
Schon wieder ein spätes Gegentor: Haris Seferovic kann es nicht fassen.Bild: EPA
Analyse
So gerät die EM-Qualifikation in Gefahr! Die Schweiz zeigt in Dänemark lange einen soliden Auftritt. Verliert dann aber nach einem späten Gegentor 0:1. Damit ist ein Sieg am Dienstag gegen Irland Pflicht.
12.10.2019, 22:4213.10.2019, 12:39
etienne Wuillemin / ch media
Das tut weh! Es laufen die letzten Minuten im Hexenkessel von Kopenhagen. Es steht 0:0. Alles deutet auf ein Unentschieden hin. Ein Resultat, mit dem die Schweiz an diesem Abend gut leben könnte.
Dann kommt die 85. Minute. Und aus dem Nichts der Nackenschlag. Christian Eriksen, der manchmal so geniale Spielmacher, schlägt einen brillanten Pass, hebelt damit die gesamte Schweizer Defensive aus, Yussuf Poulsen darf profitieren und vollendet alleine vor Yann Sommer zum 1:0.
Der Schlag ins Genick:
Yussuf Poulsen trifft in der 85. Minute zum 1:0 für Dänemark.Video: streamable
Es ist die Entscheidung. Die Schweiz bringt keinen vernünftigen Angriff mehr zu Stande. Die Körpersprache der Spieler verrät keine Hoffnung mehr. Keiner glaubt mehr an die Wende. Oder mindestens an den späten Ausgleich.
Ganz zum Schluss darf sich Kaspar Schmeichel noch einmal auszeichnen. Noch einmal taucht er in die Ecke und rettet sein Team vor einem Gegentor. Er hat das bereits in der ersten Halbzeit gegen Xhaka und Mehmedi herausragend getan. Es ist die Weltklasse, die den Schweizern an diesem Abend fehlt.
Die späten Gegentore als Problem
Der Sieg der Dänen ist über das ganze Spiel betrachtet etwas unglücklich. In der zweiten Halbzeit deutete nicht mehr viel darauf hin. Bis eben die fatalen letzten Minuten folgten. Sie sind zu einem veritablen Schweizer Problem geworden. Bereits im ersten Vergleich der beiden Equipen verspielten die Schweizer auf unglaubliche Art und Weise einen 3:0-Vorsprung. Im September dann kassierten sie in Irland den 1:1-Ausgleich. Nun kommt ein weiteres Negativ-Erlebnis dazu.
Als Dänemark-Trainer Age Hareide zur Spielanalyse schritt, sagte er ziemlich offenherzig: «Wir wussten, die Schweizer knicken am Ende immer ein.» Und präzisierte gar noch: «Wenn du immer in den letzten Minuten Gegentore kassierst, dann beginnt das ganze Team darüber nachzudenken. Das ist ein klassisches mentales Problem.»
Einige Minuten später nimmt Vladimir Petkovic hinter dem Mikrofon Platz. Natürlich ist der Schweizer Nationaltrainer enttäuscht. Natürlich weiss er, worum sich die Diskussionen jetzt drehen werden. «Es ist schwierig, nach so einem Abend klare Worte zu finden», sagt er zuerst. Und schiebt Gratulationen in Richtung Dänemark nach. «Sie haben den Sieg nicht gestohlen, es war ein intelligenter Auftritt. Und trotzdem hätten wir mehr verdient.» Das mag stimmen. Es ist bei weitem nicht alles schlecht, was die Schweizer zeigen. Aber vieles auch nicht gut. Allen voran die Chancenverwertung.
Als Petkovic dann auf die letzten Minuten angesprochen wird, als er hört, was sein Amtskollege aus Dänemark sagte, wird seine Stimme ein bisschen leiser. Ein grundsätzliches Problem weist er aber von sich. «Ich glaube nicht, dass irgendjemand von uns Gedanken hatte, dass wir wieder spät ein Gegentor kassieren könnten. Es hat sich ja auch nicht abgezeichnet. Die Dänen hatten über längere Zeit keine Möglichkeiten mehr.»

Petkovic gibt von der Seitenlinie Anweisungen, doch es nützt nichts.Bild: KEYSTONE
Schon am Tag vor dem Duell war die Schweizer Schwäche in den letzten Minuten ein Thema. «Unsere Gegner dürfen ruhig glauben, dass wir am Ende nicht bereit sind», sagte Petkovic. «Und wir müssen das Gegenteil beweisen.» Es ist nicht gelungen.
Im Rückblick wiegt dieses 3:3 im ersten Vergleich letzten März nun noch einmal schlimmer. Der Abend in Kopenhagen hat jedenfalls nicht geholfen, die Gedanken an die Negativerlebnisse aus dem Kopf zu kriegen. Genau das müssen die Schweizer nun aber tun.
Und jetzt? Ist die EM-Qualifikation in Gefahr? Dramatisch sieht es noch nicht aus. Das liegt auch daran, dass die Iren am Nachmittag in Georgien nicht über ein 0:0 hinausgekommen sind. Sie liegen nun zusammen mit Dänemark mit je 12 Punkten an der Spitze. Die Schweizer folgen auf Rang 3 mit acht Zählern.
Bedeutet: Ein Sieg der Schweizer am Dienstag gegen Irland ist Pflicht. Zwei weitere im November gegen Georgien und Gibraltar ebenfalls. Mit dann 17 Punkten wäre die EM-Qualifikation mit Sicherheit geschafft. Sollten die Schweizer aber gegen Irland nur unentschieden spielen, ist sie auf Schützenhilfe angewiesen. Bei einer Niederlage müssten die Schweizer gar mit der Barrage planen.
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