On-Schuhe erfreuen sich in der Schweiz höchster Beliebtheit. Nicht zuletzt, weil Nationalheld und Tennislegende Roger Federer das Gesicht der Schuhfirma ist. Angepriesen werden die Schuhe auf der Webseite mit Sprüchen wie «Inspiriert von Athlet*innen» und «Angetrieben von Schweizer Technologie». Die Preise sind dementsprechend stolz: Zwischen 190 und 250 Franken muss man für die Sneakers und Wanderschuhe hinblättern. Einzelne Modelle kosten gar bis zu 445 Franken.
Ob das gerechtfertigt ist, wird gleich auf mehreren Ebenen infrage gestellt. So hat der Schuh bereits seit Jahren mit Qualitätsproblemen zu kämpfen. Kassensturz berichtete 2020 von diversen Kundinnen und Kunden, die sich darüber aufregten, dass die Schuhe bereits nach kurzer Zeit kaputtgingen.
Eine K-Tipp-Recherche hat nun aufgedeckt, wie viel so ein Schuh in der Produktion kostet. Folgendes Modell «The Roger Advantage» kann man im On-Online-Shop für 190 Franken kaufen. Hergestellt wird er allerdings in Vietnam – für schlappe 17.86 Franken.
Zieht man vom Ladenpreis noch die Schweizer Mehrwertsteuer (15.39 Franken), die Frachtkosten und Zollgebühren (1.62 Franken) ab, ergibt sich die Marge: Satte 155.13 Franken wandern in die Tasche von On.
Noch weiter geht die Schere bei Verkaufs- und Herstellungspreis beim limitierten Modell Cloudtilt LOEWE auseinander: On lässt den Schuh für 20.80 herstellen, die Kundschaft mussdafür 445 Franken in die Hand nehmen.
Konsumentenschützerin Sara Stalder kann nicht nachvollziehen, wieso Menschen für mittelmässige Qualität so viel Geld ausgeben. Gegenüber SRF sagt sie:
Die Leute fänden aber, es sei ein guter Schuh. Womöglich, weil immer wieder mit der Schweiz geworben werde, so Stalder.
On verlangt nicht nur mehr Geld für die Schuhe, sie bezahlen den Herstellern auch weniger als die Konkurrenz. Laut K-TIPP ist das Modell «Magnify Nitro SP» von Puma für 111.90 Franken erhältlich, während 30.56 Franken davon an die Hersteller gehen. Bei Adidas bezahlt man für den Schuh Ultraboost DNA 5.0 140 Franken, wobei die Hersteller 28.43 Franken erhalten. Ein weiteres erwähnenswertes Detail: Laut K-Tipp handelt es sich bei den Herstellungsfabriken, um dieselben wie bei On.
Wie rechtfertigt On seine hohe Marge? Bianca Pestalozzi, Leiterin des Europa-Geschäftes bei On nimmt gegenüber SRF Stellung:
Alle diese Faktoren hätten einen gewissen Preis. So etwa der schnelle Versand:
Oliver Classen von der Non-Profit-Organisation Public Eye lässt diese Argumentation nicht gelten. Gegenüber SRF äusserte er sich:
Der von Classen angesprochene Lohn der Arbeitenden ist nichts im Vergleich zu den Löhnen der Führungsetage von On. 2021 liessen sich die drei Gründer und die beiden Co-CEOs von On 83 Millionen Franken auszahlen.
Wie viel ist das wirklich? Das Branchenportal Tippinpoint verglich die Löhne mit der direkten Schuhkonkurrenz und kam im April 2022 zum Schluss:
Gemäss Tippinpoint wurden die Saläre des Topmanagements mittlerweile eingedampft. 2022 bezog es nur noch 19 Millionen. (saw)
Und wieso kostet der Schuh in Deutschland dann nur 119 €?
Sorry aber meine New Balance sind günstiger und halten deutlich länger.
Es werden also nicht nur die Konsumenten, sondern auch die Arbeitnehmer über den Tisch gezogen.