Pierre Aubert werde sein, eine Untersuchung nach sowohl rechtlichen als auch historischen Kriterien durchzuführen, teilte die Abtei Saint-Maurice am Montag mit. Die Gruppe erhalte uneingeschränkten Zugang zu den Archiven der Institution und zu den Zeugenaussagen, sowohl der Stiftsherren als auch der Opfer.

Diese Untersuchung solle nicht an die Stelle der von den Justizbehörden angeordneten Untersuchungen treten. Generalstaatsanwalt Aubert trete nicht in seiner Eigenschaft als Richter, sondern als Experte auf, betonte die Abtei.

Aubert wird dabei vom Departement für Zeitgeschichte der Universität Freiburg unterstützt. Die Abteilung verfüge bereits über Erfahrungen mit der Thematik und habe bereits Arbeiten in diesem Bereich durchgeführt, hiess es weiter.

Nicht verjährte und noch nicht abgeurteilte Straftaten, die die bei dieser Gelegenheit entdeckt werden könnten, sollen auf ausdrücklichen Wunsch der Abtei bei der Justiz angezeigt werden.

Mehrere Fälle

Die Abtei erinnerte daran, dass laut einer kürzlich veröffentlichten offiziellen Mitteilung der Walliser Staatsanwaltschaft kein Verfahren gegen einen bestimmten Täter läuft. Die Polizei setze ihre Ermittlungen auf eigene Faust fort.

Das Ausmass des Missbrauchsskandals, der die Abtei der Augustiner-Chorherren in Saint-Maurice in den vergangenen Monaten erschüttert hat, ist unklar. Laut einem im Herbst ausgestrahlten Bericht des Westschweizer Fernsehens RTS sollen etwa zehn Chorherren in Fälle von sexuellem Missbrauch innerhalb der Abtei Saint-Maurice verwickelt sein.

An einer Medienkonferenz der Abtei im Anschluss an diese Enthüllungen hiess es, dass einige dieser Fälle mehr als 60 Jahre zurücklägen und die Täter grösstenteils verstorben seien. Andere Fälle hätten mit Untersuchungshaft und Bewährungsstrafen geendet oder die Verfahren seien eingestellt worden.

Rücktritte von Abt und Stellvertreter

Bereits im September hatte der unter dem Verdacht des sexuellen Missbrauchs und dessen Vertuschung stehende Abt Jean Scarcella sein Amt nieder niedergelegt, «um die Unabhängigkeit der Untersuchung zu gewährleisten».

Ende November trat sein Interimsnachfolger Roland Jaquenoud ebenfalls zurück, nachdem er des sexuellen Missbrauchs eines volljährigen Novizen beschuldigt worden war. Anschliessend wurde ein von Rom ernannter apostolischer Delegierter eingesetzt, der nun die Gemeinschaft leitet. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
    Nächster Hammer: Bundesrat will am Mittwoch über Schutzklausel beraten
    Der Bund soll die Zuwanderung unter bestimmten Voraussetzungen drosseln können. Das ist das Ziel der Schutzklausel mit der EU. Nun will der Bundesrat über die konkreten Massnahmen entscheiden.

    Die Verhandlungen über die neuen bilateralen Verträge mit der EU zogen sich über Jahre hin. Doch jetzt geht es Schlag auf Schlag. Vor zehn Tagen entschied der Bundesrat, dass das Vertragspaket nur dem Volksmehr unterstellt werden soll, es also keine Mehrheit der Kantone braucht. Der Entscheid war lange erwartet worden und ist höchst umstritten – die Gegner der institutionellen Einigung mit Brüssel reagierten empört.

    Zur Story