Argovia Fäscht, Greenfield, St.Gallen, Gurtenfestival, Paléo in Nyon und viele mehr. In der Schweizer Festivallandschaft reiht sich Absage an Absage. Der Scherbenhaufen wird grösser. Die Veranstalter sind ratlos und stehen im luftleeren Raum. «Noch immer fehlen jegliche Rahmenbedingungen und Bewilligungskriterien», sagt Stefan Breitenmoser, Geschäftsführer der SMPA, dem Verband der Schweizer Konzert-, Show- und Festivalveranstalter. Unter akutem Zugzwang stehen die grossen Julifestivals: Moon & Stars in Locarno, Blue Balls Festival in Luzern, Basel Tattoo und Open Air Frauenfeld. Wenn sich der Bund weiter in Schweigen hüllt, müssen bald auch diese Sommerfestivals abgesagt oder verschoben werden.
Seit Monaten drängen die Kultur-Verbände darauf, dass Eckwerte für Veranstaltungen definiert werden. Dabei geht es um die zentrale Frage: Was könnte unter welchen Umständen wie möglich sein? Oder zumindest der Umkehrschluss: Was bleibt sicher wie lange verboten? Folgende Szenarien sind im Sommer für die Durchführung von Grossveranstaltungen denkbar:
Szenario 1 ist für den obersten Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger denkbar. Erst recht, wenn der Impfplan des Bundes eingehalten wird (alle, die wollen, sind bis Ende Juni geimpft). Die Szenarien 2 und 3 sind im letzten Sommer schon erfolgreich angewendet worden. Jetzt ginge es gemäss der SMPA darum, dass der Bund Rückmeldung zu diesen Szenarien gibt und die Öffnungsschritte und die Rahmenbedingungen ohne fixe Zuordnung auf der Zeitachse definiert. So kann die Planung in die richtige Richtung gelenkt und können Schäden minimiert werden.
sagt SMPA-Präsident Christoph Bill. Wichtig sei zudem, dass die Vorgaben «schweizweit einheitlich und praxistauglich» definiert würden.
Erst wenn das geklärt ist, können die Veranstalter die Wirtschaftlichkeit einer Veranstaltung abschätzen und die Schutzkonzepte erarbeiten. Die Zeit drängt. Denn die Schutzkonzepte müssen dann von den zuständigen Kantonen und Gemeinden bewilligt werden. Und allein dazu braucht zum Beispiel der Kanton Aargau, gemäss eigenen Angaben, acht Wochen. Umso wichtiger ist, dass der Bund jetzt entscheidet. Sonst ist der Festivalsommer vorbei, bevor der Sommer begonnen hat.
Viele Festivals haben einen Plan B, eine abgespeckte Version eines Festivals, erarbeitet. Aber auch Plan B braucht Vorlaufszeit. Deshalb hat Nyon nun auch seine Alternativvariante abgesagt. Das Jazzfestival in Montreux hat dagegen sein Festival reduziert und angepasst (siehe Infobox).
«Wir haben Verständnis für Schutz-Massnahmen und allfällige Einschränkungen. Es wäre unverantwortlich, alles zu ermöglichen. Aber wir müssen endlich wissen, woran wir sind», sagt Bill. Gleichzeitig vermisst er von der öffentlichen Hand ein Bekenntnis zur Open-Air- und Festivalkultur, die in der Schweiz ja besonders dynamisch ist und in der Liste der lebendigen Traditionen Aufnahme gefunden hat. Kantonal wie national ist bei kaum einem Kulturamt ein Einsatz erkennbar, auf Eingaben erfolgt keine Rückmeldung und ein Dialog mit den Leuchtturm-Veranstaltungen findet nicht statt.
sagt er. Dabei ist sie für das Wohlbefinden einer breiten Bevölkerung wichtig, und die subventionierte Hochkultur deckt nur einen Bruchteil der Bedürfnisse ab. «Wie sähe dieses Land aus, wenn es unsere «kommerzielle» Kultur nicht gäbe?», fragt Bill.
«Am einfachsten wäre für uns Veranstalter eine frühzeitige Absage oder Verschiebung», sagt Bill, «aber wir kämpfen für unsere Festivals und wollen den Leuten etwas bieten. Wir wollen möglich machen, was möglich sein wird.»
Bill stellt auch existenzielle Fragen:
Die Bedeutung für Wirtschaft und Publikum sei unbestritten, aber Politik und Behörden scheinen den Ernst und die Dringlichkeit der Lage weiterhin nicht zu erkennen. «Die Politiker schweigen und die Verwaltung versteckt sich hinter den Vorgaben. Es geht einfach nichts», sagt er. «Fehlt vielleicht auch der Wille? Kommt es gar gelegen, wenn die Veranstaltenden von sich aus absagen?», fragt er weiter.
Ob es Konkurse geben wird, hängt von der finanziellen Unterstützung 2021 und der Ausgestaltung des neu beschlossenen Schutzschirms ab. Doch auch hier gibt es offene Fragen. «Nach wie vor ist unklar, welche Entschädigung Veranstaltende erhalten, wenn die Planung fortgeführt und die Veranstaltung später doch abgesagt werden muss oder nur eingeschränkt durchgeführt werden kann», sagt Stefan Breitenmoser. Eine Erkenntnis ist für Bill aber klar: «Das föderalistische System der Schweiz ist nicht krisentauglich.»
Nach der ersten Impfung braucht es eine Pause von 3-4 Wochen und erst 10-14 Tage danach ist der Vollständige Impfschutz erreicht.
Fragt sich also ab welchem Zeitpunkt der sogenannte Immunitätsnachweis Gültigkeit erreicht. Darüber habe ich bisher nichts gelesen.