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Konsumentenstimmung in der Schweiz auf Rekordtief – das sind die Gründe

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Vor allem die persönliche finanzielle Lage bereitet den Schweizerinnen und Schweizern aktuelle Sorgen. Bild: KEYSTONE

Konsumentenstimmung in der Schweiz fällt auf Rekordtief – das sind die Gründe

02.11.2022, 12:5602.11.2022, 13:40
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Die Stimmung der Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten hat sich gegenüber dem letzten Quartal weiter eingetrübt. Vor allem die Beurteilung der eigenen finanziellen Lage ist wegen der steigenden Inflation auf einen neuen historischen Tiefststand gesunken. Sehr positiv eingeschätzt wird hingegen weiterhin die Lage am Arbeitsmarkt.

Konkret fiel der Index der Konsumentenstimmung, der vierteljährlich erhoben wird, im vierten Quartal (Umfrage Oktober) auf -46,6 von -41,7 Punkten. Er hat damit den tiefsten Stand seit Beginn der Umfrage im Jahr 1972 erreicht, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Dienstag mitteilte.

Zum einen hätten sich die Erwartungen der Konsumentinnen und Konsumenten für die allgemeine Wirtschaftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten weiter eingetrübt. Zum anderen würden die Haushalte ihre finanzielle Lage nochmals deutlich negativer beurteilten als im Vorquartal, schreibt das Seco. Diese sei nur Anfang der 1990er-Jahre einmal ähnlich schlecht eingestuft worden.

Teuerung auf allen Ebenen

Zur negativen Einschätzung der eigenen finanziellen Lage dürfte laut Seco massgeblich die Entwicklung der Preise beigetragen haben. Die Inflation ist bekanntlich im Juni erstmals seit vielen Jahren über 3 Prozent gestiegen und verharrt seither über dieser Marke. Für einzelne Produktkategorien liegen die Teuerungsraten gar deutlich darüber. Auch der Anstieg der Krankenkassenprämien dürfte zur schlechten Konsumentenstimmung beigetragen haben.

Die erwartete finanzielle Lage ist es dann auch, was die Schweizerinnen und Schweizer am meisten zu beschäftigen scheint. Von den Kurven der vier Teilindexe «Erwartete Wirtschaftsentwicklung», «Grössere Anschaffungen», «Vergangene finanzielle Lage» und «Erwartete finanzielle Lage» und zeigt letztere am steilsten nach unten.

Im Gegensatz dazu gehen die Befragten weiterhin von einer guten Verfassung des Arbeitsmarkts aus. Die Sicherheit der Arbeitsplätze werde gegenüber der letzten Umfrage vom Juli praktisch unverändert bewertet, so das Seco. Und die weitere Entwicklung der Arbeitslosenzahlen werde zwar etwas weniger optimistisch beurteilt, der entsprechende Teilindex liege aber noch deutlich unter dem langjährigen Mittel.

Die Befragung wird jeweils in den Monaten Januar, April, Juli und Oktober bei über 1000 Personen durchgeführt. Dabei werden subjektive Einschätzungen und Erwartungen erhoben, etwa bezüglich der allgemeinen Wirtschaftslage, der finanziellen Situation, der Entwicklung der Preise, der Arbeitsplatzsicherheit usw. Insgesamt werden 11 Fragen gestellt. (pre/sda)

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33 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Nik G.
02.11.2022 14:20registriert Januar 2017
Komisch wenn die Löhne nicht mal der Teuerung angepasst werden. Aber zum Glück erhalten die "Manager" mehr.
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M.Ensch
02.11.2022 13:36registriert März 2020
Krankenkassenprämien. Wegen all den Lobyisten des Gesundheitssystems im Parlament keine Besserung in Sicht. Hauptsache, das Kässeli stimmt für die. Also keine VolksvertreterInnen, die für Entlastung sorgen. Logisch spart man bis zu einem gewissen Einkommen. Man fällt ja oft auch durch die Maschen der Prämienverbilligung.
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Fairness
02.11.2022 13:59registriert Dezember 2018
Zu viele können gar nichts kaufen bei den Energiekosten, Krankenkassenprämien usw. Nur so merken es Investoren und Arbeitgeber - vielleicht.
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