Ein «herausragender Ort städtischen Lebens» an «Triple-A-Lage»: So wurde das Kulturhaus «Kosmos» in der SBB-Vorzeigeüberbauung Europaallee in Zürich im Jahr 2017 angekündigt. Doch die Mischung aus Kino, Restaurant und Buchladen, hinter der Initianten rund um den Schweizer Regisseur Samir steckten, funktionierte trotz Toplage nicht. Ende 2022 mussten die Betreiber nach internen Machtkämpfen Konkurs anmelden.
Die SBB wollten die Kinosäle im Untergrund, die Flächen für das Restaurant und den Laden im ersten Stock danach wieder an einen einzelnen Betreiber übergeben. Weil sich aber niemand Geeignetes fand, trennten sie die Fläche im ersten Stock ab und vermieteten sie einzeln. Das Kino übernahm im Jahr 2023 die NZZ, der das «Zurich Film Festival» gehört. Sie betreibt es seither unter dem Namen «Frame». Ein Pop-up-Restaurant mietete die Gastro-Fläche, doch einen dauerhaften Mieter dafür fanden die SBB jahrelang nicht – bis jetzt.
Die Fläche wird neu vermietet an die Zürcher Gastro-Firma Damn Delicious von Geschäftsführer Federico Freiermuth. Sie betreibt unter anderem ein Restaurant in Zürich, ein Café im Einkaufszentrum Sihlcity und ab 1. Juni das Restaurant Stadthof in Bremgarten AG.
Im Juli wird die Firma an der Europaallee das neue Konzept «Casi Casa» lancieren. Laut Eigenbeschreibung handelt es sich dabei um «einen lebendigen Treffpunkt für lateinamerikanische Kulinarik und Kultur in Zürich».
Auf Anfrage teilt die Damn Delicious mit, es handle sich um ein lateinamerikanisches Konzept mit Restaurant, Bar und Eventfläche. Das Konzept soll etwa 20 Angestellte beschäftigen und von 9 Uhr bis Mitternacht geöffnet sein, respektive an Wochenenden von 10 Uhr bis 1 Uhr morgens.
Nach dem Konkurs des Kosmos wurde spekuliert, dass die Mietzinsforderungen der SBB zu hoch seien und ihren Anteil am Konkurs gehabt hätten. Das Portal «Inside Paradeplatz» hatte berichtet, dass die SBB vom Kosmos für die Miete aller Flächen 1,5 Millionen Franken pro Jahr verlangt hätten. Wie viel Miete die Macher des «Casi Casa» bezahlen müssen, legen sie nicht offen. Auch die SBB beantworten eine entsprechende Frage nicht.
Branchenkenner halten es aber für möglich, dass die SBB deutlich weniger Miete verlangen als kolportiert. Anders liessen sich das Restaurant, aber auch das Kino kaum kostendeckend betreiben.
Ob dieses rentabel ist, beantwortet die NZZ auf Anfrage nicht. Genauso wenig will sie bekannt geben, ob sie mit dem Geschäftsgang zufrieden ist. Man kommuniziere «grundsätzlich keine Informationen zur finanziellen oder strategischen Entwicklung einzelner Bereiche», teilt ein Sprecher mit.
Bekannt ist, dass die NZZ den Umsatz im Segment «übriger Nutzermarkt», zu dem das «Frame» gehört, im Jahr 2024 um knapp 1,6 Millionen Franken auf 21,3 Millionen Franken steigern konnte. Im Jahr 2023 war das Kino Frame nur während drei Monaten in Betrieb und hinterliess noch kaum Spuren in der Rechnung.
Im Geschäftsbericht schreibt die NZZ dieses Umsatzwachstum allerdings primär der «erfreulichen Entwicklung bei NZZ Reisen und NZZ Kunst» zu. Zudem habe das Filmfestival mit 140'000 Besucherinnen und Besuchern einen Rekord sowie den höchsten Ticketumsatz seit Gründung erzielt. Der Beitrag des «Frame» dürfte hingegen bescheiden gewesen sein: «Hinzu kommen Ticketeinnahmen des Kinos Frame», heisst es trocken. Auf einen Umsatz von 278'000 Franken pro Saal, wie ihn durchschnittliche Kinos in der Schweiz 2024 erzielten, dürfte der Medienkonzern mit seinem Haus an der Europaallee laut Insidern bei weitem nicht gekommen sein. (nib/bzbasel.ch)
Bestes Beispiel wie man es genau nicht machen sollte. Kommt dabei raus, wenn Provinzbünzlis aus "Züri" Weltmetropole spielen wollen.