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Atalanta und Leipzig weiter – die Highlights aus der Champions League

epa08284359 A handout image provided by UEFA shows a statue in the stands representing a former fan ahead of the UEFA Champions League round of 16 second leg match between Valencia CF and Atalanta BC  ...
Vicente Navarro war vor seinem Tod bei jedem Valencia-Heimspiel – selbst als er erblindete.Bild: EPA

Der einzige Fan beim Geisterspiel – und 7 weitere Highlights vom gestrigen CL-Abend

11.03.2020, 08:5411.03.2020, 09:34
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Der einsame Valencia-Fan

Wie schon das Hinspiel fand auch das Achtelfinal-Rückspiel der Champions League zwischen dem FC Valencia und Atalanta Bergamo unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Ein Fan sass bei der 3:4-Niederlage aber dennoch im Stadion: Sein Name ist Vicente Navarro und er ist immer da.

Also eigentlich ist es nicht Navarro selbst, sondern seine Bronze-Statue. Er war Vereinsmitglied Nummer 18 und kam sein Leben lang zu jedem Heimspiel ins Mestalla. Selbst nach seiner Erblindung 1985 ging der legendäre Valencia-Anhänger Spieltag für Spieltag ins Stadion – noch 34 Jahre lang.

Navarro sitzt auf seinem Platz, ansonsten sind nur Sicherheitskräfte, Klubverantwortliche und Journalisten im Stadion.
Navarro sitzt auf seinem Platz, ansonsten sind nur Sicherheitskräfte, Klubverantwortliche und Journalisten im Stadion.bild: keystone

2017 verstarb Navarro, doch Valencia sorgte dafür, dass Navarro für immer auf seinem Platz 164 in Reihe 15 der Haupttribüne sitzt. Die «Blanquinegros» errichteten auf seinem Sitz eine lebensgrosse Bronze-Statue Navarros.

Die restlichen Fans mussten draussen bleiben, einige wenige aus beiden Fan-Lagern versammelten sich vor dem Spiel vor dem Stadion und sorgten wenigstens bei der Ankunft der Teambusse für eine grandiose Atmosphäre.

Die Valencia- und Bergamo-Fans feiern die Ankunft ihrer Lieblinge.Video: YouTube/Funtainment 4u

Die Ilicic-Show

Für Navarro gab es am Ende nichts zu feiern. Zwar schoss Valencia nach der 1:4-Niederlage im Hinspiel die geforderten drei Tore, doch Atalanta Bergamo traf gar viermal. Und alle Tore gingen auf das Konto von Josip Ilicic.

Die Highlights der Partie mit Ilicics vier Toren.Video: YouTube/Teleclub Zoom

Der slowenische Nationalspieler wurde mit 32 Jahren und 41 Tagen zum ältesten Spieler, der in einem Champions-League-Auswärtsspiel mindestens drei Tore erzielt hat. Vier Tore in einem Spiel der Königsklasse, das ist vor ihm erst zwölf weiteren Torjägern gelungen. Zuletzt schafften dies Robert Lewandowski (bei Roter Stern) und Serge Gnabry (bei Tottenham) in der Vorrunde.

Die Mehrfach-Torschützen in der Champions League

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Die Mehrfach-Torschützen in der Champions League
5 Tore: Erling Haaland (Manchester City) beim 7:0 gegen Leipzig am 14. März 2023.
quelle: imago/pro sports images / imago images
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In einem K.o.-Spiel ist die illustre Runde noch einmal kleiner. Vor Ilicic schafften das Kunststück bloss Barcelonas Lionel Messi (2010 gegen Arsenal und 2012 gegen Leverkusen), Bayerns Mario Gomez (2012 gegen Basel) und Dortmunds Robert Lewandowski (2013 gegen Real Madrid).

Spassvogel De Roon traut seinen Augen nicht

Marten de Roon ist bei Atalanta Bergamo neben Remo Freuler das zweite defensive Gewissen im Mittelfeld der Italiener. Auf dem Platz eher unauffällig gehört der 15-fache niederländische Nationalspieler zu den grössten Fussball-Spassvögeln auf Twitter. Auf seinem wun­derbar selbst­iro­ni­scher Account postet er immer wieder humoristische Perlen. Ein paar Beispiele gefällig:

Natürlich hatte De Roon auch nach Atalantas erstmaliger Viertelfinal-Qualifikation in der Champions League etwas zu twittern. Bei einem Zweikampf verletzte sich der Niederländer leicht am Auge, nach dem Spiel postete er ein Bild davon und schrieb: «Ich dachte, ich hätte mein Augenlicht verloren, aber es stand wirklich 4:3. In den letzten Acht der Chamions League!»

Atalanta widmet Sieg dem leidenden Bergamo

De Roon und seine Kumpels feierten den historischen Erfolg in der Kabine ausgiebig, aber natürlich gingen auch die leidgeprüften Fans zuhause nicht vergessen. So widmete Atalanta den Sieg in Valencia allen Menschen in Bergamo.

Die Stadt gehört zu den von der Corona-Pandemie am stärksten betroffenen Gebieten Italiens. «Bergamo, das ist für dich. Wir werden nie aufgeben!», schrieben die «Nerazzurri» auf ein weisses T-Shirt. «Wir wissen, dass uns zu Hause viele Menschen zugesehen haben, die nicht zum Feiern rausgehen können», sagte Trainer Gian Piero Gasperini nach dem Spiel. «Dieser Sieg ist für die Menschen in Bergamo.»

Österreichische Premiere und schneller Schwede

Im zweiten Spiel des Abends liess RB Leipzig Tottenham Hotspur auch im Rückspiel keine Chance. Matchwinner beim 3:0-Sieg des Bundesligisten war Marcel Sabitzer, der in der Startphase die ersten beiden Treffer erzielte.

Es war der erste Doppelpack eines Österreichers in der Königsklasse. «Ein Abend für die Geschichtsbücher, für den Verein und mich persönlich», schwärmte Sabitzer nach dem Spiel. «Es sind pure Emotionen. Wenn du im Achtelfinal einen Doppelpack schnürst, dann geht einiges durch deinen Körper.»

Die Highlights der Partie inklusive Doppelpack von Sabitzer.Video: YouTube/Teleclub Zoom

Für das dritte Leipziger Tor war der eingewechselte Emil Forsberg zuständig. Der Schwede traf nur 27 Sekunden nach seiner Einwechslung und erzielte somit das drittschnellste Jokertor der Champions-League-Geschichte. Schneller waren nur Jewhen Konopljanka 2015 für Sevilla (17 Sekunden) und Valère Germain für Monaco (23 Sekunden).

Mourinhos Durststrecke

Einem war die Lust gestern Abend besonders schnell vergangen: José Mourinho. Der Tottenham-Trainer war nach dem 0:1 ziemlich verärgert, nach dem 0:2 total bedient und versuchte auch in der Folge nicht, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Für Mourinho war es das sechste sieglose Spiel in Serie – eine solche Durststrecke hatte er zuvor in seiner gesamten Trainerkarriere mit bald 1000 Partien noch nie verzeichnen müssen.

«Wir sind in grossen Schwierigkeiten. Man kann uns im Moment nicht mal als Team bezeichnen. Wir sind eine Ansammlung von zur Verfügung stehenden Spielern», erklärte Mourinho hinterher. Der Portugiese spielte damit auf das grosse Verletzungspech an und führte sichtlich verzweifelt fort: «Es sind einfach zu viele: Kane, Son, Bergwijn, Sissoko, Ben Davies … es sind zu viele. Wir haben keine Offensivspieler, wir können unseren Gegnern nicht gefährlich werden.»

Mourinho versuchte es mit der Flucht nach vorn. Sein Plan: Vorne Druck machen, den Spielaufbau der Leipziger früh stören und irgendwie von individuellen Fehlern der Deutschen profitieren. Doch die kamen nicht und so überstand Mourinho zum dritten Mal in Folge eine Champions-League-K.o.-Runde nicht.

Nagelsmanns Erleichterung

Ganz anders war die Stimmung natürlich bei Julian Nagelsmann. Der Deutsche ist mit 32 Jahren und 231 Tagen der jüngste Trainer, der je in einem Champions-League-Viertelfinal stand. «Wir hatten in den ersten zehn Minuten etwas Probleme, doch danach hatten wir eine sehr gute Kontrolle im Spiel und waren sehr giftig», analysierte Leipzigs Cheftrainer nach dem Spiel. «Ohne Gegentreffer zu bleiben ist natürlich sehr gut, da kann man schon von einem verdienten Weiterkommen sprechen. Wir freuen uns auf die Auslosung und sind gespannt, wer unser Gegner wird.»

Nagelsmann sprach von einem historischen Moment für den Klub, für ihn selbst ist diese Europacup-Saison dagegen mehr eine Erleichterung: «Ich hatte schon einen kleinen Knacks nach den Europacup-Auftritten mit Hoffenheim, mit kläglichen drei Punkten bin ich da raus. Ab und zu schaue ich schon auf meinen Punkteschnitt, der in der Bundesliga ja ganz ansehnlich ist, international war ich aber der wohl unerfolgreichste Trainer der letzten zwei Jahren. Jetzt liest sich das bei Transfermarkt etwas angenehmer.» Dank 2,13 Zählern im Schnitt mit Leipzig ist sein Europacup-Punkteschnitt jetzt von 0,66 auf 1,14 hochgeschnellt.

Tanganga vs. Upamecano

Neben Doppeltorschütze Marcel Sabitzer war Mittelfeld-Abräumer Dayot Upamecano der äuffälligste Spieler bei RB Leipzig. Der 21-jährige Franzose war defensiv eine Wucht und schaltete sich auch offensiv immer wieder mit ein. Am Ende kam er auf eine perfekte 100-Prozent-Quote bei seinen Tacklings, Dribblings und Luftduellen. Ausserdem war der der meistgefoulte Spieler (5) der Partie.

In einer Szene hatte Upamecano aber das Nachsehen. Bei einer Leipzig-Chance versuchte der bullige Youngster Druck auf Tottenham-Goalie Hugo Lloris zu machen, wurde von «Spurs»-Verteidiger Japhet Tanganga aber wie beim Eishockey rücksichtslos aus dem Weg gecheckt.

Der Check von Tanganga gegen Upamecano.Video: streamable
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