Paris Saint-Germain machte von Beginn weg klar, was sein Ziel war: Inter Mailand in der eigenen Hälfte einschnüren und durch das gnadenlose Pressing zu Fehlern zu zwingen. Nach dem Anstoss beförderten die Franzosen den Ball deshalb direkt ins Seitenaus, damit Inter nahe dem eigenen Strafraum einen Einwurf ausführen musste. Lange blieben die Italiener aber nicht in Ballbesitz.
Der Plan von PSG-Trainer Luis Enrique ging nämlich vollständig auf. Immer wieder zwangen seine Spieler den Gegner zu Fehlern im Spielaufbau, schon Goalie Yann Sommer wurde unter Druck gesetzt, wenn er am Ball war. So kam Inter Mailand nicht einmal im Ansatz dazu, Konter oder gar geordnete Angriffe aufzuziehen. Keine Spur von den effizienten und eiskalten Nerazzurri aus dem Halbfinal, als der FC Barcelona mit einem Gesamtskore von 7:6 bezwungen wurde.
Die Pariser dominierten den Gegner von Beginn an und fanden schon in der zwölften Minute eine Lücke in der Abwehr von Inter Mailand. Vitinha spielte den Ball in die Schnittstelle zu Desiré Doué, der den Ball zum in der Mitte frei stehenden Achraf Hakimi weiterleitete, der Marokkaner musste nur noch einschieben. Sommer war dabei chancenlos – wie auch acht Minuten später.
Dieses Mal schlug PSG den Gegner mit seinen eigenen Waffen. Inter hoffte auf einen Eckball, doch Willian Pacho wand sein Bein um Gegenspieler Nicolo Barella, hielt den Ball irgendwie im Spiel und leitete so einen Konter ein, an dessen Ende Desiré Doué zum 2:0 traf. Federico Dimarco lenkte den Ball noch ab.
Auch in der Folge war Inter Mailand im Final in München völlig chancenlos. Es war wie bei «Asterix und Obelix», die Franzosen führten die Italiener nach Strich und Faden vor. Kein einziger Torschuss gelang in der ersten Halbzeit. Nur bei einem Eckball wurde der dreifache Champions-League-Sieger einmal gefährlich: Der Kopfball von Marcus Thuram ging jedoch knapp am Tor vorbei.
Nach der Pause kam Inter Mailand tatsächlich etwas besser ins Spiel, gefährlich wurde es aber trotzdem kaum. Und dann liess sich die Defensive in der 63. Minute wieder viel zu leicht überspielen. Vitinha kam dank eines Doppelpasses mit Ousmane Dembélé, der den Ball mit der Hacke zurückgab, aus der eigenen Hälfte bis vor den gegnerischen Strafraum, wo er Doué bedienen konnte. Der 19-Jährige verwandelte eiskalt und wurde mit seinem zweiten Tor und dem Assist zum 1:0 endgültig zum Matchwinner.
Damit war der Widerstand der Italiener endgültig gebrochen. Rund zehn Minuten später schickte Dembélé seinen Mitspieler Kwarazchelia alleine auf die Reise in Richtung Inter-Tor, wo der Georgier sich die Ecke aussuchen konnte und Sommer zum 4:0 bezwang. Mit einer weiteren schönen Kombination traf kurz vor Schluss auch noch Joker Senny Mayulu auf Zuspiel vom ebenfalls eingewechselten Bradley Barcola.
Wenig später beendete der rumänische Schiedsrichter Istvan Kovacs das Spiel ohne Nachspielzeit. Damit bewahrte er Inter Mailand vor zusätzlicher Demütigung und machte das 1970 gegründete Paris Saint-Germain zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte zum Champions-League-Sieger.
Es ist zu grossen Teilen das Verdienst von Trainer Luis Enrique, der ein Team geformt hat, das diesen Namen verdient hat. Fehlte es PSG dank der Millionen aus Katar in der Vergangenheit nicht an Superstars, scheiterten die Pariser oftmals auch an den Egos. In den letzten zwei Jahren verliessen Neymar, Lionel Messi und Kylian Mbappé die französische Hauptstadt aber. Das grosse Ziel des Triumphs in der Champions League schien erstmal in weite Ferne zu rücken. Doch ausgerechnet jetzt holt PSG den wichtigsten Titel im europäischen Klubfussball.
Zu verdanken ist die am Ende hervorragende Champions-League-Saison, die mit Platz 15 in der Ligaphase alles andere als überzeugend begonnen hatte, aber auch einem starken Ousmane Dembélé, der in der Heimat zum Anwärter auf den Ballon d'Or mutierte, und Talenten wie Desiré Doué, dem grossen Mann des Finals. Nicht zu vergessen sind natürlich auch Mittelfeldmotor Vitinha, Captain Marquinhos, der torgefährliche Aussenverteidiger Achraf Hakimi oder Goalie Gianluigi Donnarumma.
Paris Saint-Germain - Inter Mailand 5:0 (2:0)
64'500 Zuschauer (ausverkauft). SR Kovacs.
Tore: 12. Hakimi 1:0. 20. Doué 2:0. 63. Doué 3:0. 73. Kvaratskhelia 4:0. 86. Mayulu 5:0.
Paris Saint-Germain: Donnarumma; Hakimi, Marquinhos, Pacho, Nuno Mendes (78. Lucas Hernández); João Neves (84. Zaïre-Emery), Vitinha, Ruiz (84. Mayulu); Doué (67. Barcola), Dembélé, Kvaratskhelia (84. Gonçalo Ramos).
Inter Mailand: Sommer; Pavard (54. Bisseck; 62. Darmian), Acerbi, Bastoni; Dumfries, Barella, Calhanoglu (70. Asllani), Mkhitaryan (62. Carlos Augusto), Dimarco (54. Zalewski); Thuram, Lautaro Martinez.
Verwarnungen: 56. Zalewski, 65. Doué, 69. Thuram, 71. Acerbi, 90. Hakimi. Inter Mailand mit Sommer. (sda)
Tragisch, Inter absolut chancenlos
...puuh, hätte es Inter so sehr gegönnt