Für Connor McDavid und Leon Draisaitl sind die NHL-Playoffs vorbei. Die Edmonton Oilers scheitern im Final der Western Conference mit 0:4 Siegen an den Colorado Avalanche. Das Superstar-Duo der Oilers spielte überragende Playoffs und hat in 16 Spielen kombiniert unfassbare 65 Skorerpunkte gesammelt. Dennoch ist der Topfavorit auf die Auszeichnung des wertvollsten Spielers der Playoffs (Playoff-MVP) ein anderer.
Connor McDavid (33) + Leon Draisaitl (32) combined for 65 points. Tied for 3rd-most by a playoff duo in the past 31 years.
— Corey Masisak (@cmasisak22) June 7, 2022
Malkin-Crosby in 2009 + Kucherov-Point in 2020 combined for 67. Gretzky-Sandstrom had 65 in 1993. Lemieux-Recchi had 78 (lol) in 1991.
Oilers won 8 games.
Denn Colorados Cale Makar war einer der Hauptgründe für das Scheitern von McDavids und Draisaitls Oilers im Western-Conference-Final. Der erst 23-jährige Verteidiger trat bislang so dominant auf, dass er auch von Oilers-Legende Wayne Gretzky, dem besten Hockeyspieler der Geschichte, in den höchsten Tönen gelobt wurde. «Die Nummer 8 war an jedem Abend der beste Spieler auf dem Eis», sagte «The Great One» über Makars Auftritte gegen die Oilers.
Wayne Gretzky on the TNT broadcast: "No. 8 was the best player on the ice every night."
— Peter Baugh (@Peter_Baugh) June 7, 2022
Not bad praise for Cale Makar.
Das bestätigt sich in drei verschiedenen Bereichen.
Mit McDavid und Draisaitl mag Makar in der Skorerliste zwar nicht ganz mithalten, dennoch hat der Avalanche-Verteidiger nach 14 Playoff-Spielen bereits 22 Punkte auf dem Konto. Das sind mehr als beispielsweise seine Teamkollegen Nathan MacKinnon (18 Punkte), Gabriel Landeskog (17) oder Tampas Superstar Nikita Kucherov (20). Alles Stürmer notabene.
In seiner bisherigen Karriere hat Cale Makar in 49 Playoff-Spielen 53 Skorerpunkte gesammelt. Diese 1,08 Punkte pro Playoff-Spiel sind der zweitbeste Wert eines Verteidigers in der Geschichte der NHL hinter dem legendären Bobby Orr (1,24 Punkte pro Spiel). Wie wichtig Makars Punkte sind, zeigte sich in der Nacht auf heute beim vierten Sieg gegen Edmonton. Der junge Verteidiger schoss das 1:0 für die Avalanche selbst, und gab vier Assists – zum 2:3, zum 4:4, zum 5:4 und zum entscheidenden 6:5 in der Verlängerung.
Doch Makar ist eben nicht «nur» ein Offensivverteidiger, er ist ein komplettes Paket. Dass die Avalanche Edmonton diskussionslos in vier Spielen ausschaltete, lag insbesondere auch daran, dass es Makar und seinem Partner Devon Toews gelang, McDavid und Draisaitl weitgehend zu neutralisieren. Makar hatte auch in den anderen Serien gegen Nashville und St.Louis überzeugt, doch diese schwierige Aufgabe gegen die Oilers war bislang sein Meisterstück.
MAKAR. DEFENDING. MCDAVID. 💪 #StanleyCup
— NHL (@NHL) June 3, 2022
📺: Game 3 tomorrow at 8p ET on @NHL_On_TNT and @Sportsnet pic.twitter.com/ecETJf2cAo
Über die ersten drei Spiele standen Makar und Toews gemeinsam Edmonton bei 71 Versuchen nur sechs Rush-Chancen zu.
Bis auf das vierte Spiel der Serie, als die Oilers verzweifelt versuchten, das Saisonende abzuwenden, schaffte es Makar in seinen Auftritten gegen McDavid, den Edmonton-Superstar in die Verteidigung zu drängen. Der Colorado-Verteidiger stand in der Serie rund 47 Minuten gegen McDavid auf dem Eis. Dabei schaffte er es gemäss dem Tracking von naturalstattrick.com, ein positives Verhältnis bei den Schussversuchen, den Torschüssen, den Torchancen und den Expected Goals zu haben.
Neben vielen Skorerpunkten und guter Verteidigungsarbeit macht Cale Makar eben auch viele andere Dinge richtig, die beim ersten Blick vielleicht nicht sofort auffallen. Sein Transitionspiel (Umschalten von Verteidigung in den Angriff) ist das zweitbeste aller NHL-Verteidiger nach Roman Josi und auch in den Playoffs überragend. Josi betritt zwar öfter erfolgreich die Offensivzone, aber kein anderer Verteidiger kreiert mit seinen «Zone Entries» mehr Torgefahr als Makar.
Der 23-jährige Starverteidiger versteht es dann in der offensiven Zone nicht nur selbst zu schiessen, sondern auch kluge Pässe zu seinen Mitspielern zu spielen und diesen so gute Chancen zu ermöglichen. Kein anderer NHL-Verteidiger schiesst in den Playoffs so oft selbst und gibt gleichzeitig so viele Shot-Assists wie Makar.
Natürlich kann es sein, dass am Ende trotzdem Connor McDavid mit seinen mehr als zwei Punkten pro Spiel den Titel des Playoff-MVP erhält. Dagegen spricht jedoch nicht nur, dass der Oilers-Star nun ausgeschieden ist, sondern dass er im Direktduell mit Cale Makar den Kürzeren gezogen hat.
In four games...
— Aarif Deen (@runwriteAarif) June 7, 2022
Cale Makar: 9 points
Connor McDavid: 7 points
Kein anderer Feldspieler tritt in diesen Playoffs auf beiden Seiten des Eisfelds derart dominant auf wie Cale Makar. Im Rennen um die Norris-Trophy für den besten NHL-Verteidiger der Saison gilt Makar als Topfavorit. Und auch die Conn-Smythe-Trophäe für den Playoff-MVP könnte bald dem jungen Verteidiger gehören.