Während in der Schweiz Trainer, Spieler und Fans auf die aus Virusgründen verschobenen Playoffs warten, spitzt sich in der NHL der Kampf um ebendiese zu. Sowohl im Osten als auch im Westen kämpfen diverse Teams um die verbliebenen zwei oder drei Plätze über dem Strich. Die Ausgangslage ist extrem knapp und extrem spannend.
Im Osten ist es schwieriger, in die Playoffs zu kommen, als im Westen. Das zeigt sich am Beispiel, dass die Columbus Blue Jackets in der Metropolitan Division nur ein Wild-Card-Team sind. In der Pacific Division könnten sie mit ihren 79 Punkten noch um den Division-Titel kämpfen.
Zwei der drei «Grossmächte» in der Atlantic Division liefern auch tatsächlich ab, was man von ihnen erwartet. Boston ist auf dem Weg zum souveränen Division-Sieg. Tampa Bay schwächelte Anfang Saison, ist nun aber wieder dort, wo man es erwartet.
Einzig Toronto enttäuscht mit einer unerklärlichen Inkonstanz. Auf Siege gegen Tampa, Florida und Vancouver folgen wieder Niederlagen gegen San Jose und – in der Nacht auf heute – ein bitteres 0:1 nach Penaltyschiessen gegen Los Angeles. Die Maple Leafs haben Glück, dass die Konkurrenz aus der eigenen Division auch nicht überzeugt. So dürfte es Auston Matthews, Denis Malgin und Co. doch in die Playoffs reichen.
Ist Philadelphia der beste Streichkäse das beste Team in der NHL im Moment? Die Flyers haben nun schon eine Siegesserie von acht Spielen am Laufen. Zwar sind sie in der Metropolitan Division «nur» auf Rang 2 hinter Washington. Gegen die Capitals hat «Philly» aber alle vier Saisonduelle gewonnen. Beide Mannschaften sind in der schwierigsten Division dabei, sich souverän für die Playoffs zu qualifizieren.
Pittsburgh hat sich nach einem Zwischentief Ende Februar wieder etwas gefangen. Doch dass die Penguins überhaupt so weit vorne dabei sind, ist beeindruckend. Denn sie mussten über mehrere Wochen auf Sidney Crosby verzichten und nun fehlt seit einiger Zeit (und bis Saisonende) Jake Guentzel. Die Playoffs sind noch nicht ganz im Trockenen, aber es müsste wirklich alles schief gehen, um die Qualifikation noch zu verspielen.
Die Metropolitan Division ist die beste Division in der NHL. Die Leistungsdichte ist extrem gross. So sind denn auch die ersten vier Teams im Wild-Card-Rennen aus der «Metro».
Columbus liegt dabei auf dem ersten Platz, hat aber nicht die besten Karten. Denn von allen Mannschaften mit realistischen Playoff-Chancen haben die Blue Jackets noch die wenigsten Spiele zu absolvieren (14). Auch, dass der phasenweise überragende Goalie Elvis Merzlikins weiterhin ausfällt, hilft der Mannschaft natürlich nicht.
Die New York Islanders haben wohl die grössten Chancen, sich einen Wild-Card-Platz zu sichern. Sie liegen nur einen Punkt hinter Columbus und haben zwei Spiele weniger auf dem Konto. Doch die New Yorker müssen nun dringend aus ihrem Zwischentief (3 Niederlagen in Serie) finden.
Etwas überraschend sind auch die New York Rangers noch im Playoff-Rennen. Überragende Leistungen von Artemi Panarin, Mika Zibanejad und dem jungen Goalie Igor Shestyorkin haben die «Blue Shirts» so weit nach vorne gespült. Shestyorkin ist nun aber verletzt. Reicht es auch mit Altstar Henrik Lundqvist für die Playoffs? Zweifel sind angebracht.
Die Chancen, dass sich Carolina für die Playoffs qualifiziert, stehen ziemlich gut. Aktuell liegen die Hurricanes im Wild-Card-Rennen zwar nur auf dem vierten Platz, haben aber auch noch 17 Spiele vor sich. Bald sollte auch die Verletztenliste wieder kürzer werden. Die «Canes» müssen einfach schauen, dass ihnen beim dicht gedrängten Programm in den nächsten Tagen nicht der Schnauf ausgeht.
Bleibt noch Florida. Die Playoff-Chancen der Panthers sind wohl eher noch theoretischer Natur. Zwar liegen sie nur einen Punkt hinter Carolina, haben allerdings schon zwei Spiele mehr auf dem Konto. Das Team von Joel Quenneville bringt diese Saison einfach keine Konstanz hin. Ohne eine lange Siegesserie gibt es wieder keine Playoffs im Süden des «Sunshine State».
Boston – Carolina
Tampa Bay – Toronto
Washington – Islanders
Philadelphia – Pittsburgh
Auch im Westen sind die Stärkeverhältnisse klar: Die Central Division ist deutlich besser besetzt als die Pacific Division. Dort enttäuschen vor allem alle drei Mannschaften aus Kalifornien.
St.Louis Meister-Blues? Weit gefehlt. Der amtierende Stanley-Cup-Champion ist bereits wieder in beneidenswerter Form, hat die letzten acht Spiele alle gewonnen. Die definitive Playoff-Qualifikation ist nur noch eine Frage der Zeit. Nun kämpfen sie gegen Colorado noch um den Division-Titel.
Auch die Avalanche sind stark unterwegs, haben von den letzten sieben Spielen sechs Mal gewonnen und nur ein Mal nicht gepunktet. Gleich dahinter klassiert sich Dallas, das ebenfalls bereits auf die Playoffs vorausblicken darf. Ein Polster von acht Punkten auf den ersten Nicht-Playoff-Platz verspielen sie im Normalfall nicht.
Grosses Unverständnis herrschte, als Vegas Mitte Januar Trainer Gerard Gallant entliess und stattdessen den in San Jose gefeuerten Peter DeBoer einstellt. Doch das überraschende Manöver scheint sich auszuzahlen. Von den letzten zehn Spielen haben die Golden Knights nur eines verloren und sitzen darum nun einigermassen komfortabel an der Spitze der Pacific Division.
Auch Edmonton hat sich mit einem soliden Februar und einem guten Start in den März ein kleines Polster erspielt. Leon Draisaitl ist heissester Anwärter auf den Titel des wertvollsten Spielers (MVP). Und dann haben die Oilers ja noch einen talentierten Jungen namens Connor McDavid. Es riecht wieder nach Playoffs im Norden von Alberta.
Der Provinz-Rivale aus Calgary kann sich dagegen noch nicht ausruhen. Gefahr droht von hinten in der Tabelle noch von zwei Konkurrenten aus der gleichen Division. Drei Punkte Vorsprung (bei teilweise mehr Spielen als die Konkurrenz) sind schnell wieder weg.
Noch eine Mannschaft, bei der sich ein Trainerwechsel ausgezahlt hat: Unter Dean Evason spielt Minnesota deutlich besser. Getragen vom brandheissen Schweizer Kevin Fiala und Goalie Alex Stalock haben sich die Wild auf den ersten Platz im Wild-Card-Rennen vorgekämpft. Es sieht tatsächlich so aus, als würde die Mannschaft nach nur einem Jahr Absenz in die Playoffs zurückkehren.
Ohne Stammtorhüter Jacob Markström ist Vancouver zuletzt eingebrochen. Das Knie soll es sein beim Schweden. Die bittere Bilanz seit der Verletzung: Fünf Spiele, vier Niederlagen. Noch befinden sich die Canucks aber in einer guten Ausgangslage. Von allen Playoff-Kandidaten haben die Kanadier noch die wenigsten Spiele absolviert – und darum logischerweise die meisten Chancen, noch Punkte zu holen.
Was Nashville in den letzten Wochen der NHL-Regular-Season macht, interessiert natürlich auch die Schweiz. Hier entscheidet sich, ob Roman Josi an der WM dabei ist oder nicht. Die Predators sind ein klassisches John-Hynes-Team geworden. Der neue Trainer würfelt die Linien immer wieder durcheinander, dementsprechend weiss man auch nie, welches Gesicht die Mannschaft zeigt. Ohne Konstanz im Schlussspurt wird es aber nicht für die Playoffs reichen.
Winnipeg und Arizona befinden sich im selben Boot. Gleich viele Punkte, gleich viele Spiele übrig. Ähnlich schwierig wird es also, sich für die Playoffs zu qualifizieren. Beide Teams haben über die letzten zehn Spiele auch die exakt gleiche Bilanz (5 Siege, 4 Niederlagen, eine Niederlage nach Verlängerung). Schwierig wird es vor allem deshalb, weil es vor ihnen mehrere Teams hat, die entweder besser in Form sind oder noch weniger Spiele absolviert haben.
Nur noch kleine Chancen hat Chicago. Die Blackhawks sind zwar bestens in Form, haben die letzten vier Spiele gewonnen. Doch der Rückstand beträgt vier Punkte. Doch man müsste ja nicht nur diese Punkte machen, sondern gleichzeitig müssten auch vier Teams vor ihnen regelmässig Punkte abgeben.
St. Louis – Minnesota
Colorado – Dallas
Vegas – Vancouver
Edmonton – Calgary