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Unbekanntes Bakterium auf Basler Mumie entdeckt

Unbekanntes Bakterium auf Basler Mumie entdeckt

07.02.2023, 15:1607.02.2023, 15:16

Anna Catharina Bischoff ist laut einer neuen Untersuchung sehr wahrscheinlich an einer seltenen und bisher unbekannten bakteriellen Infektion erkrankt. Die sterblichen Überreste von Bischoff, die im 18. Jahrhundert lebte, wurden vor 48 Jahren in der Basler Barfüsserkirche entdeckt und als Basler Mumie bekannt.

In einer aktuellen Untersuchung sind Forschende der Todesursache auf den Grund gegangen. Der bisherige Verdacht auf Syphilis konnte dabei nicht bestätigt werden.

Die Forschergruppen um den Anthropologen Gerhard Hotz aus dem Naturhistorischen Museum Basel und Mohamed Sarhan vom Institute for Mummies Studies in Bozen (I) wollte eigentlich mittels molekulargenetischen Analysen die DNA des bakteriellen Erregers der Syphilis nachweisen, hiess es in einer Mitteilung des naturhistorischen Museums Basel vom Dienstag. Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachblatt «BMC Biology» veröffentlicht.

Statt des bakteriellen Erregers von Syphilis fanden die Archäogenetiker in den Gewebeproben des Gehirns der Mumie jedoch eine hohe Konzentration einer bislang unbekannten Mykobakterienart. Das Bakterium gehöre zu einer Gruppe, zu der auch die Erreger von Lepra und Tuberkulose gehören.

Die Mumie von Anna Catharina Bischoff wird an einer Medienorientierung praesentiert, anlaesslich der Identifizierung der sogenannten Barfuessermumie, im Naturhistorischen Museum in Basel am Donnerstag ...
Die mumifizierte Anna Catharina BischoffBild: KEYSTONE

An Behandlung gestorben

Die Autoren vermuten, dass Bischoff an dieser ungewöhnlichen bakteriellen Infektion erkrankt war. Die Krankheitssymptome wurden wahrscheinlich fälschlicherweise als Syphilis diagnostiziert. Entsprechend wurde der Frau eine Inhalationstherapie mit Quecksilberdämpfen empfohlen, eine Fehldiagnose mit fatalen Folgen.

Diese Behandlungsweise wurde bis ins 19. Jahrhundert bei Syphilis angewandt. Meist starben die Patienten, die sich damit eine Heilung der Krankheit erhofften, an den Folgen einer Quecksilbervergiftung.

Die Mumie wurde im Jahr 1975 in der Barfüsserkirche in Basel gefunden und als Anna Catharina Bischoff identifiziert, die 1787 im Alter von 68 Jahren gestorben war. Bei der Überprüfung der historischen Aufzeichnungen der Kirche stellte sich heraus, dass die Mumie bereits im neunzehnten Jahrhundert entdeckt worden war; aus ethischen Gründen wurde sie dann an den Ort umgebettet, an dem sie 1975 erneut gefunden wurde.

(yam/sda)

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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Seppi-NW
07.02.2023 19:34registriert März 2022
Sehr spannende Geschichte. Ich hoffe viel mehr aus Archäologie und Geschichte zu lesen.
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