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Berner Insel-Spitalgruppe baut bis zu 120 Stellen ab

Sicht auf das Anna-Seiler-Haus, das neue Hauptgebaeude des Inselspitals Bern, am Freitag, 12. Juli 2024 in Bern. Im Kampf gegen rote Zahlen plant die Berner Insel-Gruppe einen Stellenabbau groesseren  ...
Die Berner Insel-Spitalgruppe will bis Mitte 2025 fünf Prozent der Personalkosten einsparen.Bild: keystone

Berner Insel-Spitalgruppe baut bis zu 120 Stellen ab

19.09.2024, 12:05
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Die Berner Insel-Spitalgruppe baut bis zu 120 Stellen ab. Die Personalverbände kritisieren den geplanten Abbau, der unweigerlich auch Abstriche am Angebot zur Folge haben werde.

Dass die Spitalgruppe finanziell unter Druck steht, ist seit längerem bekannt. Im Sommer wurde auch klar, dass ein Stellenabbau wohl unausweichlich sein wird. Offen war, in welchem Umfang er ausfallen würde. Nun teilte die Gruppe am Donnerstag mit, dass sie bis Mitte 2025 fünf Prozent der Personalkosten einsparen will.

Die Spitalgruppe hat auch weitere Massnahmen zur wirtschaftlichen Gesundung an die Hand genommen, etwa eine Reduktion von Investitionen oder die Rückgewinnung von Marktanteilen.

Dies allein sowie der Abbau von Temporärstellen und die natürliche Personalfluktuation reiche aber nicht aus, um ans Ziel zu kommen, schreibt die Gruppe weiter. Sie rechnet daher mit maximal 120 strukturellen Kündigungen.

Die Spitalgruppe hat daher am Donnerstag den gesetzlichen Konsultationsprozess gestartet. Damit haben die Personalkommission und die betroffenen Kader die Möglichkeit, Vorschläge zu machen, wie allenfalls Kündigungen vermieden oder die wirtschaftlichen Auswirkungen für die Betroffenen minimiert werden könnten. Das Verfahren läuft bis Ende Oktober.

Verunsicherung und Unmut

Die Branchen- und Personalverbände haben den angekündigten Stellenabbau am Donnerstag umgehend kritisiert. Wegen der angespannten Personalsituation im Gesundheitswesen werde ein Stellenabbau unweigerlich zu einer Angebotsreduktion führen.

Die Arbeitsinhalte würden weiter verdichtet und das Personal so noch stärker belastet. Bestehende Aus- und Weiterbildungsangebote sollen vom Abbau verschont bleiben, um dem bestehenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Hinter dem Appell, auf einen Personalabbau zu verzichten, stehen die Berner Sektion des Schweizer Berufsverbandes für Pflegefachpersonal, der Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) Bern sowie die Berner Sektion des Verbandes der Schweizerischen Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte (VSAO).

Die angekündigten Sparmassnahmen lösten beim Personal viel Unsicherheit aus und stiessen auf Unverständnis, teilten sie weiter mit.

Finanziell unter Druck

Spitäler in der ganzen Schweiz stehen derzeit unter finanziellem Druck. Mangelnde tarifliche Abgeltungen, Fachkräftemangel, Teuerung, Investitionen in Grossprojekte: Die Gründe für die wirtschaftlichen Sorgen sind vielfältig.

Auch die Insel-Gruppe hat seit längerem zu kämpfen. Erst kürzlich gab sie bekannt, dass sie im ersten Halbjahr 2024 noch weiter in die roten Zahlen gerutscht sei. Der Halbjahresverlust hatte sich gegenüber dem Vorjahreswert von 34,4 Millionen Franken auf 68,7 Millionen Franken verdoppelt.

Eine Flucht unter den vom Kanton Bern aufgespannten Rettungsschirm zur Sicherung der Liquidität der Spitäler stehe für die Gruppe nicht im Vordergrund, sagte Anfang September Verwaltungsratspräsident Bernhard Pulver der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Nicht die Liquidität sei das Problem, sondern die Profitabilität, betonte Pulver. Es brauche nachhaltige Verbesserungen bei den Rahmenbedingungen. Etwa bei den Tarifen, damit man nicht von einer finanziellen Krise in die nächste schlittere.

Mit dem neuen Hauptgebäude des Berner Inselspitals, einem neuen Klinikinformationssystem und der Schliessung der Spitäler Bern-Tiefenau und Münsingen hat die Inselgruppe jüngst verschiedene Grossprojekte gestemmt – mit entsprechenden personellen und finanziellen Belastungen. (sda)

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13 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Lillyfee78
19.09.2024 14:37registriert November 2021
Im Spitalwesen, aber auch bei anderen Institutionen müsste man mal grundlegend was ändern. Wieso wird eigentlich immer beim kleinen Sparpotenzial gesucht? Wieso werden 120 Stellen von Geringverdienern und nicht Kaderstellen mal abgebaut. Dort steckt nämlich das „Grosse“ Geld drin.
Oder zum Beispiel immer wieder Neuerungen in der Digitalisierung und die dazugehörige Informatikaufwand. Ich würde mal sagen, das treibt die Kosten immer weiter an.
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Butternut
19.09.2024 15:48registriert Februar 2014
Habe das bei einem anderen Spital auch miterlebt . Da wurden die älteren gefeuert ,und dann zum Teil jüngere befristet eingestellt . Auch wurden die Büroleute geschont .Im Gegenteil da wurde noch aufgestockt. Entlassen wurde das Fussvolk , wie Pflege, Handwerker etc.
Der ganze Bürokratische Teil sollte man im Zeitalter vom Computer mal vereinfachen . Dann kann auch ein öffentliches Spital effizienter arbeiten.
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