Wenn es mit Nordamerikanern nicht mehr funktioniert und vorher auch berühmte Schweden gescheitert sind – dann hilft die Kombination aus beidem: Der neue ZSC-Trainer Rikard Grönborg ist amerikanisch-schwedischer Doppelbürger.
Noch bis zum Saisonende arbeitet er als schwedischer Nationaltrainer. Dann wechselt er für zwei Jahre ins Hallenstadion. Oder bis zu seiner Entlassung.
Rikard #Grönborg ist neuer Headcoach der ZSC Lions 🦁
— ZSC Lions (@zsclions) 9. Mai 2019
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Die Zürcher sind vernünftig und vertrauen dem «IBM-Syndrom». Der Ausdruck stammt aus der Frühzeit des Computer-Zeitalters.
Wer immer den Auftrag fasste, Computer für die Firma anzuschaffen, kaufte bei IBM ein und hütete sich vor Experimenten mit Siemens oder Olivetti. Funktionierte es nicht, so war der Einkäufer fein raus: IBM galt als das Mass aller Dinge.
So hat es auch ZSC-Sportchef Sven Leuenberger gemacht. Er hat den teuersten Trainer mit dem grössten Namen verpflichtet.
Rikard Grönborg gewann als Nationaltrainer mit Schweden die zwei letzten WM-Titel. Den letzten im Finale gegen die Schweiz. Scheitert er in Zürich, dann kann Sven Leuenberger wahrlich sagen: An mir liegt es nicht. Ich habe euch den Besten der Besten geholt.
Es gibt für dieses kluge Vorgehen, durch das man sich gegen alle Seiten absichert, auch eine boshafte Bezeichnung aus dem nordamerikanischen Business: «Cover your ass».
Sven Leuenberger riskiert wenig. Der Erfolgsdruck hält sich sowieso in Grenzen. Die ZSC Lions haben nicht einen einzigen WM-Helden in ihren Reihen. Sie sind nächste Saison gegen Titanen wie Davos oder Ambri, die bei der WM vertreten sind, nur Aussenseiter. Da darf schon die Playoff-Qualifikation als Erfolg gefeiert werden. Oder?
Für einmal gilt: Die Geschichte wiederholt sich. Okay, nicht Buchstabe für Buchstabe. Aber in groben Zügen schon. Ein Blick zurück ist nach der Trainerwahl der ZSC Lions interessant.
***Frühjahr 1996. Der HCD verpflichtet mit Arno Del Curto den U-20-Nationaltrainer. Weil das Geld nicht reicht, um einen teuren schwedischen Trainer zu halten. Mats Waltin ist für den HCD zu teuer geworden. Er zügelt nach Lugano. Money talks.
Frühjahr 2019. Der HCD verpflichtet mit Christian Wohlwend den U-20-Nationaltrainer. Weil das Geld nicht reicht, um einen teuren schwedischen Trainer zu verpflichten. Wunschkandidat Rikard Grönborg ist für den HCD zu teuer. Die Offerte der ZSC Lions kann nicht gekontert werden. Money talks.
Wir wissen heute, dass sich das Risiko für den HCD gelohnt hat. Arno Del Curto hat den Davosern die ruhmreichsten Jahre der Neuzeit beschert. Mit sechs Titeln.
Die Rechnung ging damals auch für Lugano auf. Aber nur auf Umwegen. Im Frühjahr 1996 befanden sich die Tessiner in einer ähnlichen Situation wie heute die ZSC Lions: Geld spielte keine Rolle. Aber die Erfolge liessen auf sich warten. Zum sechsten Mal war spätestens im Halbfinale Endstation. Die Lohnhierarchie stimmte nicht mehr. Die Spieler hatten zu viel Macht. Und es gelang nicht mehr, die Ausländerpositionen optimal zu besetzen. Alle möglichen Trainerexperimente waren gescheitert. Also wurde Mats Waltin nach dem «IBM-Prinzip» für zwei Jahre als Trainer verpflichtet. Ein grösserer Name war nicht zu haben. Der Schwede, einst als «Beckenbauer des Hockeys» verehrt, hatte in Lugano eine grosse Vergangenheit als Spieler. Als Trainer hatte er den HCD in die NLA zurückgeführt. Ein besserer Name war für Geld nicht zu haben.
Und tatsächlich: Im Frühjahr 1999 ist Lugano endlich wieder Meister. Aber nicht mit Mats Waltin. Der Schwede war bereits im Oktober 1997 von Manager Jim Koleff gefeuert worden. Es kam nicht nur zu einem Trainerwechsel. Auch sonst wurde ordentlich aufgeräumt. Neue Ausländer (Gaetano Orlando, Peter Andersson), eine Justierung der Lohn-Hierarchie, ein neuer Torhüter (Cristobal Huet) und ein neuer Captain spielten eine entscheidende Rolle.
Aus der Geschichte lernen wir also: Die ZSC Lions werden schon in absehbarer Zeit wieder Meister. Möglicherweise nicht mit Rikard Grönborg. Aber mit besseren Ausländern, justierter Lohn-Hierarchie, einem neuen Captain und einem neuen Torhüter.
Die Auszeit tat ihm gut.
Das wird kommendes Jahr wohl nicht mehr der Fall sein. Bern und Zug müssten vor Z angesiedelt werden, auch wenn noch einige Ausländer zu besetzen sind. Zudem gibts durchaus Lugano und Lausanne, die echli auf der Rechnung sein werden.
Dementsprechend: entweder passt es beim Z wie die Faust aufs Auge. Oder die Dramödie zieht sich über die Jahre.
Und da wäre noch der Genoni.
Ich wünsche mir schon jetzt für Ende September eine gepfefferte Polemik. Bitte terminieren, werter Eismeister
😊