Die denkbar grösste Herausforderung für den Sportchef: Den Nachfolger für den besten Torhüter der Liga, Stéphane Charlin, finden. Aber ohne eine «Transfer-Kriegskasse» für einen Einkauf im Transfer-Juwelierladen. Er muss sich auf dem Transfer-Wühltisch nach einem Sonderangebot für wenig Geld umsehen. So hat er seinerzeit ja auch Stéphane Charlin gefunden.
Und nun ist Pascal Müller fündig geworden. Er hat sich bei den Sonderangeboten auf dem Wühltisch für Robin Meyer und gegen Antoine Keller entschieden. Lausanne würde seinen Goalie-Schillerfalter Keller ziehen lassen. Er ist bei Cheftrainer Geoff Ward in Ungnade gefallen und Sportdirektor John Fust arbeitet intensiv an der Rückkehr von Connor Hughes, der in der Organisation der Montréal Canadiens nicht aus dem Farmteam herauskommt. Die Chancen stehen gut, dass der letztjährige Finalheld nächste Saison wieder für Lausanne spielt.
Aber wir sind kurz vom Thema abgekommen. Also: Langnaus Sportchef hat lieber den Goalie-Spatz in der Hand als die Taube bzw. den Schillerfalter auf dem Dach. Robin Meyer ist das kleinere Risiko als Antonie Keller. Mit 189 Zentimetern bringt er ebenfalls die eigentlich unerlässliche Grösse für die National League mit.
Pascal Müller sagt, er habe verschiedene Kandidaten geprüft und sich nach einem längeren Entscheidungsprozess für Robin Meyer entschieden. «Er bringt die Voraussetzungen mit. Er passt mit seiner Persönlichkeit zu uns, er hat sein Potenzial noch nicht ausgeschöpft und wir erwarten, dass er dies bei uns tun wird.» Natürlich sei Meyer kein Supertalent und habe nicht einmal ein Junioren-Länderspiel bestritten. «Aber das war beispielsweise bei Sandro Aeschlimann auch so. Er hat sich beharrlich verbessert und ist heute bei Davos eine starke Nummer 1.»
Robin Meyer wie Sandro Aeschlimann? Warum eigentlich nicht? Die Karriere-Entwicklung ist durchaus ähnlich: Beide haben sich in Zugs Farmteam mit Fangquoten von über 90 Prozent bewährt, beide waren in der höchsten Liga die Nummer 2: Aeschlimann bei Zug, Meyer bei den Lakers, wo er zwei Jahre lang (zwischen 2022 und 2024) 18 Partien von allem Anfang an bestritten hat.
Diese Saison ist Meyer der wichtigste Einzelspieler bei Visp und mit einer Saison-Fangquote von 93,01 Prozent der Hauptgrund für die Rückkehr in die Spitzengruppe. Soeben hat er Visp mit 95,65 Prozent Abwehrquote zum 4:1 über Olten gehext, wo Lucas Rötheli einmal mehr ein Lottergoalie war (86,96 Prozent der Pucks abgewehrt).
Nun steht Luca Boltshauser (32) vor seiner grössten Herausforderung: In der vierten Saison in Langnau obliegt es ihm, nach Stéphane Charlin zum zweiten Mal eine Nummer 2 zu unterstützen und an die höchste Liga heranzuführen. Das wird in der aktuellen Form nicht möglich sein.
Aber die Ausgangslage wird eine ganz andere als in dieser Saison sein: Boltshauser wird nicht mehr im Schatten einer übermächtigen Nummer 1 stehen und wieder vermehrt Streicheleinheiten für sein Ego bekommen. Weil er nächste Saison im Quadrat wichtiger sein wird: Ohne einen starken, mit seiner Nummer 2 freundlichen und geduldigen Boltshauser kann das «Experiment Meyer» nicht gelingen. Sportchef Müller weiss schon, warum er sagt: «Es wird auch eine Herausforderung für Luca Boltshauser sein.»
Langnaus Kaderplanung kommt nun in die finale Phase. Der Sportchef sagt: «Wir haben uns auch für einen Schweizer Goalie entschieden, weil wir einfach sechs ausländische Feldspieler brauchen.» Damit nächste Saison auch meistens sechs zur Verfügung stehen, hofft er auf die Finanzierung eines siebten Ausländers für die ganze Saison. Wenn er dafür grünes Licht bekommt, dann wird der Vertrag mit dem amerikanischen Center Sean Malone verlängert.