«On ist ein Unternehmen, das noch so geführt wird wie in den 90er-Jahren, ein Geschäftsmodell hat wie aus dem letzten Jahrhundert. Der Fokus liegt nur auf dem Shareholdervalue. Darauf, dass den Managern möglichst schnell möglichst viel Geld ausgezahlt werden kann. Dieses System fusst am Schluss auf Ausbeutung.»
Die Kritik, die Reputationsexperte Bernhard Bauhofer im Interview mit watson geäussert hat, war unmissverständlich. Auslöser für das Gespräch war eine Recherche des K-Tipps zu den Margen der Schweizer Schuhmarke On, an der Roger Federer beteiligt ist. Das Konsumentenmagazin hat vertrauliche Zolldaten ausgewertet und dabei Schuhmodelle von On und anderen Herstellern analysiert.
On lässt seine Schuhe in Vietnam produzieren und streicht dabei hohe Margen ein. Das Modell «Cloudaway» etwa kostet 200 Franken, der Einkaufspreis liegt bei 20.73 Franken. Hinzu kommen 14.99 Franken Schweizer Mehrwertsteuer und 1.70 Franken Fracht- und Zollkosten.
Am grössten ist die Marge beim teuersten On-Schuh, dem «Cloudtilt Loewe». Dort betragen die Herstellungskosten pro Paar 20.80 Franken. Kosten tut das Modell in der Schweiz 445 Franken, also das 20-Fache des Einkaufspreises. Bei vergleichbaren Brands, zum Beispiel Adidas oder Puma, ist die Marge in der Regel deutlich geringer.
Hinzu kommt die mangelnde Qualität, die der K-Tipp in Tests festmacht. Sportmediziner bezeichneten die Schuhe als zu weich, Kunden berichteten von Sehnenentzündungen. Einen Verkäufer von On-Schuhen zitiert das Konsumentenmagazin folgendermassen: «On-Schuhe sind klassische Wegwerfprodukte.»
David Hachfeld hat für die Margen bei On kein Verständnis. Der Textilexperte des NGOs Public Eye sagt auf Anfrage von watson: «Wenn die Handelsmarge einer Markenfirma so viel grösser ist als die Marge der Schuhfabriken, in denen durch harte Arbeit und zu mutmasslich niedrigen Löhnen der eigentliche Nutzwert der On-Produkte geschaffen wird, dann stimmt die Balance nicht.»
Für gute Arbeitsbedingungen und existenzsichernde Löhne müssten entsprechend hohe Einkaufspreise gezahlt werden, sagt Hachfeld.
Dass Hersteller für Sportschuhe generell hohe Margen einstreichen, sei kein Geheimnis, so David Hachfeld weiter. Niedrige Einkaufspreise im Bereich von nur 10 bis 30 Franken für Sportschuhe seien leider branchenüblich, ebenso Armutslöhne für die Beschäftigten in der Produktion. Aber:
In der Bekleidungsindustrie sei im Schnitt eine Vervierfachung des Einkaufspreises durchaus üblich. Im Discounter-Bereich, beispielsweise bei einem Label wie Chicorée, auch mal weniger, dort verdiene man über die Masse. Je weiter es ins Luxussegment gehe, desto «höher» sei die Marge. «Da geht es nicht mehr um die Menge, sondern darum, dass aus jedem Produkt möglichst viel Gewinn rausgeholt wird.»
Zum Argument von On, wonach man sich auf die Richtlinien der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) stütze, sagt Hachfeld: «Das sagen alle Firmen und das ist im Prinzip auch korrekt, es ist aber das absolute Minimum. Die meisten Firmen, die sich auf diese Standards berufen, haben in ihren Lieferketten trotzdem Löhne, die zum Leben nicht ausreichen.»
David Hachfeld von Public Eye sagt, dass On sich seiner Verantwortung bewusst sei und sich zu Verbesserungen bekannt habe, etwa dass man in Vietnam ab 2025 den wichtigsten Lieferanten «existenzsichernde Löhne» zahlen werde. Genauere Information zu den Löhnen gibt es jedoch nicht.
In Vietnam kommen Schuh-Näherinnen gemäss dem NGO bei einer 48-Stunden-Woche auf einen Monats-Mindestlohn von 120 bis 170 Franken. Dieser Lohn reicht gemäss Textilexperte Hachfeld jedoch nicht aus, um das Leben einer Familie zu finanzieren.
Aufgrund der Recherche des K-Tipps seien nun die finanziellen Spielräume von On bekannt, so Hachfeld. «Jetzt kommt es darauf an, dass diese hehren Ziele nicht nur auf dem Papier stehen bleiben, wie leider so oft in der Branche, sondern dass On die Prioritäten tatsächlich auf faire Produktion legt. Wir sind gespannt, welchen Weg On einschlagen wird.»
Auch Reputationsexperte Bernhard Bauhofer hofft auf eine Reaktion des Schweizer Unternehmens, ein gewisser Druck sei vorhanden: «Ihre Kundinnen und Kunden in der Schweiz sind grösstenteils gut gebildete, besserverdienende Personen. Sie informieren sich und wollen Produkte kaufen, die ihren eigenen Werten entsprechen.»
Wunschdenken. Viele haben einen schwachen Charakter und definieren sich über Konsum…
Letztlich wird man dadurch zum Lemming der Wirtschaft und der Arbeitgeber (weil man für Konsum bekanntlich Geld braucht)…
Es ist das Modell, das das 20-Fache des Einkaufspreises kostet.
Wie fühlst du dich? Cool? Oder wie der letzte D**p?
Wer sich Luxusartikel kauft, zeigt letztlich nur, dass er einen schwachen Charakter hat…
Selbstsichere Persönlichkeiten haben es nicht nötig sich über Produkte zu definieren…