Das Positive vorweg: Sind die Erwartungen an ein Team tief, kann es fast nur gewinnen.
Das ist die – etwas triste – Ausgangslage, 27 Tage bevor die Fussball-EM der Frauen beginnt. Die Schweizer Nati ist am Dienstag nach einer 0:1-Niederlage gegen Norwegen in der Nations League abgestiegen, sie hat nun acht Spiele lang nicht gewonnen und sie schiesst kaum Tore. Werbung fürs Turnier machte die Nati mit ihren jüngsten Auftritten nicht.
Nationaltrainerin Pia Sundhage wird am Freitag das erweiterte EM-Kader mit 30 Spielerinnen bekanntgeben und sich danach mit diesen auf eine kleine Tour de Suisse begeben. In Magglingen, Nottwil und Abtwil wird für jeweils eine Woche Quartier bezogen, um sich auf die Endrunde vorzubereiten. Das Kader wird in dieser Zeit auf jene 23 Spielerinnen reduziert, die die Heim-EM bestreiten.
Die 65-jährige Sundhage ist in den kommenden Wochen gefordert. Da ist einerseits die Frage, welcher Torhüterin sie das Vertrauen schenken wird. Livia Peng konnte in ihren zwei Einsätzen zuletzt nicht aufzeigen, dass sie besser ist als Elvira Herzog, die als Nummer 1 galt.
Die grössere Baustelle ist allerdings jene der Spielgestaltung und der Offensive. Gegen Norwegen hatten die Schweizerinnen zwar oft den Ball, aber sie wussten wenig Gescheites mit ihm anzustellen. Es fehlte der Zug aufs Tor. Hier muss Sundhage eine Lösung finden, um die Puzzleteile wie die Talente Sydney Schertenleib und Iman Beney und die Arrivierten wie Ramona Bachmann oder Captain Lia Wälti zu einem stimmigen Gesamtbild zu arrangieren. Beney, eine Offensivspielerin, wird von Sundhage in der Abwehr aufgestellt – mit dem Verweis, dass sie das schon hinkriege.
Die hochdekorierte Schwedin – als Spielerin Europameisterin, als Coach zwei Mal Olympiasiegerin mit den USA – muss nun zeigen, was sie noch kann. Laut dem «Blick» würden im Umfeld der Nati mittlerweile einige ihre Kompetenz anzweifeln. Sundhage gebe derzeit keine gute Figur ab, urteilte die «Aargauer Zeitung» und schrieb: «Anstatt dass ihre Spielerinnen bereit wirken für die EM, wirken sie im Moment verunsichert.»
Die vielen Trainings der kommenden Tage werden durch ein Testspiel ergänzt. Kurz vor dem EM-Beginn trifft die Nati in Winterthur auf Tschechien – eine heikle Aufgabe. Tschechien hat sich nicht für das Turnier qualifiziert, scheint aufgrund der jüngsten Ergebnisse auf Augenhöhe mit der Schweiz zu sein. Auch wenn Resultate in Testspielen sekundär sind: Sundhages Team sollte es gewinnen, um mit dem nötigen Mumm in die EM zu steigen.
Nach der Auslosung der EM-Vorrundengruppen war man im Schweizer Lager guter Dinge. Mit Norwegen, Island und Finnland bescherte das Los der Nati Gegnerinnen, mit denen man sich auf Augenhöhe wähnt. Das gehört auch zur Wahrheit: Die Schweizer Chancen auf einen Vorstoss in die Viertelfinals sind vielleicht nicht in erster Linie wegen der eigenen Stärken vorhanden, sondern deshalb, weil die anderen auch nicht unbedingt besser sind.
6. Juni
Bekanntgabe erweitertes EM-Kader
9. bis 13. Juni
Vorbereitung in Magglingen
16. bis 20. Juni
Vorbereitung in Nottwil
23. Juni
Bekanntgabe EM-Kader in Zürich
23. bis 27. Juni
Vorbereitung in Abtwil
26. Juni, 18 Uhr
Testspiel gegen Tschechien in Winterthur
28. Juni
Bezug EM-Basislager in Thun
Mittwoch, 2. Juli, 21 Uhr
Schweiz – Norwegen in Basel
Sonntag, 6. Juli, 21 Uhr
Schweiz – Island in Bern
Donnerstag, 10. Juli, 21 Uhr
Finnland – Schweiz in Genf
Ich hoffe die Mädels geben Gas beim Turnier, sonnst wird das nix.
Veranstalten wir einfach ein mehrtägiges, internationales Fest, wo nebenher Frauen Fussball spielen.
Wenn unsere Frauennati schon kein ernstzunehmender Gegner ist, müssen wir das Ganze ja auch nicht so ernst nehmen.
Gruss
Chorche, der Gute-Laune-... Mensch