Schweiz
Zürich

Unfall am Escher-Wyss-Platz: Mutter äussert sich zum Tod ihres Kindes

Eine Gedenkstaette in der Naehe des Unfallorts beim Escher-Wyss-Platz in Zuerich erinnern an einen verstorbenen Knaben, aufgenommen am Freitag, 23. Dezember 2022 . Am Mittwochmorgen ist am Escher-Wyss ...
Am Escher-Wyss-Platz liegen bis heute Blumen für den Fünfjährigen.Bild: keystone

Sie verlor ihr Kind am Escher-Wyss-Platz: «Es war traumatisch»

Susanne Shmetkamp verlor ihr Kind bei einem tragischen Unfall auf dem Schulweg. Nun spricht sie zum ersten Mal öffentlich darüber.
25.08.2024, 15:16
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Im Dezember 2022 kam es am Escher-Wyss-Platz in Zürich zu einem schrecklichen Unfall: Ein fünfjähriger Junge wurde auf dem Weg in den Kindergarten von einem Lastwagen angefahren. Der Junge verstarb. Jetzt spricht die Mutter zum ersten Mal in der Öffentlichkeit über den Vorfall.

«Ich erinnere mich, dass ich sofort losgeschrien habe. Ich habe gespürt, dass etwas Schlimmes passiert ist, und bin zum Unfallort gerannt», beschreibt Susanne Shmetkamp den Moment, in dem sie den Anruf erhalten hat, dass ihr Junge einen schweren Unfall hatte, gegenüber SRF. «Es war traumatisch.»

Vor Ort war eine Psychologin, die sie zu beruhigen versucht hat, «aber das konnte ich überhaupt nicht ertragen. Hilfreicher waren Freundinnen und Nachbarn, mein Lebensgefährte».

Oft denkt sie an diesen Tag im Dezember zurück und stellt sich die Frage, was wäre, wenn: «Oft drehe ich in Gedanken die Zeit zurück und stelle mir vor, wie ich alles durch einen kleinen Handgriff abwenden kann.»

Hauptsächlich morgens, wenn Shmetkamp im Verkehr unterwegs ist, wird sie von den Bildern verfolgt:

«Die Bilder verfolgen mich und ich kann sie schwer abschütteln.»

Auch wenn der Vorfall schon über eineinhalb Jahre her ist, ist ihre Trauer «immer noch sehr intensiv». Inzwischen ist sie aber nicht mehr so verzweifelt und kann ihre Aufmerksamkeit auf andere Dinge lenken, wie zum Beispiel die Arbeit.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Mutter mit Trauer klarkommen muss. Sie verlor schon einmal einen Sohn. Vor elf Jahren riss bei der Geburt die Nabelschnur – das Baby überlebte nur einen Tag.

Auch das war völlig unerwartet, aber wir konnten ihn in einer geborgenen Umgebung im Kinderspital in den Tod begleiten – wir hatten trotz allen Schreckens magische Momente mit ihm, voller Liebe, Frieden und Dankbarkeit. Aber auch damals fragte ich mich lange, was ich als Mutter falsch gemacht hatte.

Schon damals dachte sie, dass sie schon genug erlebt hat, «als gäbe es so etwas wie ein gerechtes Mass. Danach war ich lange schreckhaft. Im Strassenverkehr habe ich oft hysterisch reagiert, wenn ein Auto nicht abbremste und ich meine Kinder dabeihatte. Ich beruhigte mich dann: Uns würde doch nicht noch einmal ein Kind sterben. Genau so ist es aber gekommen – das ist für uns alle unfassbar».

Shmetkamp betont, dass sie und ihr Mann immer Eltern von fünf Kindern bleiben werden – auch wenn zwei davon gestorben sind. Doch «die Liebe ist stärker als der Tod» und auch wenn es etwas Zeit braucht, haben wir immer wieder die Kraft, uns aufzurichten.

(cmu)

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80 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Heimwerkerkönig
25.08.2024 15:38registriert September 2016
Ich habe drei Töchter. Und ja, ich rege mich manchmal auf ab ihnen. Heute wegen Glitzer in der halben Wohnung. Aber nie, nie möchte ich den Verlust einer von ihnen erleben.

Susanne, ich weiss nicht ob du hier liest, aber ich wünsche dir und deinen Nächsten alles Gute und viel Kraft, dass die beiden Engel nie vergessen gehen und in euren Herzen bleiben.

Und ich nehme mir vor, mich weniger aufzuregen und mehr die Zeit mit meiner Familie zu geniessen.
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Aschenmadlen
25.08.2024 16:46registriert Juli 2017
Ich bin der Überzeugung, dass Fussgängern, gerade Kindern sichere Verkehrswege zustehen und sie Vorrang haben gegenüber motorisiertem Verkehr.
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Jerem 1
25.08.2024 15:40registriert Oktober 2020
Unfassbar - mir fehlen die Worte😪
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