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Bundesliga: Haaland-Spektakel verschleiert die grossen Probleme des BVB

Dortmund's Erling Haaland, left, celebrates after scoring a goal in a German Bundesliga soccer match between FC Augsburg and Borussia Dortmund in Augsburg, Germany, Saturday, Jan.18, 2020. ( Stef ...
Eingeschlagen wie eine Bombe: Erling Braut Haaland. Bild: AP

Haaland-Spektakel verschleiert die grossen Probleme des BVB

20.01.2020, 10:02
constantin eckner
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Ganz Dortmund befindet sich nach dem 5:3-Sieg in Haaland-Ekstase. Der Neuzugang aus Salzburg führte den BVB in Augsburg nach einer schwachen ersten Halbzeit dank drei Toren innert 23 Minuten noch zum Sieg.

Doch der Fussball von Borussia Dortmund ist weiterhin ein Zusammenspiel aus Licht und Schatten. Das Haaland-Spektakel verschleierte einige Probleme im BVB-Spiel. Doch es gab auch positive Besonderheiten.

Diese fünf Punkte sind in der Nachbetrachtung der Partie gegen Augsburg wichtig:

Dem BVB fehlen Verteidiger

Cheftrainer Lucien Favre entschied sich zunächst wieder für das 3-4-3-System, das zum Ende der Vorrunde einige Male gut funktionierte. Doch der 62-jährige Schweizer hatte nur sehr wenige personelle Optionen in der Dreierabwehr. Aufgrund der Verletzung von Dan-Axel Zagadou stellte sich diese fast schon von allein auf.

Allerdings wirkten alle drei Verteidiger nicht immer auf der Höhe, Mats Hummels und Manuel Akanji zeigten sich auch nach der Winterpause nicht sehr sattelfest. Komplett überfordert war Veteran Lukasz Piszczek, weil er vom Tempo her mit den Augsburgern nicht mithalten konnte. Das ist gerade bei einer hochstehenden Abwehrkette fatal.

Die Highlights der Partie Augsburg gegen Dortmund.Video: YouTube/DAZN Bundesliga

Nach dem Abgang von Julian Weigl wurde kein Ersatz für die Defensive verpflichtet. Dabei würde dem BVB ein Defensivallrounder für Mittelfeld und Abwehr gewiss gut tun. Favre muss sich nun entscheiden, ob er dem eigentlich talentierten Argentinier Leonardo Balerdi mehr Vertrauen schenkt oder doch zur Viererkette mit nur zwei zentralen Verteidigern zurückkehrt.

Reus hinkt seiner Form hinterher

Einen teils schwachen Tag in Augsburg erwischte einmal mehr Marco Reus. Der Captain des BVB vergab einige Top-Chancen und nahm nicht so viel Einfluss auf das Offensivspiel, wie er und Favre sich das wohl vorstellen. Reus hat des Öfteren Schwierigkeiten, sich angemessen am Spiel zu beteiligen.

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BVB-Captain Reus freut sich mit Haaland über dessen Hattrick.Bild: EPA

Als Zehner lässt er sich manchmal zu weit ins Mittelfeld zurückfallen und fordert ständig den Ball. Als Sturmspitze ist er gelegentlich isoliert vom restlichen Spiel der Mannschaft. Der 30-Jährige hat technische Qualitäten, von denen 99,9 Prozent aller Fussballer nur träumen können. Aber sein Spielverständnis ist nicht immer das beste. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Haaland sein Platz in der Sturmspitze fix übernehmen wird.

Der BVB bleibt anfällig für Pressing

Gerade in der ersten Halbzeit hatte Augsburg regelmässig Erfolg, wenn man die Dortmunder frühzeitig attackierte. Häufig umstellte die Offensivreihe um Florian Niederlechner den Strafraum von Dortmund bei Abstössen von Torwart Roman Bürki. Der BVB wirkte seinerseits nervös und beging einige Fehlpässe. Insgesamt 17-mal schenkte die Borussia den Ball allein in den 45 Minuten her. Der Fehlpass von Thorgan Hazard in der 34. Minute führte zur Führung für Augsburg.

Nach dem Fehlpass von Hazard zieht Vargas auf und davon und legt für Niederlechner auf.Video: streamable

Problematisch ist in diesem Zusammenhang auch die Passivität von Favre, der bis zur Halbzeitpause keine nennenswerten taktischen Anpassungen vornahm. Der Dortmunder Cheftrainer betont regelmässig, dass seine Mannschaft ballsicherer werden muss, gibt aber dem Anschein nach selbst wenig Impulse.

Haaland ist nicht der einzige neue Hoffnungsträger

Giovanni Reyna wurde in der 72. Minute für Thorgan Hazard eingewechselt. Das Debüt ging womöglich im Haaland-Hype ein wenig unter. Aber der 17-jährige Amerikaner stellt eine verheissungsvolle Ergänzung zur Offensivabteilung des BVB dar. Und er fügt sich sehr gut neben Jadon Sancho und den anderen ein, denn er ist ähnlich quirlig, dribbelstark und versiert bei hohem Tempo.

Dortmund's Erling Haaland, left, celebrates with Giovanni Reyna after scoring a goal in a German Bundesliga soccer match between FC Augsburg and Borussia Dortmund in Augsburg, Germany, Saturday,  ...
Giovanni Reyna zeigte bei der Haaland-Show ebenfalls eine starke Leistung.Bild: AP

Die Dortmunder leben momentan von ihrem schnellen Umschaltspiel und den langen Pässen hinter die gegnerische Abwehr. Genau da kann auch ein Reyna in Zukunft wertvoll werden – zumal mit Jacob Bruun Larsen eine weitere Offensivalternative keine grosse Rolle mehr spielt.

Haaland kann in jedem System brillieren

Die Treffer des 19-jährigen Norweger unterstrichen noch einmal, was ihn wirklich stark macht: Haaland hat ein starkes Timing, wenn er in die Tiefe läuft. Er ist gerade für seine Grösse sehr antrittsstark. Und seine Torschüsse gehen zumeist präzise ins flache Eck.

Ein typisches Haaland-Tor: Der Norweger trifft mit seiner zweiten Ballberührung ins lange Eck.Video: streamable

Nach seiner Verpflichtung entfachte die Debatte, ob Favre aufgrund von Haaland sein System umstellen müsste. Aber an sich funktioniert Haaland genau wie auch zuvor Paco Alcacer im Dortmunder Umschaltspiel hervorragend. Und eben diesen Spielansatz kann der BVB sowohl im 3-4-3 als auch im 4-2-3-1 umsetzen.

Die Pressekonferenz mit Lucien Favre nach der Haaland-Show in Augsburg.Video: YouTube/Borussia Dortmund

Dass Favre bei der Einwechslung von Haaland eben jenen Formationswechsel von 3-4-3 auf 4-2-3-1 vornahm, hatte vor allem personelle Gründe. Er wechselte den ohnehin schwachen Piszczek aus und ersetzte ihn direkt mit einem Offensivspieler. Beim Stand von 1:3 ist das ein typischer Wechsel. Wie sich der BVB künftig präsentieren wird, wenn Haaland in der Startelf steht, das werden erst die nächsten Spiele zeigen.

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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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winglet55
20.01.2020 10:40registriert März 2016
Akanji ist erst seit Hummels im Team ist so unkonstant. Vielleicht seit er neben einem "Weltmeister" spielt einfach die Unbekümmertheit. Im Gegenteil vorher war er der uneingeschränkte Chef im Strafraum des BvB und das brillant.
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cal1ban
20.01.2020 14:49registriert Januar 2018
Für mich gehört Brandt nicht ins ZM. Reus ist auch kein Mittelstürmer sondern sollte wie Anfang Saison im OM spielen. Mit der Rückkehr von Delaney wird das Mittelfeld defensiv besser. Kann man alle Spieler (Alcacer, Götze) halten, hat man eine unglaubliche Breite im Kader, schliesslich ist man noch in drei Wettbewerben vertreten.
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Die ZSC Lions finden keine Antwortweil sie (noch?) zu weich sind
Gegen das wahre, das raue, das «böse» Lausanne kassieren die ZSC Lions die erste Playoff-Niederlage (2:4). Der Final steht 1:1. Wenn die Zürcher nach dem «weichen Donnerstag» nun auch am Samstag zu weich sind, um richtiges Playoff-Hockey zu spielen, dann droht die zweite Niederlage. Sie hätte unabsehbare Folgen.

Guten Abend liebe ZSC Lions. Die Playoffs haben begonnen. Der offizielle Playoff-Start war eigentlich bereits am 16. März mit dem Beginn des Viertelfinals gegen Biel. Für die ZSC Lions war erst am Donnerstagabend in Lausanne Playoff-Start. Die zweite Finalpartie wird für die Zürcher nach neun Siegen in Serie die erste mit Playoff-Intensität, Playoff-Tempo und Playoff-Härte.

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