Nach mehr als zweijähriger pandemiebedingter Unterbrechung findet in Davos ab Sonntag wieder das Weltwirtschaftsforum (WEF) statt. Dominiert wird die Agenda des Treffens der globalen Politik- und Wirtschaftselite von den Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine.
Vor Ort erwartet werden bei dem bis Donnerstag dauernden Treffen rund 50 Staats- und Regierungschefs sowie 2500 Delegierte aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft.
Bundespräsident Ignazio Cassis hält am Montag, 10.45 Uhr, vor der versammelten Weltelite die Eröffnungsrede.
Das Treffen steht in diesem Jahr unter dem Motto «Geschichte an einem Wendepunkt».
Für Montagvormittag (11.15 Uhr) ist eine Ansprache des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj per Videoschaltung geplant.
Für 12.30 Uhr ist ein Auftritt der Klitschko-Brüder geplant. Vitali ist Bürgermeister von Kiew, Bruder Wladimir ist Präsident einer Stiftung. Sie sollen beide in Davos sein.
Bundespräsident Ignazio Cassis wird zudem den ukrainischen Aussenminister Dmytro Kuleba treffen.
Gemäss SRF-Bericht sind zahlreiche Veranstaltungen mit Fokus Ukraine geplant, etwa zur humanitären Krise oder zum Widerstand der Ukrainerinnen und Ukrainer.
Das WEF ist heuer nicht so prominent besetzt wie auch schon. So bleiben sowohl US-Präsident Joe Biden als auch der chinesische Präsident Xi Jinping der Veranstaltung fern. Aus Russland wurde wegen der Sanktionen niemand eingeladen.
Wladimir Putin und russische Geschäftsleute seien bis zuletzt gern gesehene Gäste in Davos gewesen, ruft SRF in Erinnerung.
Aus China, das mehrere Städte im Lockdown hat, sind diesmal nur 14 Personen angemeldet, berichten die Kollegen von CH Media.
Zu den Gästen gehören der deutsche Kanzler Olaf Scholz, der am Donnerstag eine Rede hält, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und der US-Sondergesandte für Klimafragen, John Kerry.
Einen umstrittenen Auftritt wird es mit dem Emir von Katar geben: Bin Hamad Bin Khalifa Al Thani werde wohl für die Fussball-WM im eigenen Land werben, heisst es.
Schweizer Bundesräte nutzen erneut die Gelegenheit, um am Rande des Anlasses Minister und andere Gäste zu treffen. Am Sonntag etwa tauschen sich Simonetta Sommaruga und Guy Parmelin mit dem deutschen Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck aus.
Fehlen wird allerdings der bei der EU für das Dossier «Schweiz» zuständige EU-Vizekommissionschef Maros Sefcovic.
Die Organisatoren und Organisatorinnen haben laut SRF-Bericht «praktisch alle grossen globalen Probleme auf ihre Agenda gesetzt», nämlich:
Zuletzt hatte das WEF vor Ort in Davos im Januar 2020 und damit vor Ausbruch der weltweiten Corona-Pandemie stattgefunden – zu den prominentesten Gästen zählten damals US-Präsident Donald Trump und die Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg.
Wer ins Kongresszentrum wolle, brauche nicht nur ein Impfzertifikat, das den Booster nachweise, sondern auch einen negativen PCR-Test, berichten die Kollegen von CH Media. Sonst gebe es keinen Zutritts-Badge. Und dieser Badge werde zudem im Verlauf der Woche für ungültig erklärt, wenn man nicht alle 24 Stunden einen neuen Coronatest gemacht habe.
Der wegen der Corona-Pandemie auf den Frühling verschobene Austragungstermin stellt die Organisatoren und Sicherheitsbehörden heuer vor besondere Herausforderungen. So sind anders als im Januar diverse Zugänge in Davos nicht durch Schnee versperrt, was für neue Sicherheitsrisiken sorgt.
Morgen startet das WEF in Davos @seichnungen pic.twitter.com/hqsn9bFFE8
— SRF Deville (@srfdeville) May 22, 2022
Die Polizei rechnete im Vorfeld aufgrund des milden Wetters unter anderem mit mehr Demonstrierenden. Die Einsatzkräfte errichteten neue Schutzzäune auf Feldern, sperrten den Flüelapass zwischen Davos und Susch im Unterengadin und kündigten an, mehrere Seitentäler des Bergdorfs mit Drohnen zu überwachen. Insgesamt stehen rund 5000 Armeeangehörige und Polizeileute aus allen Kantonen im Einsatz.
Die 50 Klima-Demonstrantinnen und -Demonstranten, die am Samstag in Küblis GR losmarschiert sind, haben am Sonntagnachmittag Davos erreicht. Sie kritisierten dabei das World Economic Forum (WEF) scharf. Die Organisatoren hatten sich mehr Mitwanderer erhofft.
«WEF – Mördertreff», riefen die Demonstrierenden am Sonntag auf dem Postplatz in Davos Platz. Rund 50 von ihnen waren am Vortag in Küblis GR losmarschiert. Sie forderten, dass die Natur und der Mensch wieder im Zentrum der Wirtschaft stünden und nicht nur die Gier nach mehr. «Kapitalismus raus aus den Köpfen», war von einigen während ihrer Wanderung zu hören. Sie wollten ihre Stimme während des WEF erheben, wo aus ihrer Sicht sonst nur «Reiche» zu Wort kommen würden.
Dabei hatten sich die Organisatorinnen am Samstag in Küblis erhofft, dass sich die Teilnehmerzahl in Davos noch erhöht. «Wir lernen aus unseren Fehlern», sagte Strike-WEF-Organisatorin Gianna Catrina im Gespräch mit Keystone-SDA am Sonntag. Sie hätten zu wenig Personen für den Marsch gewinnen können.
Dabei sei klar, dass die Klimawanderung auch beim nächsten WEF wieder durchgeführt werde. «Dafür werden wir dann wieder viel mehr Leute mobilisieren», versprach Catrina.
Die Gemeinde Davos hat während des WEF insgesamt vier Kundgebungen bewilligt. Den Abschluss bildet laut Swissinfo am Donnerstag, dem Schlusstag des WEF, eine vom Klimastreik Davos organisierte Demonstration. Auch diese finde mit maximal 500 Person auf dem Postplatz statt.
(dsc/sda/afp)
Wieder? Was für eine Form von historischem Revisionismus wird da wohl bemüht. Die goldenen Zeiten für die Natur im letzten Jahrhundert oder gar das wunderschöne Leben und Wirtschaften aller Menschen zu Feudalzeiten?