Die rekordhohen Regenmengen im Tessin haben am Mittwoch zu Störungen im Auto- und Bahnverkehr geführt: Zuerst war die Autobahn A2 zwischen Lugano und Melide/Bissone wegen Erdrutschen unterbrochen, ab Nachmittag aber wieder einspurig in beide Richtungen befahrbar. Auch die Bahnstrecke von Cadenazzo nach Luino in Italien war stundenlang unterbrochen. Vielerorts kam es zudem zu Überschwemmungen.
In Teilen des Tessins war seit Sonntag aussergewöhnlich viel Regen gefallen. So gab es in Coldrerio im Mendrisiotto innerhalb von 72 Stunden 352 Millimeter. In einem Durchschnitts-Juli sind es normalerweise rund 120 Millimeter Regen. Im ganzen Juli 2021 gingen in Coldrerio bisher 441 Millimeter nieder - ein Rekord.
Guete Morgä! Letzte Nacht hat es im #Tessin fast ununterbrochen geregnet, sodass innerhalb von 6 Stunden bis zu 40 l/m² zusammengekommen sind. Aber auch durch das #Mittelland zog eine kräftige #Gewitterzelle (rot umrandet). Heute beruhigt sich das #Wetter allmählich aus Westen. pic.twitter.com/lMsdt658Kj
— meteocentrale.ch (@meteocentrale) July 28, 2021
Nachdem es am Dienstag vor allem im Mendrisiotto, im südlichsten Zipfel der Schweiz, geregnet hatte, war in der Nacht auf Mittwoch die Magadinoebene am stärksten betroffen. Dort wurden laut SRF Meteo innerhalb von zwölf Stunden 60 Millimeter Regen gemessen.
Neue ergiebige Gewitterregen heute Morgen im #Tessin, wie hier in Carona. In #Lugano wurde dabei eine Niederschlagsstundensumme von 55.3 mm gemessen. Für diese Station der 3. höchste Wert seit Messbeginn. Mit 22.7 mm in zehn Minuten wurde der 6. höchste Wert egalisiert. #Unwetter https://t.co/VMl2bp4JmU
— MeteoSchweiz (@meteoschweiz) July 28, 2021
Nach Angaben des Bundesamtes für Meteorologie und Klimatologie (Meteoschweiz) wurde für Lugano eine Niederschlagsstundensumme von 55,3 Millimetern gemessen. Das ist der dritthöchste Wert für diese Station seit Messbeginn.
Die Stadt Lugano schloss aus Sicherheitsgründen ihre Parks, wie es in einer Mitteilung hiess. Die Behörden warnten ausserdem vor Behinderungen im Strassenverkehr. In Pambio-Noranco, einem Stadtteil von Lugano, stürzte am Mittwochvormittag das Dach einer Tankstelle ein. Ausserdem kam es in der Umgebung zu zahlreichen Überschwemmungen.
Nach Angaben der Tessiner Kantonspolizei vom Mittwoch sind besonders die Regionen um Bellinzona und Lugano von den Unwettern der vergangenen Tage betroffen. So musste wegen eines nächtlichen Erdrutsches die Via Al Sasso Grande in Gudo, Bellinzona, gesperrt werden, und drei Häuser mit neun Personen wurden evakuiert.
In Gandria bei Lugano blockierte ein Erdrutsch die Kantonsstrasse unweit der Grenze zu Italien. Und auch die Kantonsstrasse zwischen Paradiso und Melide (Forca di San Martino) war gesperrt. Bei der Tessiner Notrufzentrale gingen seit Dienstagvormittag über 240 Anrufe ein. Die Polizei warnte vor Hochwassergefahr und mahnte, sich von Erdrutschgebieten fernzuhalten. Auch der Strassenverkehr bleibe gefährlich.
Am Mittwochvormittag überquerte laut SRF Meteo eine aktive Kaltfront auch die Alpennordseite. Die Regenmengen blieben aber im Vergleich zu den letzten Tagen bescheiden. Vereinzelt blitzte und donnerte es. Im Laufe des Nachmittages wurde es von Westen her wieder sonniger.
Zunehmend entspannt präsentierte sich die Situation auch in der Stadt Bern. Dort hat sich die Situation nach den Hochwassern von vergangener Woche weiter entschärft. Der Abbau der mobilen Schutzdämme soll bis Ende dieser Woche abgeschlossen werden.
#Unwetter #Tessin: Nach den heftigen #Regenfällen der letzten Tage regnete es auch in der vergangenen Nacht und heute Vormittag teils kräftig weiter. Seit Sonntagmittag kamen so grosse #Regenmengen zusammen. Im Laufe des Nachmittags beruhigt sich das #Wetter nun aber etwas. (ss) pic.twitter.com/ILRt272znh
— MeteoNews (@MeteoNewsAG) July 28, 2021
Die frühzeitig getroffenen Hochwasserschutzmassnahmen hätten sich bewährt, teilte die Stadt am Mittwoch mit. Grössere Schäden an Gebäuden und Infrastruktur seien verhindert worden.
Am Mittwochmorgen flossen bei der Messstelle in der Schönau noch 225 Kubikmeter Wasser pro Sekunde, was eine geringe Gefährdung bedeutet (Gefahrenstufe 1). Letzte Woche war dieser Wert auf über 500 Kubikmeter pro Sekunde geklettert und hatte die höchste Gefahrenstufe 5 erreicht.
Im Kanton Schwyz wurde die Strasse zwischen Brunnen und Gersau nach zweitägiger Sperrung wieder freigegeben. Die am Vierwaldstättersee entlang führende Kantonsstrasse war am Montag durch einen Erdrutsch meterhoch mit Geröll verschüttet worden. (sda)