Die Bilder von Ville Koho gingen am Wochenende um die Hockey-Welt. Der 38-Jährige Stürmer von SaiPa Lapeenranta trat nach 19 Saison bei seinem Stammverein (davon 13 als Captain) zurück.
Ville Koho has announced his retirement from professional hockey at the age of 38.
— Complete Hockey News (@CompleteHkyNews) March 15, 2020
Koho spent parts of 19 seasons with SaiPa (Liiga), 13 as captain, and had 102 goals and 158 assists in 853 games.
His emotional final send off took place in an empty arena. pic.twitter.com/iWv7SSR0N5
Doch statt wie es ihm gebührt von den Fans geehrt und gefeiert zu werden, fand Kohos Verabschiedung wegen der Coronavirus-Pandemie in einem gähnend leeren Stadion statt. Nur Familie und enge Freunde durften den emotionalen Moment miterleben.
Das gleiche Schicksal erlitten auch in der Schweiz diverse hochdekorierte Hockeyprofis. Grund genug, deren Karrieren noch einmal zu würdigen.
Karrieren wie die von Mathieu Tschantré gibt es im Profieishockey eigentlich kaum mehr. Während 19 Jahren spielte er in den höchsten Ligen der Schweiz. Und Jahr für Jahr tat er das für den gleichen Verein. Seine Heimat. Sein Klub. Sein Biel.
2008 führte er Rot-Gelb zum Aufstieg. Danach amtete er bis zu seinem virusbedingten Rücktritt vor wenigen Tagen als Captain. Seine Klubtreue erklärte er folgendermassen: «Ich hatte immer das Gefühl, ich gehöre nach Biel. Das ist mein Club. Hier ist mein Herz. Weshalb für ein paar Franken wechseln?»
La Tissot Arena a rendu hommage à Mathieu Tschantré avant la rencontre du jour 🎩@ehcbiel pic.twitter.com/yKPOvBYeKI
— MySports_CH_fr (@MySports_CH_fr) February 22, 2020
Vom Aufstieg und dem folgenden jährlichen Kampf um den Ligaerhalt hat Tschantré die Entwicklung des EHC Biels zu einem Team, das der erweiterten Spitze angehört, miterlebt. Auch wenn seine offensive Produktion zuletzt nicht mehr auf dem früheren Niveau war, so war er dennoch eine wichtige Person für die Mannschaft. Er war die Identifikationsfigur in der Kabine, die die Mannschaft auf dem Boden behielt.
Er ist der beste Torhüter, den die Schweiz je hatte. Er spielte 437 Spiele in der NHL und 406 Partien in der NLA. Vermutlich unterschätzt man heute etwas, wie gut Hiller in der NHL tatsächlich war. Denn das Bild wird etwas getrübt von seiner letzten Saison in Nordamerika bei Calgary, wo das Verhältnis mit Coach Bob Hartley zerrüttet und die Leistungen dementsprechend schwach waren.
Tatsächlich war Hiller während seiner Zeit in Nordamerika aber einer der besten und konstantesten Torhüter der Liga – und das insbesondere in Anaheim hinter einer nicht immer überzeugenden Verteidigung.
Jonas Hiller, retiring from pro hockey, was one of the most underrated NHL goaltenders of the salary cap era. From 2008 to 2011 he was an elite goalie, consistently elevating poor defences. Here's his 2010 player card: pic.twitter.com/qsQpxv63xb
— JFresh (@JFreshHockey) March 17, 2020
2011 war der heute 38-Jährige auf dem besten Weg dazu, die Vezina Trophy für den besten Torhüter der NHL zu gewinnen. Wären dann nach dem All-Star-Game nicht die gesundheitlichen Probleme (Gleichgewichtsstörungen) aufgetreten, hätte er die Auszeichnung höchstwahrscheinlich auch gewonnen.
Doch auch in der Schweiz und für die Schweiz hat Hiller immer auf höchstem Niveau gespielt. Er führte den HC Davos zu drei Meistertiteln und den EHC Biel zwei Mal in den Halbfinal. Für die Nationalmannschaft stand der Appenzeller drei Mal an Weltmeisterschaften und drei Mal an Olympischen Spielen im Einsatz. 2018 war er der statistisch beste Goalie bei den Spielen in Pyeongchang.
Der Ur-Klotener hätte beinahe eine ähnlich klubtreue Karriere hingelegt wie Biels Mathieu Tschantré, wären da nicht zwei Spielzeiten im «Exil» bei Lugano. Mit 17 Jahren spielte Lemm erstmals für die erste Mannschaft der Zürcher Unterländer und begeisterte das Publikum mit fünf Toren in elf Playoff-Partien. 699 Spiele sind es letztlich in der National League geworden. Dabei hat er 134 Tore geschossen und 155 Assists gegeben.
Die Schweizer Nationalmannschaft hat der heute 35-Jährige sieben Mal an Weltmeisterschaften und zwei Mal an Olympischen Spielen vertreten. 2002 führte Lemm die U18-Nationalmannschaft zudem als Captain an.
2011 – nach seiner Rückkehr zu Kloten – machte der Stürmer schwierige Zeiten durch. Bei Lemm wurde ein Hirn-Nerven-Tumor diagnostiziert, der operativ entfernt werden musste. Danach kam er nie mehr auf das frühere Niveau. Was blieb, ist die Klubtreue. Er hielt dem EHC Kloten auch nach dem Abstieg die Treue und führte die Mannschaft in seiner letzten Saison als Captain bis in den Halbfinal. Dort war dann wegen des Coronavirus leider vorzeitig Schluss. Er bleibt dem Klub als Talentmanager erhalten.
Die grossen Schlagzeilen gehörten Fabian Sutter nur selten. Er vertrat die Schweiz nie an einem grossen Turnier, hat in keiner Saison mehr als 15 Tore erzielt. Aber einmal berichtete die ganze Schweiz über ihn: Als er im März 2007 mit den SCL Tigers Basel mit 9:2 bezwang und dabei vier Tore beisteuere.
Dabei war der bald 38-Jährige wohl ein unterschätzter Defensivcenter. Sutter ist Mitglied des legendären 1000er-Klubs der NLA, hat 1021 Spiele in der höchsten Schweizer Spielklasse absolviert. Er wurde 2002 und 2005 Meister mit dem HC Davos und führte die SCL Tigers zwischen 2007 und 2010 als Captain an.
Mit 18 Jahren wechselte Julien Vauclair aus der Romandie nach Lugano. Dort hat er mit Ausnahme eines dreijährigen Abstechers nach Nordamerika (1 NHL-Spiel, 216 AHL-Spiele) auch seine ganze Karriere verbracht. Auch mit mittlerweile 40 Jahren hat der Verteidiger in der jüngst beendeten Saison noch 36 Spiele absolviert.
Der Drittrundendraft von 1998 war ein Leader und ein Spezialist für Über- und Unterzahlsituationen. In Lugano gehörte er während 14 Jahren zum Captain-Team, trug während der Saison 2010/11 gar das «C» auf der Brust. Auf ihn wurde immer gesetzt, auch wenn er in seiner Zeit im Sottoceneri 20 verschiedene Trainer erlebte.
Und auch im Nationalteam war Vauclair stets ein sicherer Wert. Er absolvierte 267 Länderspiele und wurde beim Silbergewinn von Stockholm 2013 ins All-Star-Team gewählt. In Lugano übernimmt er nun die Rolle des Chefscouts.
Noch so eine treue Seele! Seit 2003 spielt Fabian Schnyder für den EV Zug. Während vier Jahren war er auch Captain der Zentralschweizer. Zwar ist noch nicht klar, ob «Schnitz» nach einer Hüftoperation und dem plötzlichen Saisonabbruch seine Karriere tatsächlich beendet, doch vieles deutet momentan darauf hin.
Die Schweiz vertrat er nur an der U20-WM und an Testspielen. Doch der EVZ konnte wenn es wichtig war auf seinen Stürmer zählen. Als die Zuger 2017 in den Playoff-Final stürmten, führte er eine gefährliche vierte Linie mit Nolan Diem und Emanuel Peter an. In den 16 Playoff-Partien skorte er vier Tore und drei Assists.