Schweiz
Zürich

Schon wieder Badeunfälle in der Limmat – Jugendlicher tot geborgen

Badende schwimmen mit ihren Luftmatratzen und Booten auf der Limmat bei Dietikon am Sonntag, 16. August 2020. (KEYSTONE/Alexandra Wey)
Viele Böötler wollen nicht auf Alkohol verzichten. Bild: keystone

Schon wieder Badeunfälle in der Limmat – Jugendlicher tot geborgen

Am Sonntagmorgen kreiste in Zürich ein Helikopter beim Oberen Letten über der Limmat. Am späteren Vormittag wurde ein 15-Jähriger tot geborgen. Mehr Glück hatte ein anderer Mann.
21.07.2024, 17:0023.07.2024, 12:25
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Bereits vier Tote wurden in diesem Jahr aus der Limmat gezogen, einer bei Wettingen, der Rest auf Zürcher Gebiet. Nun kommt in Zürich ein fünfter Todesfall dazu.

Zürich: Hochwasser bei Limmat und Sihl beim Unteren Letten am 15. Juli 2021
Bereits fünf Menschen verloren dieses Jahr in der Limmat ihr Leben.archivbild: watson

Verschwunden war der Jugendliche bereits am Samstag. Kurz nach 21.30 Uhr erreichte die Polizei eine Meldung, dass ein junger Mann vom Drahtschmidlisteg ins Wasser gesprungen und nicht mehr aufgetaucht sei. Die alarmierte Stadtpolizei schickte unverzüglich mehrere Patrouillen zur Suche des 15-Jährigen an die Limmat los. Mehrere Tauchgänge blieben jedoch erfolglos.

Auch die Suche am Sonntagmorgen verlieft zunächst ohne Ergebnis. Zur Unterstützung war inzwischen ein Helikopter beigezogen worden. Erst am späteren Vormittag konnte der Jugendliche durch eine Bademeisterin gefunden aber leider nur noch tot aus der Limmat geborgen werden.

29-Jähriger hatte Glück

Ein anderer Mann hatte gemäss der Kantonspolizei Zürich Glück. Am Samstag, kurz nach 20 Uhr, meldeten mehrere Anrufende bei der Stadtpolizei Zürich, dass ein Mann in der Limmat treibe und um Hilfe rufe. Sofort fuhren mehrere Patrouillen an die Limmat, um nach dem Mann zu suchen. Glücklicherweise konnte der der 29-Jährige durch Helfende und durch eine Streifenwagenbesatzung leicht verletzt aus der Limmat geborgen werden.

Weshalb kommt es immer wieder zu tragischen Badeunfällen? «Die Situation kann sich von einer Stunde auf die andere ändern», sagte Martin Kömeter, Vizepräsident der SLRG Sektion Höngg kürzlich gegenüber diesem Portal. «Es muss nicht einmal in Zürich geregnet haben.» Regne es am oberen Zürichsee oder im Glarnerland, dann kämen die Wassermassen um einige Stunden verzögert in die Limmat. Dies unterschätzten viele.

Ebenfalls oft unterschätzt werde die Dynamik, die eine höhere Wassermasse mit sich bringe. «Der Wasserpegel steigt nur um wenige Zentimeter, was Laien oft gar nicht auffällt. Die Geschwindigkeit des Wassers kann schnell auf das Doppelte oder sogar Dreifache ansteigen, was für Schwimmer und Gummiboote extrem gefährlich ist.» Kömeter empfiehlt daher, Fliessgewässer aktuell zu meiden.

Fehlende Ortskenntnisse und Alkohol

Ein weiterer Grund für das Unterschätzen des Flusses seien fehlende Orts- und Fachkenntnisse. Viele würden die örtlichen Gegebenheiten - etwa Strömungen, Hindernisse und andere Gefahren - nicht gut genug kennen. Diese könnten sich je nach Pegel stark verändern.

Hinzu komme der Alkoholkonsum. Er habe bei der Einstiegsstelle zur Limmat beim Höngger Wehr festgestellt, dass etwa 80 Prozent der Böötler sichtbar Alkohol an Bord gehabt hätten. «Dadurch schätzt man die Lage schlechter ein, ist unaufmerksamer, dafür aber mutiger und man reagiert langsamer und unkontrollierter. Zudem kühlt ein Körper unter Alkoholeinfluss viel schneller ab.»

Zwei tote Personen im Zugersee und Ägerisee

Nicht nur in der Limmat ist an diesem Wochenende ein Mensch beim Baden ums Leben gekommen. Am Samstagnachmittag wurde ein Mann aus dem Ägerisee geborgen - sämtliche Reanimationsmassnahmen waren erfolglos. Knapp zwei Stunden später wurde in Hünenberg See eine tote Frau im Zugersee gefunden.

Immer wieder Tote in Schweizer Gewässern

Regelmässig kommen Menschen in Schweizer Gewässern zu Tode: Vor rund einer Woche wurde die Suche nach einem bei Schänis SG in der Linth ertrunkenem Rumänen eingestellt. Ende Juni wurden die Leiche eines Mannes und ein Segelboot in einer Tiefe von 80 Metern in Oberwil ZG im Zugersee entdeckt. Drei Tage zuvor wurde im Bodensee eine männliche Leiche von Kajakfahrern entdeckt.

Im Zehnjahresschnitt zählt die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG) 45 Ertrinkungstote pro Jahr, wobei die Unfälle zum grössten Teil in Seen und Flüssen geschehen.

Für das Vorjahr wurde die höchste Anzahl an Ertrinkungsopfern seit knapp 20 Jahren festgestellt. Damals ertranken 63 Menschen, womit die Anzahl der Opfer um knapp 40 Prozent über dem langjährigen Mittel lag. Seit 2003, dem Hitzesommer, waren in Schweizer Gewässern nicht mehr so viele Menschen ertrunken wie 2022.

(sda/pin/sho/aargauerzeitung.ch)

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68 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Snowy
21.07.2024 17:42registriert April 2016
Kein Wort darüber, dass viele, welche an den Badehotspots in Not geraten Menschen sind, welche gar nie (richtig) schwimmen gelernt haben…
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Monsterius1
21.07.2024 19:15registriert März 2023
45 Tote aber die Leute haben Angst vor Wolf, Bär, Luchs... In 5 Jahren 0 Tote.
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Tirggeltöneli
21.07.2024 17:46registriert November 2020
ca. 1999. Jahrhunderhochwasser, ich in der 2. Sek.
Im unteren Letten überrascht ob der starken Strömung, der Wasserstand war dieses Jahr ohnehin crazy. Zum Rechen treiben lassen. Angedockt. Druck erschreckend stark, rutsche mit linkem Fuss vom Rechen, rechter Fuss gleitet ebenfalls von der Stange. Wasser drückt mich rücklings runter an den Rechen. Freund nebenbei schafft es nicht zu helfen. Badmeister von oben auch nicht. 3. Typ kommt von hinten, zieht mich zu sich raus, Badmeister von oben und Kollege von der Seite. Todesangst. Typ so: kein Problem :-)
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