Die National League kapselt sich von Swiss Ice Hockey ab. Das Gründungskapital von 120'000 Franken ist einbezahlt, jeder der 12 NL-Klubs hat 10'000 Franken beigesteuert. Der Geschäftssitz ist Ittigen bei Bern. Das Bernbiet bleibt das heimliche und wahre Machtzentrum unseres Hockeys. Der Verwaltungsrats-Präsident ist bestimmt. Matthias Berner, einst Philippe Gaydouls tüchtiger Defizit-Verwalter in Kloten, wird der grosse Vorsitzende. Um es zu werden, ist er vorher aus der Führung des Verbandes zurückgetreten.
Es muss eben alles seine Ordnung haben. Liga-Manager Denis Vaucher wird der Geschäftsführer (CEO) der AG. Alle 12 NL-Klubs bekommen einen Sitz im Verwaltungsrat. Als Aktiengesellschaft bleibt die National League Mitglied des Verbandes, der als Verein konstituiert ist.
Der Grund für den seit langem aufgegleisten und nun juristisch vollzogenen Alleingang: Die Klubbosse wollen den direkten Zugriff auf die TV-Gelder. Der TV-Gesamtvertrag in der Höhe von rund 35 Millionen Franken pro Saison läuft über den Verband. Künftig soll dieses Geld direkt an die Liga gehen. Nun sind die Klubs eine AG und können die TV-Rechte selber zu Markte tragen. Der aktuelle TV-Vertrag läuft noch nächste und übernächste Saison (bis 2022).
Allerdings hat dieser an und für sich richtige Schritt in die Unabhängigkeit einen schweren Geburtsfehler: Die Swiss League ist nicht dabei. Unser Profihockey ist nun in einer Aktiengesellschaft zusammengefasst, in der die 12 Klubs der zweithöchsten Liga nicht vorkommen und nicht mehr mitreden können. Der Unmut ist gross. Langenthals Präsident Gian Kämpf, der Wortführer der Swiss League, bringt es auf den Punkt: «Wie meine Stimmung ist, verrate ich nicht.» Und versichert, man werde aktiv.
Das Problem: Die Swiss League mit mehreren Farm- und Partnerteams im Besitze und unter politischer Vormundschaft der National-League Klubs ist weder sportlich noch kommerziell oder politisch eine mit der National League vergleichbare Einheit. Für die kommende Saison hat die Neuorganisation unseres Profihockeys noch keine praktischen Auswirkungen. Veränderungen sind erst ab der übernächsten Saison (2021/22) zu erwarten. Wahrscheinlich ist, dass die Bedingungen für einen Aufstieg in die National League so erschwert werden, dass er praktisch unmöglich wird und der Auf-/Abstieg auf diese Weise abgeschafft werden kann.
Ob der emsigen Gründertätigkeit ist das «Jahrhundert-Projekt» Salary Cap – die Lohnbeschränkung – der National League etwas in den Hintergrund gerückt. Eigentlich wollte eine «Allianz der Vernünftigen» bei der nächsten offiziellen Liga-Versammlung am 27. August wegen der grossen, durch die Viruskrise verursachten wirtschaftlichen Sorgen den Salary Cap mit einem Grundsatzbeschluss einführen. Wohl wissend: Sollte das Geschäft wieder einmal brummen, wird der Salary Cap nicht mehr möglich sein.
Nun ist klar: Es kommt weder an der noch einzuberufenden ausserordentlichen Liga-Versammlung Mitte August (einziges Traktandum: die Organisation der nächsten Saison) noch am 27. August bei der ordentlichen Liga-Versammlung in dieser Sache zu einer Abstimmung. Die Geschäftsführung der Liga bestätigt auf Anfrage: «Wir sind noch nicht soweit.» Man müsse erst das Gesamtpaket schnüren.
Nächster Termin: die Liga-Versammlung im November. So Gott will. Es ist das aus der Politik bestens bekannte Prinzip der «Verhinderung durch Verschleppung». Die von den ZSC Lions angeführte Opposition gegen den Salary Cap zeigt Wirkung. Die bange Frage ist berechtigt: Scheitert das «Jahrhundert-Projekt» Salary Cap? Die Allianz der Vernünftigen ist nun gefordert.
Aber sportlich braucht man sich eigentlich auch gar nicht davor zu fürchten. Im Gegenteil, mit Cap würde die Wichtigkeit einer tiefen Mannschaft inklusive guten eigenen jungen Spielern viel grösser. Hast du viele Eigengewächse im Team integriert, kannst du auch besser Top-Shots engagieren als die Konkurrenz. Ist in der NHL genau das gleiche.
Die Stehplätze werde unter dem Vorwand Coronavirus auch noch entsorgt.
Kisscam und Cheerleaders gibt ja schon nur noch nicht flächendeckend.