Am Dienstag wurde bekannt, dass vier 15-jährige Mädchen einen Zuschlag von 75 Franken zahlen müssen, weil sie in einen 1.-Klasse-Wagen eingestiegen sind. Grund dafür war der grosse Ansturm im 2.-Klasse-Wagen und der aus diesem Grund fehlende Platz.
Anstelle solcher kleinlichen Aktionen hätten wir einige Vorschläge, wem sich das Zugpersonal lieber widmen könnte. Nachfolgend sind die verschiedenen Pendler-Typen aufgelistet, welche wirklich einen Zuschlag zahlen sollten:
Er (ja, es ist meistens ein Mann) telefoniert gerne. Dies tut er die ganze Zugfahrt lang und gerne in der 2. Klasse. Bei seinen Telefonaten geht es um sehr wichtige geschäftliche Gespräche, welche nicht bis ins Büro warten können. Dass dabei oftmals interne Angelegenheiten mit der Öffentlichkeit geteilt werden, stört ihn nicht. Vielleicht denkt er auch, dass die Leute in der zweiten Klasse gar kein Englisch sprechen und ihn nicht verstehen. Denn die Gespräche sind meistens auf Englisch, jedoch in sehr schlechtem. Und dies laut genug, damit auch jeder hören kann, wie wichtig er ist.
Der Gourmet hat immer Hunger. Deshalb hat er (oder sie) auch bei seiner Zugfahrt oftmals etwas Essbares in der Hand. Es gelüstet ihn jedoch meistens nach etwas, was stark riecht. So haben auch die anderen Mitpendler etwas davon. Eine seiner Lieblingsspeisen ist der Döner.
Spätabends wechselt der Gourmet von fester zu flüssiger Nahrung. Durch seine mangelhafte Selbsteinschätzung wird das meist alkoholhaltige Getränk im ganzen Zug verteilt.
Der Grüsel und die Grüselin fühlen sich im Zug sehr wohl – so wohl, dass das Zugabteil wie ein zweites Wohnzimmer angesehen wird. Deshalb werden für das richtige Wohlbefinden die Füsse mit oder ohne Schuhe auf den nächsten Sitz gelegt.
Auch die Körperhygiene kommt nicht zu kurz, und es werden die Nägel gefeilt, geschnitten oder lackiert. Die Anwesenheit anderer Menschen stört sie dabei nicht. Das Zugpersonal wird es schon wieder wegmachen. Hoffentlich.
Der Grüsel und die Grüselin sind Arbeitstiere. Deshalb gehen sie auch schniefend und hustend zur Arbeit. Dass dabei andere Pendler womöglich angesteckt werden, nehmen sie in Kauf.
Dieser Zugtyp ist männlich und gut bestückt. Zumindest in seiner Vorstellung. Deswegen spreizt er die Beine beim Sitzen weit auseinander, um gewisse Körperteile nicht einzuquetschen und einer möglichen Unfruchtbarkeit vorzubeugen. Auch würde der Breitsitzer einfach umkippen, würde er dies mit seinen Beinen nicht ausgleichen. Dass er beim breitbeinigen Sitzen ein Stück weit Platz vom Fahrgast neben sich (meistens eine Frau) einnimmt, stört den Breitsitzer nicht.
Der Lautsprecher-Typ ist verwandt mit dem Businessman. Er führt ebenfalls gerne laute Gespräche im vollen Zugabteil. Jedoch beschränkt er sich nicht nur auf den Ton, sondern möchte seinen Gesprächspartner auch bildlich vor sich haben. Die Bildqualität ist aufgrund der schlechten Verbindung aber meistens mangelhaft. Dies gleicht der Smartphone-Junkie mit der höheren Lautstärke wieder aus.
Der Lautsprecher-Typ liebt seine Musik. Diese hört er mit schlechten Kopfhörern und in voller Lautstärke, damit die anderen Fahrgäste ebenfalls den lieblichen Klängen lauschen können. Fortgeschrittene verzichten hingegen auf die Kopfhörer und spielen die Musik direkt über die Lautsprecher des Mobiltelefons oder mitgebrachte Boxen ab, um den ihrer Meinung nach besonders guten Musikgeschmack anderen Menschen zu demonstrieren.
Wenn der Lautsprecher-Typ keine Lust auf Facetimen oder Musikhören hat, sieht er sich gerne Videos an. Dies aber ebenfalls ohne Kopfhörer und in voller Lautstärke für das optimale Filmerlebnis.
Die Packeselin ist grösstenteils weiblich. Auf ihrer Zugfahrt hat sie meistens eine monströse Tasche dabei. Da diese zu gross und schwer ist, um sie auf den Schoss zu nehmen, wird diese auf dem Platz daneben abgestellt. Dort bleibt sie, auch wenn der Zug immer voller und voller wird. Erst auf Nachfrage anderer Pendler nimmt die Packeselin die Tasche widerwillig vom Sitz. Den Fragenden straft sie mit einem eisigen Blick.
Besitzt die Packeselin keine Tasche, tut es auch die Jacke oder der Regenschirm.
Ein weiterer Archetyp sind diejenige, welche nicht richtig ein- und aussteigen können. Die glauben, dass ihr auftrag erfüllt ist, sobald sie durch die Tür geschritten sind und bleiben dann auf der Stelle stehen. Ist ja egal, wenn hinter einem noch einige Leute mehr durch wollen.