Die Play-Ins bieten in ihrer ersten Ausgabe gleich zwei Knaller-Paarungen. Biel sinnt gegen Servette nach Revanche für den letztjährigen Playoff-Final und Ambri-Piotta fordert im Tessiner Derby Lugano. Der kurze Modus mit nur einem Hin- und Rückspiel sorgt für zusätzliche Dramatik. Wer ist zu favorisieren? Wir sagen es dir.
Der HC Lugano ist torgefährlicher als Ambri-Piotta. Die «Bianconeri» erzielen pro 60 Minuten bei nummerischem Gleichstand 2,86 Tore. Der Kantonsrivale aus der Leventina kommt nur auf 2,62 Tore. Und auch in den bisherigen Direktduellen in dieser Saison war Lugano erfolgreicher. Obwohl die Punkteausbeute ausgeglichen ist, steht Lugano dort mit einem Torverhältnis von 14:10 besser da.
Wenn es darum geht, möglichst wenige gegnerische Chancen zuzulassen, sind beide Tessiner Teams im hinteren Mittelfeld der Liga zu finden. Auch hier hat Lugano mit 2,64 Expected Goals pro 60 Minuten 5-gegen-5-Eishockey gegenüber 2,73 von Ambri leicht die Nase vorn.
In den 52 Spielen der Regular Season hat Lugano durchschnittlich 52,43 Prozent der Chancen in seinen Spielen kontrolliert (mehr selber generierte als zugelassene Chancen). Ambri steht mit einer Quote von 48,85 Prozent deutlich schwächer da. Bei den vier Direktduellen in dieser Saison hatten die Südtessiner zudem drei Mal das Chancenplus auf ihrer Seite.
Wird das Tessiner Play-In-Duell ein offensiver Schlagabtausch? Beide Offensiven sind nach Rush-Angriffen besonders gefährlich und beide Verteidigungen sind auf dieses Szenario besonders anfällig. Ambris Problem könnte werden, dass es auch auf aggressives Forechecking anfällig ist und Lugano dort auch gefährlich sein kann.
Dass der HC Ambri-Piotta in den Play-Ins spielt und dort sogar zwei Chancen auf die Playoff-Qualifikation hat, hat er zu grossen Teilen Janne Juvonen zu verdanken. Der finnische Goalie spielte eine starke Regular Season und konnte im Vergleich mit den zugelassenen Chancen mehr als 20 zusätzliche Gegentore verhindern. Auch die Lugano-Goalies waren phasenweise gut, aber insgesamt fehlte es sowohl Niklas Schlegel als auch Mikko Koskinen an Konstanz.
Sowohl Lugano als auch Ambri gehörten in der Regular Season zu den schlechtesten Unterzahl-Teams der Liga, beide Mannschaften überstanden nur knapp 77 Prozent ihrer Strafen ohne Gegentor. Im Powerplay ist Ambri hingegen klar besser (22,15 Prozent Erfolgsquote gegenüber 16,57 Prozent). Punkt für die Leventiner.
An beiden Banden steht ein Schweizer Trainer namens Luca. Luganos Luca Gianinazzi steht in seiner zweiten Saison als Cheftrainer und hat im Vorjahr im Playoff-Viertelfinal gegen den späteren Meister aus Genf verloren. Ambris Luca Cereda ist bereits in seiner siebten Saison als Headcoach tätig. Zwar hat er auch erst eine Playoff-Serie gecoacht (und verloren), doch er hat auch schon einen Spengler-Cup-Sieg sowie Schnupper-Erfahrung aus dem Nationalteam im Rucksack.
Ambri hat von den letzten zehn Spielen der Regular Season sieben gewonnen und zum Abschluss vier Siege in Folge aneinandergereiht. Lugano steht bei fünf Siegen aus den letzten zehn Spielen und hat zuletzt drei Mal in Serie verloren.
Eine Parallele zur Regular Season: Ambri ist auch in dieser Analyse mit einem guten Schlussspurt nochmals nahe an den Kantonsrivalen gekommen. Auf dem Papier, von der Spielanlage und den Resultaten bei 5-gegen-5 her, wäre Lugano eigentlich zu favorisieren. Doch Ambri kann Lugano mit einem guten Goalie, starken Special-Teams und mehr Coaching-Erfahrung vor Probleme stellen. Es ist eine kurze Serie und es ist Derbyzeit. Alles ist möglich.
Beide Mannschaften hatten in dieser Saison etwas Mühe mit dem Toreschiessen und liegen mit 2,33 Treffern (Servette) und 2,30 (Biel) pro 60 Minuten bei nummerischem Gleichstand unter dem Ligadurchschnitt. Und nicht nur dort sind sie nahe beisammen, auch in den Direktduellen haben beide Mannschaften je neun Tore erzielt.
Wenn es darum geht, möglichst wenige gegnerische Chancen zuzulassen, sind die beiden letztjährigen Finalisten deutlich besser und gehören in die obere Hälfte der Liga. Servette ist dabei mit 2,39 Expected Goals pro 60 Minuten 5-gegen-5-Hockey noch etwas besser als Biel mit 2,49.
Ironischerweise haben beide Teams über die gesamte Saison in ihren Spielen die Mehrheit der Chancen kontrolliert – 52,23 Prozent bei Servette und 51,25 Prozent bei Biel. Trotzdem landeten beide in der unteren Tabellenhälfte. In den bisherigen Direktduellen war die Sache ziemlich ausgeglichen: Zwei Mal hatte Biel die Oberhand, zwei Mal kreierte Servette mehr und bessere Chancen.
Biel ist eines der besten Teams der Liga, wenn es darum geht, nach schnellen Gegenstössen zu Torchancen zu kommen. Servette verteidigt diese Situationen ordentlich bis gut. Die Genfer sind am gefährlichsten, wenn sie sich über längere Zeit in der gegnerischen Zone installieren können. Dieses Szenario verteidigt Biel im Normalfall aber sehr gut.
Unbeständige Torhüter: einer der Gründe, warum sich Meister Servette in dieser Saison derart schwertat. Robert Mayer kam nie an die Leistungen der Vorsaison heran, und auch Gauthier Descloux und Jussi Olkinuora waren nicht immer konstant. Im Seeland konnte Harri Säteri dagegen zumeist überzeugen.
Ein klarer Punkt für Servette. Die Genfer haben das zweitbeste Überzahlspiel der Liga und ein ordentliches Penalty-Killing. Dort kommt Biel seinem Play-In-Gegner noch etwas näher, doch das Powerplay ist deutlich schwächer.
Beim EHC Biel spielt Sportchef Martin Steinegger nach der Entlassung von Petri Matikainen Feuerwehrmann. Diese Rolle hatte der 52-Jährige auch schon inne, aber seine Erfahrung als Cheftrainer hält sich in Grenzen. Bei Genf steht immer noch Jan Cadieux an der Bande. Der Schweizer hat nicht nur in der letzten Saison bewiesen, dass er Biel schlagen kann, wenn es um alles geht, sondern in dieser Saison auch noch die Champions Hockey League gewonnen.
Biel hat fünf der letzten zehn Spiele gewonnen, zudem waren die Seeländer zum Abschluss der Regular Season zwei Mal in Serie erfolgreich – unter anderem gegen Servette. Die Genfer haben ihrerseits nur vier der letzten zehn Partien gewonnen und zuletzt vier mal in Folge verloren.
Die Neuauflage des letztjährigen Playoff-Finals verspricht auch heuer eine ausgeglichene und interessante Affiche zu werden. Statt über sieben Spiele kommt es jetzt aber bloss zu Hin- und Rückspiel. In derart kurzen Entscheidungen spielen die Torhüter eine noch wichtigere Rolle, deshalb hat Biel wohl einen leichten Vorteil.